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Abb. 2: Liedpostkarten ca. 1960er/1970er Jahre copied.
Edition D: Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart 1791 copied.
Edition B: Liedflugschrift 1563 copied.
B. Weiß mir ein Blümly blawe
(Liedflugschrift 1563)
Text: anonym
Melodie: Ach Gott, wem soll ich's klagen
Ein ander hüpsch Lied. | ||
1. | Weiß mir ein Blümly blawe / | |
von Himmel blawem schyn / | ||
es stadt vff grüner heyde / | ||
es heißt vergiß nit myn / | ||
das krut kondt ich nit finden / | ||
was mir verschwunden gar / | ||
von riffen vnd kalten winden / | ||
ist es mir worden ful. | ||
2. | Das Blümly das ich meynen / | |
ist brun stadt vff dem Ried / | ||
von art so ist es kleine / | ||
es heißt nun hab mich lieb / | ||
das ist mir abgemäyet / | ||
wol inn dem herzten myn / | ||
Myn lieb han ich verloren / | ||
wie mag ich dann frölich syn. | ||
3. | Das Blümly das ich meynen / | | [fol. A iij v] |
das ist roßyen rott / | ||
hertzen trost ist es genennet / | ||
vff breyter heyd es stadt / | ||
syn farb ist jm verblichen / | ||
der wolgemutt hatt verdorrt / | ||
myn lieb ist mir entwichen / | ||
verloren han ich min hort. | ||
4. | Weiß mir ein Blümly wiße / | |
gewachsen in grünem graß / | ||
gewachsen mit gantzem flyße / | ||
das heisset schabab / | ||
daßsebig [sic] müß ich tragen / | ||
gegen disem Sommer lang / | ||
vil lieber wölt ich haben / | ||
myns büllis arm vmmfang. | ||
5. | O Du myn Edler wolgemutt / | |
wie fröuwest du mich so seer / | ||
kein Blümly mir nie lieber ward / | ||
zu eeren ich dinen begär / | ||
ich begär dyn eygen zwerden / | ||
biß an das ende myn / | ||
halt mich in dinem wäsen / | ||
hertz aller liebster myn. | ||
6. | Der Riff mitt synem zeychen / | |
verderbt mengs blümly zart / | ||
vnder den Klaffer kan er sich schmeichlen / | | [fol. A iiij r] | |
mit andächtiger art / | ||
wol nach disem Sommer / | ||
kumpt vns der liechte Mey / | ||
bringt vnns die Blümly wider / | ||
der farben so mengerley. | ||
7. | Bringt vns die Blümly wider / | |
brun / blaw / rott nach der zyt / | ||
leyt mirs nit vß ein yeder / | ||
wz yedes blümly bedütt / | ||
myn hertz da lyt in kummer / | ||
das myn vergässen ist / | ||
so hoff ich vff den Sommer / | ||
vnd vff deß Meyens frist. | ||
8. | Die Riffen sind vergangen / | |
darzu der kalte Schnee / | ||
myn lieb hatt mich vmbfangen / | ||
das thut dem klaffer wee / | ||
hertz lieb du darffst nit dencken / | ||
das ich vn dir wöll lan / | ||
von dir will ich nit wencken / | ||
verdrüßts den klaffer schon. | ||
9. | Der Klaffer mit sym schwätzen / | |
macht jrrig yderman / | ||
thut die hertzen verhetzen / | ||
wo er das gschicken | kan / | [fol. A iiij v] | |
darumb darffst du nit sorgen / | ||
biß mir nun vnderthan / | ||
den abendt als den morgen / | ||
solt Gott vor ougen han. | ||
10. | Der wirt dich dann wol füren / | |
von ß Tüffels trug und list / | ||
das mengklich muß gespüren / | ||
das Gott dyn schirmer ist / | ||
dem thu ghorsamme leysten / | ||
biß in das Ende dyn / | ||
send dir syn Heylgen Geyste / | ||
Du must myn eygen syn. |
Zwey Hüpsche || nüwe Lieder / Das erst / || Ich reyt ein mal zu Braunschwyg || uß / etc. Das ander / Weiß mir ein || Blümly blawe / etc. In der wyß / || Ach Gott wäm soll ichs kla- || gen / etc. Bern: Samuel Apiario 1563, fol. A iij r–A iiij v.
DVA: Bl 4036 (Kopie; Original: Universitätsbibiothek Bern, Zentralbibliothek, Signatur: Rar fol. 1:242)
Editorische Anmerkung:
Nahezu identisch ist das Lied in einer um 1570 gedruckten Flugschrift enthalten (DVA: Bl 4298). Das lyrische Ich ist dort allerdings ein Mann, wie die Anrede in der 5. Strophe "Liebste" zeigt (statt, wie im vorliegenden Fall, "Liebster"). Weitere Unterschiede betreffen vor allem Wortschreibungen.
Worterklärungen:
(Str. 1. 6, 8) riff / Reif. (Str. 1) ful /faul. (Str. 2) brun / braun; Ried / Flurname für Rodungsgebiete; hab mich lieb / Habmichlieb, Zwerg-Primel. (Str. 3) roßyen rott / rosarot; hertzen trost / Herzenstrost, Borretsch (Heilpflanze bei – auch seelischen – Herzbeschwerden); wolgemutt / Wolgemut, Oregano (richtet nach mittelalterlicher Vorstellung erloschenen Lebensmut wieder auf). (Str. 4) schabab / Schabab, Schafgarbe (Blume der abgewiesenen Liebe). (Str. 6, 8, 9) Klaffer / Verleumder. (Str. 10) Tüffel / Teufel; mengklich / deutlich.
last modified
23.01.2013 11:57