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E. Es wolt ein Meyer meyen
(Berg-Lieder-Büchlein um 1700)
Text: anonym
1. | Es wolt ein Meyer meyen | |
wolt meyen auff grüner Heid | ||
:/: was trug er auff sein Rücken | ||
ein Sänßlein das war breit | ||
damit wolt er abmeyen | ||
all Blümlein auff grüner Heid :/:. | ||
2. | Als das ein Fräulein hörte | |
war sie frölich zur Stund | ||
:/: sein Senselein thät er wetzen | ||
dreymahl in einer Stund | | [S. 53] | |
da war das Mägdlein frölich | ||
das er gut meyen kund :/:. | ||
3. | Sie sprach ich hab ein Wieselein | |
es ist aller Blümlein voll | ||
:/: es liegt zwischen zweyen Bergen | ||
es wässert sich so wohl | ||
Gott wolle mir den bewahren | ||
der darauff meyen soll :/:. | ||
4. | Was zog sie von ihren Finger | |
von Gold ein | Ringelein [46] | ||
:/: sie da du edler Meyer | ||
das geb ich dir zu Lohn | ||
mein Meyer soltu bleiben | ||
den gantzen Sommerlang :/:. |
Neu-vermehrtes vollständiges Berg-Lieder-Büchlein / Welches nicht allein mit schönen Berg-Reyhen / Sondern auch Andern lustigen / so wohl alt- als neuen Weltlichen Gesängen / Allen lustigen und fröhlichen Hertzen / Zu Ergötzung des Gemüthes / versehen. o. O. / o. J. [um 1700], S. 45f [Nr. 34 ("Das Vier und dreyßigste")]. Zit. nach: Bergliederbüchlein. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von Elisabeth Mincoff-Marriage unter Mitarbeit von Gerhard Heilfurth. Leipzig: Karl W. Hiersemann 1936 (Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart 285), S. 52f (Nr. 34).
DVA: V 1/13353
Editorische Anmerkung:
Die Herausgeber der "historisch-kritischen Ausgabe" des "Bergliederbüchlein" verweisen an dieser Stelle noch auf weitere Quellen, die ebenfalls das erotische Motiv vom Mäher aufweisen, die jedoch nicht zum Liedtyp "Es wolt ein Meyer meyen" gehören:
"Schweizerisches fl. Bl. ooj Drey neue weltl. L., 8 Str. Abdr. Schweiz. Arch. XI 26 und Röseligarte in der ersten Auflage ohne Mel., in der zweiten mit einer modernen von Bohnenblust. Eine moderne verwischte, ins Schnaderhüpfel übergehende Fassung aus Niederösterreich D. dt. Vl. XXVI, Heft 7 S. 10."
Gemeint ist hier das Lied "Es wollt es (ein) Mähderli wandlen"; siehe: Drey neue weltliche Lieder. [DVA: Bl 4095]; auch zit. in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 11 (1907), S. 26 (Nr. 32); sowie Otto von Greyerz: Im Röseligarte. Schweizerische Volkslieder. Erstes Bändchen. 2. Aufl. Bern: A. Francke 1912, S. 61-63 und S. 79. Dieses Lied gehört jedoch als schweizerische Variante zum weitläufigen Liedtyp des sogenannten Faßbinder-Liedes (Erk-Böhme Nr. 130), über dessen ebenfalls sehr offen erotisches Potential Volksliedforscher wie Franz Magnus Böhme akademisch erröteten: "Das Lied vom Büttner, (Küfer, Faßbinder) hat sich vom 13. Jahrh. bis zur Gegenwart erhalten, merkwürdiger Weise immer in derselben Versform und gleichen Inhalts der am Ende sehr obscön wird, daß wir das ganze Lied nicht mittheilen wollen." (Deutscher Liederhort. Band 1. Leipzig 1893, S. 450).
Der Schnaderhüpfel-Verweis bezieht sich wiederum auf das Lied "Wo ist denn der Mähder, der mei Wieserl maht" und dessen Abdruck in: Das deutsche Volkslied 26 (1924), Heft 7, S. 10. Zu diesem sehr spärlich belegten Lied finden sich nur aus Österreich Quellen (vgl. DVA: Liedmappe Gr. XIc).
Elisabeth Mincoff-Marriage zählt das Lied "Es wolt ein Meyer meyen" zur Gruppe der "richtigen Volkslieder" (S. IX). Nicht erwähnt wird ihrer "historisch-kritischen Ausgabe" des "Bergliederbüchlein" jedoch, dass das Lied – neben anderen erotischen Liedern aus dieser Quelle – bereits von Emil Karl Blümml: Schamperlieder. Deutsche Volkslieder des 16.–19. Jahrhunderts mit Singweisen. Wien 1908 (Futilitates. Beiträge zur volkskundlichen Erotik, Band 1), S. 29f (Nr. VIII) ediert wurde (vgl. Edition F).
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25.06.2012 12:55