C. Nur immer langsam voran
(Studentenliederbuch 1844)
Text und Melodie: anonym
Die Krähwinkler Landwehr. | ||
Nur immer langsam voran, nur immer langsam voran, | ||
dass die Krähwinkler Landwehr nachkommen kann! | ||
1. | Jetzt marschierens grad' nach Paris hinein | |
und fressen Knödel groß und klein! | ||
2. | Kein Saberl hängt uns an der Seit', | |
weil's g'fährlich wär' für hitz'ge Leut'. | ||
3. | Keinen Mantel hah'n sie uns umgegeb'n, | |
weil's gewußt haben, daß wir doch nit lang leb'n. | ||
4. | Wir sind ja auch schon drei Meilen marschirt | |
und an die hundert tausend Mann dabei krepirt. | ||
5. | Herr Hauptmann, mein Hintermann, der läuft immer Trab, | |
er tritt mir noch gewiß die Kamaschenknöpfe ab. | | [S. 251] | |
6. | Hat denn Keener den Fähndrich mit dem Fahnerl g'sehn? | |
man weeß halt nit, wie der Wind thut wehn! | ||
7. | Unser Fahnerl hält ja nur drei Ellen Tafft, | |
so'n Dingerl ist ja bald wieder angeschafft. | ||
8. | Doch Tambour strappezier' die Trommel nit zu sehr, | |
alleweil sind die Kalbsfell' so wohlfeil nit mehr. | ||
9. | Unser Hauptmann ist ein kreuzbraver Mann, | |
nur schad', daß er gar kein Pulver riechen kann. | ||
10. | Unser Leutenant ist ein g'waltiger Held, | |
wenn's drauf losgeht, hat er hinter die Fronte sich gestellt. | ||
11. | Der Herr General hat die meiste Courage', | |
wenn's losschießt, steckt er hinter der Bagag'. | ||
12. | Bei Lützen ist 'mal ne Bombe geplatzt, | |
potz Wetter, wie sind wir da ausgekratzt. | ||
13. | Da lob' ich mir so'n baierschen Kloß, | |
so'n Ding geht doch so leicht nit los. | ||
14. | Bei Leipzig in der Völkerschlacht, | |
da hab'n wir einen Todten zum Gefang'nen gemacht. | ||
15. | In der Festung war's noch mehr als schön, | |
da konnt' man den Feind durch die Gucklöcher sehn. | ||
16. | Und schlich denn mal ein Feind herein, | |
man konnte gleich nach Hülfe schrein. | ||
17. | Ach, wie wird's uns in Frankreich gehn, | |
da soll kein Mensch das Deutsch verstehn! | ||
18. | Und was da klug die Leute sind, | |
da spricht französisch jedes Kind! | ||
19. | Am End' geht's noch nach Spanien hinein, | |
da soll der Schnaps ganz bitter sein. | ||
20. | Was geht denn da im Busch herum, | |
das ist gewiß der Napoleum! | ||
21. | Herr Hauptmann, mit allergnädigstem Permiß, | |
was ich sie bitt', erlauben sie gewiß! | ||
22. | Reißt aus, reißt aus, reißt Alle aus! | |
Dort steht ein französisches Schilderhaus. | ||
23. | Und kommt der Feind doch angeruckt, | |
dann Alle flink in's Kartoffelfeld geduckt. | | [S. 252] | |
24. | Die Franzosen sind ja auch ganz toll und blind, | |
sie schießen immer, wo Menschen sind. | ||
25. | Ihr Bau'rn nun, bringt Knödel herein, | |
die Landwehr muß gewaltthätig hungrig sein! |
Neues Liederbuch für Studenten. (Text und Melodieen.) Berlin: Verlag der Stuhrschen Buchhandlung 1844, S. 250–252 (Nr. 195).
DVA: V 6/1690
Dort folgende Angabe zur Melodie: "Volksweise"; zum Text: "Volkslied in vielfachen Variationen".
last modified
30.08.2011 09:55