D. Weiß mir ein Blümlein blaue
(Zupfgeigenhansl 1912)
Text: anonym
Melodie: nach dem geistlichen Lied "Wer Gott will recht vertrauen"
1. | Weiß mir ein Blümlein blaue | |
von himmelblauem Schein, | ||
es steht auf grüner Aue | ||
und heißt Vergißnichtmein. | ||
Ich kunnt es nirgends finden, | ||
was mir verschwunden gar; | ||
von Reif und kalten Winden | ||
ist es mir worden fahl. | ||
2. | Das Blümlein, das ich meine, | |
ist brun, steht auf dem Ried, | ||
von Art ist es so kleine, | ||
es heißt: nun hab mich lieb! | ||
Das ist mir abgemähet | ||
wol in dem Herzen mein, | ||
mein Lieb hat mich verschmähet, | ||
wie mag ich fröhlich sein? | ||
3. | Mein Herz, das leit in Kummer, | |
daß mein vergessen ist, | ||
so hoff ich auf den Summer | ||
und auf des Maien Frist; | ||
die Riefen sind vergangen, | ||
darzu der kalte Schnee, | ||
mein Lieb hat mich umfangen: | ||
nun, Winter, heißt's: ade! |
Der Zupfgeigenhansl. Hrsg. von Hans Breuer. 7. Auflage, 33.–42. Tausend. Leipzig: Verlag Friedrich Hofmeister 1912, S. 23.
DVA: V 1/1687, i
Dort folgende Herkunftsangabe: "Nach der Heidelberger Liederhandschrift. Mel. 16. Jahrh."
Editorische Anmerkung:
In den ersten Auflagen des "Zupfgeigenhansl" (1909f.) ist das Lied noch nicht enthalten. Charlotte Ziegler (Das Volkslied im Wandervogel. Eine volkskundliche Untersuchung, durchgeführt am Liedgut des "Zupfgeigenhansl" und an der Persönlichkeit seines Herausgebers Hans Breuer. Diss. phil. Göttingen 1950, S. 125) gibt an, dass Breuer "Weiß mir ein Blümlein blaue" aus dem Wandervogel-Liederbuch "Heidelberger Pachantenlieder" (um 1911) für den "Zupfgeigenhansl" übernommen hat.
Im "Zupfgeigenhansl" steht "Weiß mir ein Blümlein blaue" im Kapitel "Minnedienst". Aus dem "Deutschen Liederhort" (Edition C) wurden nur die ersten beiden sowie die 6., letzte Strophe des Liedes übernommen. Der letzte Vers dieser Strophe ("nun, Winter, heißt's: ade!") ist eine Neuschöpfung.
last modified
23.01.2013 01:34