D. Unschuld'ger Jesu! was hast du verbrochen
(Evangelische Bearbeitung 1779)
Text: nach Johann Heermann (1585–1647)
Mel. Herzliebster Jesu, was etc. | ||
1. | Unschuld'ger Jesu! was hast du verbrochen? | |
Dein todesurtheil haben sie gesprochen. | ||
Ein fluch gemacht, sollst du am kreuze sterben, | ||
Wie sünder sterben. | ||
2. | Gegeisselt wird du, und zur schmach gekrönet! | |
Ins angesicht geschlagen und verhöhnet! | ||
Mit finsternis des todes schon umschattet, | ||
Gehst du ermattet! | ||
3. | Du trägst dein kreuz, du eilst auf blut'gen wegen, | |
Voll zuversicht, voll muth dem tod entgegen! | ||
Ich sehe dich, gekreuzigt, dich entfärbend, | ||
Voll wunden, sterbend! | ||
4. | Was ist die ursach dieser deiner plagen? | |
Ach unsre sünden haben dich geschlagen! | ||
Wir, o Herr Jesu! haben das verschuldet, | ||
Was du erduldet! | | [S.108] | |
5. | Wie wunderbar ist, Richter! deine strafe! | |
Der gute Hirte leidet für die schafe! | ||
Die schuld bezahlt der Mittler, der Gerechte, | ||
Für seine knechte. | ||
6. | Der fromme stirbt, der recht und richtig wandelt! | |
Der böse lebt, der wider Gott mißhandelt. | ||
Die unschuld stirbt: und der's gesez gebrochen, | ||
Wird losgesprochen! | ||
7. | Ach! unsre seele war entstellt von sünden: | |
An uns verbrechern war nichts guts zu finden. | ||
Das hätten wir, von Gott verworfen, müssen | ||
Auf ewig büssen. | ||
8. | O liebe! liebe, niemals auszusprechen! | |
Du willsts: an dir soll es der richter rächen. | ||
Wir lebten mit der welt in ihren freuden, | ||
Und du willst leiden. | ||
9. | Wer kann, o Herr, die grosen seligkeiten, | |
Die du uns gabst, mit vollem dank ausbreiten? | ||
Wer hat dich je für deiner liebe proben | ||
Genug erhoben? | ||
10. | Doch du sagst selbst: eins werde dir gefallen; | |
Wenn wir vor dir mit busse niederfallen, | ||
Und unser herz von neuem nicht entzünden | ||
Mit alten sünden. | ||
11. | Doch, Herr, dieß stehet nicht in unsern kräften, | |
Dem kreuze die begierden anzuheften: | ||
Drum send uns deinen geist, der uns regiere, | ||
Zum himmel führe! | ||
12. | Dann wollen wir mit vollem dank betrachten, | |
Was du gethan hast; diese welt nicht achten. | ||
Wir wollen wachen, beten, deinen willen | ||
Mit freud erfüllen. | ||
13. | Dann wollen wir für dich, Herr, alles wagen; | |
Kein kreuz nicht fürchten, keine schmach noch plagen: | ||
Uns sollen spott, verfolgung, tod und leiden | ||
Nie von dir scheiden! | ||
14. | Dieß alles ist zwar nur für schlecht zu achten, | |
Weil wir noch sterblich sind, im staub noch schmachten: | ||
Doch nimmst du's an! du wirst uns dennoch geben | ||
Dein ewig's leben. | ||
15. | Dort werden wir, o Herr, vor deinem throne, | |
Geschmücket mit der überwinder krone, | ||
Dein groses | lob viel würdiger besingen, | [S.109] | |
Stets dank dir bringen. |
Fuerstlich Nassauisches neues verbessertes Gesangbuch Zur Befoerderung der oeffentlichen und haeußlichen Erbauung. Wiesbaden 1779, S. 107ff. (Nr. 132).
GBA: 1779 Wiesbaden
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08.07.2009 08:58