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You are here: Home Lieder Leute höret die Geschichte (Robert Blum) Edition C: Version mit Freiheitsstrophe, Neumünster 1915
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C. Leute, höret die Geschichte

(Version mit Freiheitsstrophe, Neumünster 1915)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1

1. Leute, höret die Geschichte,
Die vor kurzem ist geschehn.
Robert Blum, den treusten Streiter,
Sah man mutig kämpfend untergehn.
 
2. Er stritt nur für die Freiheit
Und für des Vaterlandes Recht.
Und jeder war bei ihm als Bruder
Und keiner war bei ihm als Knecht.
 
3. Des Morgens um die vierte Stunde,
Tritt der Henkersknecht,
Flüstert ihm bei trübem Lampenscheine,
Sein Todesurteil leis ins Ohr hinein.
 
4. Des Morgens um die sechste Stunde,
Oeffnet sich das Brandenburgertor.
Die Hände auf dem Rücken festgebunden,
Tritt Robert Blum hervor.
 
5. Ich bin bereit zum Sterben
Und bitte um mein Leben nicht mehr.
Doch eins, das liegt mir schwer im Herzen,
Das ist mein vielgeliebtes Weib und Kind.
 
6. Diese Briefe gebt an meine Freunde,
Diesen Brief mein'm vielgeliebten Weib.
Dies kleine goldne Uhr,
Gebt Alfred, meinem jüngsten Sohn.
 
7. Die erste traf die Schläfe,
Die zweit sein treues Herz.
Und so starb der treuste Streiter,
Der allertreuste Robert Blum.


Aufzeichnung aus Neumünster (Holstein) vom 20. Oktober 1915.
DVA: A 58103

Dort folgende Herkunftsangabe: "Ahrens 7/163".


Editorische Anmerkung:
Der Aufzeichner des Liedes wird in der vorliegenden Quelle nicht namentlich genannt. Einsenderkatalog und A-Nummernbuch des Deutschen Volkslied¬archivs (Freiburg i. Br.) legen nahe, dass es sich dabei um Max Kuckei (aus Friedrichstal in Holstein) handelte. In diesem Fall bezieht sich die Herkunftsangabe "Ahrens 7/163" vermutlich auf die Gewährsperson Kuckeis. Möglich ist jedoch auch, dass Kuckei das Lied nicht selbst aufgezeichnet hat, sondern lediglich die Aufzeichnung nach Freiburg übermittelte – in diesem Falle dürfte es sich bei dem Aufzeichner wohl um eine nicht näher bekannte Person namens Ahrens gehandelt haben und bei der Nummer 7/163 um eine interne Zählweise des damaligen Schleswig-Holsteinischen Volksliedarchivs.

Die Freiheitsstrophe erscheint in den überlieferten Quellen vergleichsweise selten, doch wenn sie vertreten ist, dann stets als 2. Strophe. Aus dem Jahr 1922 ist noch eine andere Version dieser Strophe vorhanden:

Ein jeder war bei ihm sein Bruder ja,
Und keiner war bei ihm sein Knecht.
Ein jeder stand bei ihm zum Ruder ja,
Und jeder fand bei ihm sein Recht.

Liedaufzeichnung aus Hecklingen (Anhalt); DVA: A 71 852.
Bemerkenswert ist, dass nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch Aufzeichnungen aus Ungarn bekannt sind, die die Freiheitsstrophe enthalten. Hier wird die Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Freiheitskämpfer im Stich gelassen worden sei:

Er kämpfte ja nur für die Freiheit,
er kämpfte für ein bessres Los,
aber keiner, keiner war sein Bruder,
aber keiner, keiner war sein Freund.

Aufzeichnungen des Liedes von der Gewährsperson Elisabeth Müller, geb. Heberling (* 11. Dezember 1919), aus Bátaapáti (Kom. Tolna, Ungarn):
-  Aufz. 1954: durch Konrad Scheierling am 27. Juli 1954 (in Erding, Oberbayern); DVA: A 189164.
-  Aufz. 1986: durch Johann Fritz, August 1986 (in Bátaapáti-Apati, Kom. Tolnau); DVA: A 223247.
last modified 21.12.2011 11:14
 

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