Edition B: Häufigste Melodie 1941 copied.
Edition A: Wolgaregion um 1890 copied.
Edition A: St. Petersburger Region 1917 copied.
A. Aus Wolinien sind gezogen
(St. Petersburger Region 1917)
Text: anonym
| Wolinien-Lied. | ||
| 1. | Aus Wolinien sind gezogen | |
| Die Verjagten arm und reich. | ||
| Keinem ging der Weg auf Roszen | ||
| Alle waren jetzt sich gleich. | ||
| Sonntag früh am fünften Juli, | ||
| Grade zu der Ernte Zeit, | ||
| Mussten durch die Trübsalsschule | ||
| Alle, arm und reiche Leut. | ||
| 2. | Angespannt und schwer beladen | |
| Stund der Wagen vor der Tür. | ||
| Manche Schätze, o wie schade, | ||
| Blieben, – man hat nichts dafür. | ||
| Vorwärts ging's durch Sturm und Wetter | ||
| Auf Befehl der Obrigkeit, | ||
| Keiner findet einen Retter, | ||
| Der ihn von der Not befreit. | ||
| 3. | So ging's vorwärts durch die Wälder, | |
| Ueber Hügel, Berg und Tal, | ||
| Auch durch Städte und durch Felder | ||
| Und durch Dörfer ohne Zahl. | ||
| Auf dem Strom mit einem Dampfer | ||
| Fuhren wir in einem Kahn, | ||
| Auch auf Fuhren manchen Orten, | ||
| Und zuletzt auf Eisenbahn. | ||
| 4. | Auf dem langen Trübsalswege | |
| Kam der Tod, hielt gleichen Schritt. | ||
| Kleine Kinder, alte Leute, | ||
| Junge Blüten nahm er mit. | ||
| Es ist gar nicht zu beschreiben | ||
| Diese grosse Trübsalszeit. | ||
| Jeden drückt das schwere Leiden. | ||
| Ach, wann endet dieses Leid! | ||
| 5. | Endlich ist der Tag gekommen, | |
| Wo wir in Sibirien hier | ||
| Werden freundlich aufgenommen, | ||
| Fanden Wohnung und Quartier. | ||
| Haben dort bei guten Leuten | ||
| Obdach für die Winterzeit. | ||
| So sorgt Gott für schwere Zeiten, | ||
| Ihm sei Dank in Ewigkeit! | ||
| 6. | Was vergangen und geschehen, | |
| Hat ein jeder schon gefühlt. | ||
| Aber wie's uns noch wird gehen | ||
| Ist von allen jetzt verhüllt. | ||
| Doch das eine ist vor sicher, | ||
| Dass uns geht nach Gottes Rat. | ||
| Er ist ja der rechte Richter, | ||
| Der noch nie gefehlet hat. | ||
| 7. | Gott wird ja die seinen schätzen | |
| In der schwersten Trübsalszeit, | ||
| Sollten gleich die Berge stürzen | ||
| Und uns drohn die Ewigkeit. | ||
| Das hat Gott vor alten Zeiten | ||
| Jedem Gläubigen getan. | ||
| Und er wird uns auch bereiten | ||
| Ein gelobtes Kanaan. | ||
Handschriftliches Liederheft von Frau Geweiler (1917), Kolonie Nikolajewka (Kreis Nowgorod / Region St. Petersburg); Abschrift von Viktor Schirmunski im Sommer 1930.
DVA: DVL – M 13, Nr. 1 (L)
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104–21–164, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.
Editorische Anmerkung:
Im Vergleich zu einer zehn Jahre später in der Ukraine aufgezeichneten Liedversion fehlt hier die achte Strophe (vgl. Edition C ).
last modified
21.03.2016 05:21