B. Wer jetzig Zeiten leben will
(Gekürzte Fassung 1913)
Text und Melodie: anonym
Tapfers Herze | ||
1. | Wer jetzig Zeiten leben will, | |
Muß haben tapfers Herze! | ||
Er hat der argen Feind so viel, | ||
Bereiten großen Schmerze! | ||
Da heißt es stehn wohl unverzagt | ||
In seiner blanken Wehre, | ||
Daß sich der Feind nit an uns wagt, | ||
Es geht um Gut und Ehre. | ||
2. | Geld nur regiert die ganze Welt! | |
Dazu verhilft betrügen; | ||
Wer sich sonst noch so redlich hält, | ||
Muß bald doch unterliegen. | ||
Rechtschaffen hin, rechtschaffen her! | ||
Das sein nur alte Geigen: | ||
Betrug, Gewalt und List viel mehr – | ||
Klag du, man wird dir's zeigen! | ||
3. | Doch wie's auch kommt das arge Spiel, | |
Behalt ein tapfers Herze, | ||
Und sei'n der Feind auch noch so viel, | ||
Verzage nicht in Schmerze! | ||
Steh gottgetreulich, unverzagt | ||
In deiner blanken Wehre, | ||
Wenn sich der Feind nun an dich wagt, | ||
Es geht um Gut und Ehre! |
Carl Clewing's Liederbuch. Berlin: Ed. Bote & G. Bock 1913, S. 37f.
DVA: V 1 fol 195
Dort folgende Herkunftsangabe: "Text und Melodie dieses herrlichen Trutzliedes finden sich bei Ditfurth (Hundert unedierte Lieder des 16. und 17. Jahrh.). Ich habe den Text der größeren Knappheit des Ausdrucks wegen etwas zusammengezogen."
Editorische Anmerkung:
Carl Clewing (1884–1954) war als Schauspieler (Bühne und Film), Opernsänger (u. a. Bayreuth) und Hochschullehrer tätig. Als Kampfflieger lernte er im Ersten Weltkrieg Hermann Göring kennen, der ihm im Dritten Reich in seiner Funktion als Reichsjägermeister dann den Auftrag zur Herausgabe der Reihe "Denkmäler deutscher Jagdkunst" gab (Bd. 1: "Musik und Jägerei", 1937). 1939 gab Clewing "mit Genehmigung des Reichsluftwaffenministeriums" (d. h. als Protegé Görings) ein "Liederbuch für die Luftwaffe" heraus (Verlag Vieweg, Berlin-Lichterfelde). Darin ist auch "Wer jetzig Zeiten leben will" enthalten (S. 16f.), versehen mit folgendem Nachweis:
"Worte und Weise dieses Liedes finden sich in den '100 unedierten Liedern des 16. und 17. Jahrhunderts' des Volksliedsammlers Wilh. Frhr. v. Ditfurth, der das Lied nach einem handschriftlichen Liederbuche des XVII. Jahrhunderts aus dem Besitz des Barons Truchseß zu Wetzhausen mitteilte. In neuerer Zeit fand das Lied in der Textfassung von Carl Clewing ('Carl Clewings Liederbuch', 1913) weite Verbreitung."
Bemerkenswert ist die dem Lied hier beigestellte Illustration:
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04.10.2010 11:58