Edition D: Gesangbuch Berlin 1829 copied.
Edition A: Ach wie fluechtig, ach wie nichtg Michael Franck 1652 copied.
A. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig
(Michael Franck 1652)
Text und Musik: Michael Franck (1609–1667)
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig. | ||
1. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Leben! | ||
Wie ein NEBEL bald entstehet | ||
Und auch wieder bald vergehet, | ||
So ist unser LEBEN, sehet! | ||
2. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Sind der Menschen Tage! | ||
Wie ein Strohm beginnt zu rinnen | ||
Und mit lauffen nicht helt innen, | ||
So fährt unsre Zeit von hinnen! | ||
3. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Freüde! | ||
Wie sich wechseln Stund und zeiten, | ||
Licht und Dunckel, Fried und streiten, | ||
So sind unsre Fröligkeiten! | ||
4. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Ist der Menschen Schöne! | ||
Wie ein Blümlein bald vergehet, | ||
Wenn ein rauhes Lüfftlein wehet, | ||
So ist unsre Schöne, sehet! | ||
5. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Stärcke! | ||
Der sich wie ein Löw erwiesen, | ||
Überworffen mit den Riesen, | ||
Den wirfft eine kleine Drüsen! | ||
6. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Ist der Menschen Glücke! | ||
Wie sich eine Kugel drehet, | ||
Die bald da, bald dorten stehet, | ||
So ist unser Glücke, sehet! | ||
7. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Ehre! | ||
Über den, dem man hat müssen | ||
Heüt die Hände höflich küssen, | ||
Geht man morgen gar mit Füssen! | | [S. 222] | |
8. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Ist der Menschen Wissen! | ||
Der das Wort kunt prächtig führen | ||
Und vernünfftig discurriren, | ||
Muß bald alle Witz verlieren! | ||
9. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Tichten! | ||
Der, so Kunst hat lieb gewonnen | ||
Und manch schönes Werck ersonnen, | ||
Wird zu letzt vom Todt erronnen! | ||
10. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Sind der Menschen Schätze! | ||
Es kan Gluht und Fluth entstehen, | ||
Dadurch, eh wir uns versehen, | ||
Alles muß zu trümmern gehen! | ||
11. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Ist der Menschen Herrschen! | ||
Der durch Macht ist hoch gestiegen, | ||
Muß zu letzt aus unvermügen | ||
In dem Grab erniedrigt ligen! | ||
12. | Ach wie nichtig, | |
Ach wie flüchtig | ||
Ist der Menschen Prangen! | ||
Der im Purpur hoch vermessen | ||
Ist als wie ein Gott gesessen, | ||
Dessen wird im Todt vergessen! | ||
13. | Ach wie flüchtig, | |
Ach wie nichtig | ||
Sind der Menschen Sachen! | ||
Alles, alles, was wir sehen, | ||
Das muß fallen und vergehen: | ||
Wer GOtt fürcht, wird ewig stehen! |
Die Eitelkeit, Falschheit und Unbeständigkeit der WELT [...] durch Michael Francken. Coburg 1652 (verschollen). Zit. nach: Das deutsche evangelische Kirchenlied des siebzehnten Jahrhunderts. Von D. Albert Fischer. Nach dessen Tode vollendet und herausgegeben von D. W. Tümpel. Bd. 4. Gütersloh 1908, S. 221f. (Nr. 254).
DVA: V 2/750-4
Musikalischer Satz zit. nach: Johannes Zahn: Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder, aus den Quellen geschöpft und mitgeteilt von Johannes Zahn. Bd. 1. Gütersloh 1889, S. 504f. (Nr. 1887a).
DVA: V 2/2800-1
Dort folgende Herkunftsangabe: "Mel. und Tonsatz v. Mich. Franck. Coburg 1652".
last modified
08.07.2009 09:57