B. HErtzliebster Jesu / was hast du verbrochen
(Johann Crüger 1653)
Text: Johann Heermann (1585–1647)
Musik: Johann Crüger (1598–1662)
| Des leydens Christi ursach / | ||
| aus Augustino. [S. 240] | ||
| 1. | HErtzliebster Jesu / was hat du verbrochen / | |
| Daß man ein solch scharf urtheil hat gesprochen? | ||
| Was ist die schuld? in was für Missethaten / | ||
| Bist du gerathen? | ||
| 2. | Du wirst verspeyt / geschlagen und verhönet / | |
| Gegeisselt und mit dornen scharf gekrönet: | ||
| Mit eßig / als man dich ans creutz gehencket / | ||
| Wirst du geträncket. | ||
| 3. | Was ist die ursach aller solcher plagen? | |
| Ach meine sünden haben dich geschlagen / | ||
| Jch / ach! HErr JEsu / hab dis verschuldet / | ||
| Was du erduldet. | ||
| 4. | Wie wunderbarlich ist doch diese strafe! | |
| Der gute hirte leidet für die schafe. | ||
| Die schuld bezahlt der HErr / der gerechte / | ||
| Für seine knechte. | ||
| 5. | Der Fromme stirbt / der recht und richtig wandelt: | |
| Der böse lebt / der wider GOTT mißhandelt. | ||
| Der mensch verwirckt den tod und ist entgangen / | ||
| GOTT wird gefangen. | ||
| 6. | Ich war von fuß auf voller schand und sünden / | |
| Bis zu der scheitel war nichts guts zu finden / | ||
| Dafür hätt ich dort in der höllen müssen | ||
| Ewiglich büssen. | ||
| 7. | O grosse lieb! o lieb ohn alle masse / | |
| Die dich gebracht auf diese marter | strasse / | [S. 241] | |
| Jch lebte mit der welt in lust und freuden / | ||
| Vnd du must leyden. | ||
| 8. | Ach grosser König / groß zu allen zeiten / | |
| Wie kan ich gnungsam solche treu außbreiten? | ||
| Kein menschlich hertze mag jhm diß außdencken / | ||
| Was dir zu schencken. | ||
| 9. | Ich kans mit meinen sinnen nicht erreichen / | |
| Mit was doch dein erbarmung zu vergleichen / | ||
| Wie kan ich dir dann deine liebesthaten | ||
| Jm werck erstaten. | ||
| 10. | Doch ist noch etwas / das dir angenehme / | |
| Wann ich des fleisches lüste dömpf und zäme / | ||
| Daß sie aufs neu mein hertze nicht entzünden | ||
| Mit alten sünden. | ||
| 11. | Weil aber diß nicht steht in eignen kräfften | |
| Dem creutze die begierden anzuhefften / | ||
| So gib mir deinen Geist / der mich regire / | ||
| Zum guten führe. | ||
| 12. | Alsdann so werd ich deine huld betrachten: | |
| Aus lieb an dich die welt für nichtes achten. | ||
| Ich werde mich bemühen deinen willen | ||
| Stets zu erfüllen. | ||
| 13. | Ich werde / dir zu ehren / alles wagen: | |
| Kein creutz nicht achten / keine schmach noch plagen / | ||
| Nichts von verfolgung / nichts von todeschmertzen | ||
| Nehmen zu hertzen. | ||
| 14. | Diß alles / obs für schlecht zwar ist | zu schätzen/ | [S. 242] |
| Wirstu es doch nicht gar beyseite setzen: | ||
| In gnaden wirst du diß von mir annehmen / | ||
| Mich nicht beschämen. | ||
| 15. | Wann dort / HERR JEsu / wir für deinem throne / | |
| Auf meinem häupt stehn ein ehrenkrone / | ||
| Da wil ich dir / wann alles wird wol klingen / | ||
| Lob und danck singen. | ||
Praxis Pietatis Melica. Das ist Ubung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesaengen / Herrn D. Martini Lutheri fuernemlich / wie auch anderer vornehmer und gelehrter Leute: Ordentlich zusammen gebracht / Vnd / ueber vorige Edition / mit gar vielen schoenen / neuen Gesaengen (derer ingesamt 500) vermehret […] verfertiget Von Johann Cruegern. Berlin 1653, S. 239–242 (Nr. 132).
GBA: Berlin 1653
Dort folgende Herkunftsangabe: "Johan. Herrmann".
Editorische Anmerkung:
Beim musikalischen Satz fehlen auf S. 239 Noten. Sie sind nachgetragen im Errataverzeichnis S. 953. – Das Lied wurde erstmals in der Ausgabe der Praxis Pietatis Melica von 1648 abgedruckt.
last modified
27.08.2012 11:42