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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Weiß mir ein Blümlein blaue Edition C: Deutscher Liederhort 1894
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C. Weiß mir ein Blümli blaue

(Deutscher Liederhort 1894)


Text: anonym
Melodie: nach dem geistlichen Lied "Wer Gott will recht vertrauen"

Scan der Editionsvorlage
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Die Blumen.

1. Weiß mir ein Blümli blaue,
von himmelblauem Schein,
es steht in grüner Aue
und heißt Vergiß nit mein!
Ich kunnt es nirgend finden,
was mir verschwinden gar;
von Reif und kalten Winden
ist es mir worden fahl.
 
2. Das Blümli, das ich meine,
Ist brun, staht auf dem Ried,
Von Art ist es so kleine
Es heißt nun Hab mich lieb!
Das ist mir abgemähet
Wol in dem Herzen mein,
Mein Lieb hat mich verschmähet,
Wie mag ich fröhlich sein?
 
3. Das Blümli das ich meine
Das ist rosinenrot,
Ist Herzenstrost genennet
Auf breiter Heid es staht.
Sein Farb ist ihm verblichen,
Der Wolgemut hat verdorrt,
Mein Lieb ist mir entwichen,
Verloren han ich mein Hort.
 
4. Weiß mir ein Blümli weiße
Staht mir im grünen Gras,
Gewachsen mit ganzem Fleiße,
Das heißt nun gar Schabab;
Dasselbig muß ich tragen
Wol diesen Summer lang,
Viel lieber wöllt ich haben
Meins Buhlen Armumfang.
 
5. Der Rîf mit seinem Zeichen
Verderbt manchs Blümli zart
Kann sich dem Klaffer schmeichen
Mit ungetreuer Art;
Wol auch nach diesem Summer
Kummt uns der liechte Mai,
Bringt uns die Blümli wieder
Der Farben mancherlei.
 
6. Mein Herz das leit in Kummer,
Daß mein vergessen ist.
So hoff ich auf den Summer
Und auf des Maien Frist;
Die Riefen sind vergangen
Darzu der kalte Schnee,
Mein Lieb hat mich umfangen,
Das thut dem Klaffer weh.


Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart gesammelt und erläutert von Ludwig Erk. Nach Erk's handschriftlichem Nachlasse und auf Grund eigener Sammlung neubearbeitet und fortgesetzt von Franz. M. Böhme. Zweiter Band. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1894, S. 198f. (Nr. 387).
DVA: Allg 22, 4-2


Dort folgende Herkunftsangaben: "Text nach einem fl[iegenden] Bl[att] c. 1570 bei Uhland 54"; "Melodie bei Winnenberg, Christl. Reuterlieder, Straßb. 1582, Nr. 16, zum geistl. Liede: 'Wer Gott will recht vertrauen.'"


Editorische Anmerkung:
Böhme ging davon aus, dass die Weise des geistlichen Liedes "Wer Gott will recht vertrauen" ursprünglich einem weltlichen Text unterlegt war. So habe er auf der Suche nach einer "gleichalterige[n]" Melodie für "Weiß mir ein Blümli blaue" auch "nicht gezögert, die hübsche heitere Weise dem Blumenliede einstweilen zu eignen, bis Jemand noch ihren wirklichen Urtext auffindet." Ganz offensichtlich haben Böhme die zeitgenössischen Flugschriften niemals vorgelegen, in denen dieses Lied die Tonangabe "Ach Gott, wem soll ichs klagen" trug (z. B. Edition B). Der von Böhme als Quelle angegebene Uhland (s. Kommentar I. u. II.) unterschlug die Tonangabe seiner Editionsvorlage.
 
last modified 23.01.2013 01:29
 

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