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You are here: Home Lieder Gott grüß dich, Bruder Straubinger Edition D: Theaterlied 1839
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D. Gott grüß dich, Bruder Straubinger

(Theaterlied 1839)


Text: Karl von Holtei (1798–1880)

Scan der Editionsvorlage
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1.     Gott grüß dich, Bruder Straubinger,
Wie kommst denn du nach Halle?
Gott grüß' dich, Bruder Breslauer,
s' hat mir sehr gut gefalle.
Der Meister und die Meisterin,
Da hatt' ich nicht zu klagen,
Doch mit die Akademikus
Konnt' ich mich nicht vertragen.
 
2.     Da gingen wir des Sonntags auf
Einmal spazificiren;
Mit meiner Liebsten ging ich aus,
Ich that am Arm sie führen.
Da kommen drei Studenten her, –
Ich war mit ihr alleene, –
"Du Knote, lass' die Jumpfer los,
Und mach' dich auf die Beene!"
 
3.     Was will ich thun? – ich laufe weg,
Sie blieb bei den Studenten.
Nu war's mit meiner Liebe aus,
Wie wenn wir sich nicht kennten.
Ich ließ sie steh'n und grüßte nich',
Kam ich ihr in die Queere;
Vielleichte mag's so besser seyn,
Als wie wenn's anders wäre.


Karl von Holtei: Dreiunddreißig Minuten in Grüneberg, oder: der halbe Weg. Possenspiel in einem Act. In: Ders.: Almanach für Privatbühnen. Erster Jahrgang. Riga und Leipzig: Verlag von Eduard Frantzen 1839, S. 240.
DVA: B 50279


Editorische Anmerkung:
Zur Handlung von Holteis Posse und zum Kontext des Liedes: "Die beiden Hauptpersonen, der Klempner Jeremias Klagesanft aus Breslau und seine Schwägerin, die Witwe Rosaura Klagesanft aus Berlin, treffen sich zufälligerweise auf halbem Wege in Grünberg [Schlesien]. Beide kannten sich bisher nur vom Hörensagen und über ihre Korrespondenz. Die Komik ihres Zusammentreffens ergibt sich zunächst aus dieser persönlichen Unbekanntschaft, obwohl sich beide auf der Reise zueinander befanden. Jeremias war verarmt und hochverschuldet und wollte seine vor kurzem verwitwete Schwägerin um Beistand und Anstellung bitten. Rosaura wiederum befand sich nach dem Tode ihres Mannes auf der Suche nach einem geeigneten Klempnermeister, der ihren Betrieb in Berlin übernehmen und leiten sollte. Deshalb hoffte sie, in ihrem Breslauer Schwager den geeigneten Ersatz für ihren verstorbenen Ehemann zu finden". Im Laufe ihres Zusammentreffens verlieben sich die beiden ineinander; vgl. Eugeniusz Klein: Eine literarische Weinprobe. Zu Karl von Holteis Stück "Dreiunddreißig Minuten in Grünberg". In: Jahrbuch der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 45/46 (2004/05), S. 317–324 (hier S. 319f.). Jeremias singt das Lied, nachdem er Rosaura berichtet hat, weshalb er unverheiratet geblieben ist. Als Wandergeselle sei er in Halle gewesen: "Aber die Studenten waren nicht unsere [der Handwerksburschen] Freunde. Ne, da hat's manchesmal was gesetzt. Ein Student ist schuld, daß ich ein Hagestolz verblieben bin." Nach der zweiten Strophe wirft Rosaura ein: "I, das ist unverschämt!"
Das "Straubinger"-Lied aus Holteis Possenspiel findet verschiedentlich in Liederbüchern Aufnahme, z. B. in: Allgemeines deutsches Lieder-Lexikon oder Vollständige Sammlung aller bekannten deutschen Lieder und Volksgesänge in alphabetischer Folg. [Hrsg. von Wilhelm Bernhardi], Bd. 2. Leipzig 1847, S. 69 (Nr. 855); Deutsches Liederlexikon. Eine Sammlung der besten und beliebtesten Lieder und Gesänge des deutschen Volkes. Mit Begleitung des Pianoforte. Hrsg. von August Härtel. Leipzig 1865, S. 230 (Nr. 300).
last modified 29.11.2011 12:01
 

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