C. ACh wie nichtig Und untüchtig
(Parodie Sigmund von Birken 1661)
Text: Sigmund von Birken (1626–1681)
Andacht-Lied. Von GOttes Weißheit und Allmacht. | ||
Nach der Singweise: Ach wie nichtig, ach wie flüchtig, etc. | ||
1. | ACh wie nichtig | |
Und untüchtig | ||
Ist der Menschen Denken! | ||
Unsre Sinnen | ||
Sich nit können | ||
Nach dem Guten lenken. | ||
Blind sind wir uns vorzusehen, | ||
Der Verstand nit kan verstehen, | ||
Welchen Weg er müsse gehen. | ||
2. | Ob wir sehen | |
Und verstehen, | ||
Was uns nützen könde: | ||
Unvermögen | ||
Steht entgegen, | ||
Fässelt uns die Hände. | ||
Nichts kan unser Machen machen: | ||
Fleiß und Schweiß und Sorg und Wachen | ||
Trifft gar nicht das Ziel der Sachen. | ||
3. | Schöpfer, höre! | |
Ich verehre | ||
Dein allweises Wissen. | ||
Deine Augen | ||
Bässer taugen, | ||
Heil auf mich zu giessen. | ||
Wollest meine Blindheit leiten: | ||
Laß dein Auge mich begleiten, | ||
Mir die rechte Bahn bedeuten. | ||
4. | Deine Kräffte | |
Dem Geschäffte | ||
Können geben Ende. | ||
Laß mich Schwachen | ||
Stärcker machen | ||
Deine Allmacht-Hände. | ||
Raht und Taht bey dir ich finde. | ||
Hilff und rahte deinem Kinde, | ||
Daß in Ohnmacht wirfft die Sünde. | | [S. 68] | |
5. | Meine Witze, | |
Was mir nütze, | ||
Gar nit kan errahten: | ||
Ob ich's treffe, | ||
Mich mit äffe: | ||
Es sind deine Tahten. | ||
Oft hat wider alles Hoffen, | ||
Weil mir deine Gnad stund offen, | ||
Eine Wolfahrt mich betroffen. | ||
6. | Dein Geschicke | |
Ist mein Glücke; | ||
Dir ich meine Sachen | ||
Nur befehle, | ||
Mich nit quäle: | ||
Du, du wirst's wol machen. | ||
Deiner Weißheit will ich trauen | ||
Und auff deine Allmacht bauen: | ||
Also werd ich wunder schauen. | ||
7. | Gib, versage, | |
Tröste, plage, | ||
Wie, wann, wo – nach Willen! | ||
Dein Gemüte | ||
Voller Güte | ||
Soll mein Hertz abstillen. | ||
Wollst nur alles dir zu Ehren, | ||
Meine Seeligkeit zu mehren, | ||
Zu deß Nächsten Aufnahm kehren. |
Sigmund von Birken: In: Daniel Wüllfer: Das vertheidigte Gottes-geschick, und vernichtete Heyden Glück. Nürnberg 1661, S. 58. Zit. nach: Das deutsche evangelische Kirchenlied des siebzehnten Jahrhunderts. Von D. Albert Fischer. Nach dessen Tode vollendet und hrsg. von D. W. Tümpel. Bd. 5. Gütersloh 1911, S. 67 (Nr. 71).
DVA: V 2/750-5
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08.07.2009 09:57