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You are here: Home Lieder Wir hatten gebauet ein stattliches Haus Edition A: August Daniel von Binzer 1819
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A. Wir hatten gebauet ein stattliches Haus

(August Daniel von Binzer 1819)


Text: August Daniel von Binzer (1793–1868)
Melodie: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Auf die Aufhebung der deutschen Burschenschaft 1819

1. Wir hatten gebauet
Ein stattliches Haus
Und drinn auf Gott vertrauet
Trotz Wetter Welt und Graus.
 
2. Wir lebten so traulich
So einig so frei,
Den Schlechten ward es graulich:
Wir hieltens gar zu treu.
 
3. Sie lugten sie suchten
Nach Trug und Verrath,
Verleumdeten verfluchten
Die junge grüne Saat.
 
4. Was Gott in uns legte
Die Welt hat's veracht't,
Die Einigkeit erregte
Bei Guten selbst Verdacht.
 
5. Man schalt't sie Verbrechen,
Man irrte sich sehr:
Die Form kann man zerbrechen:
Die Liebe nimmer mehr.
 
6. Die Form ist zerbrochen,
Von außen herein:
Doch was man Drin gerochen
War eitel Trug und Schein.
 
7. Das Band ist zerschnitten
(War [Schwarz Roth] und Gold):
Und Gott hat es gelitten,
Wer weiß, was er gewollt!
 
8. Das Haus mag zerfallen,
Was hat's denn für Noth?
Der Geist lebt in uns Allen,
Und unsre Burg ist Gott!


Handschriftlicher Eintrag August Daniel von Binzers auf der Rückseite des Titelblattes des "Stammbuch[es] aller Burschen, die auf der Wartburg bei Eisenach die Kirchenverbesserung durch Luther und die Leipziger Schlacht am 18ten des Siegmonds 1817 gefeiert haben". Archiv der Wartburgstiftung Eisenach.
DVA: B 50531 (Kopie; Original: Archiv der Wartburg-Stiftung Eisenach)

Dort folgende Angabe zur Melodie: "Thüringer Volksweise"; unterzeichnet ist der Liedtext mit "A. B. inzer" (Name wurde von fremder Hand nachträglich vervollständigt). Von Binzers Hand zudem der Nachsatz: "Getrost! der Tag des HErrn bleibt nicht aus! Haltet nur auch ohne Burschenschaft recht fest zusammen!"


Editorische Anmerkung:
Die Farben der "deutschen Trikolore" (Str. 7) sind durch nachträgliche Nummerierung des Autors in die Reihenfolge "Schwarz Roth und Gold" gebracht (ursprünglich: "Roth Schwarz und Gold").
Die "Thüringer Volksweise", auf die das Lied gesungen wird, ist vor ihrer Verwendung durch Binzer nicht belegt. Seine Ehefrau, die Schriftstellerin Emilie von Binzer, bemerkte in einem nach seinem Tod veröffentlichten Erinnerungsbuch: "Ob die Melodie von Binzer ist, weiß ich nicht zu sagen; ich habe es immer vorausgesetzt, weil sie so ganz eins mit den Worten ist; vielleicht aber hat er sie einmal von einem Handwerksburschen singen hören und nachgebildet, denn sie hat etwas ungemein Volkstümliches, Ungekünsteltes" (Emilie von Binzer: Drei Sommer in Löbichau. Stuttgart 1877, S. 119; zit. nach Kurt Stephenson: Charakterköpfe der Studentenmusik: August Daniel von Binzer 1793–1868 – Justus Wilhelm Lyra 1822–1882. In: Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Im Auftrage der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung hrsg. von Kurt Stephenson u. a., Bd. 6. Heidelberg 1965, S. 29; ebd. S. 29–31 weitere Bemerkungen zur Melodie und deren möglicher Herkunft).
Eine Reproduktion von Binzers Stammbucheintrag sowie eine Edition von Text und Melodie des Liedes findet sich bereits in: Geschichte der Universität Jena 1548/58–1958. Festgabe zum vierhundertjährigen Universitätsjubiläum. Im Auftrag von Rektor und Senat verfaßt und hrsg. von einem Kollektiv des Historischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Leitung von Max Steinmetz, Bd. 1. Jena 1958, S. 359 (Abb. 111); Bd. 2. Jena 1962, S. 667f. (Edition und Kommentar). Zu Binzers Stammbucheintrag vgl. auch Franz Lechleitner: Das alte Burschenschaftsbuch auf der Wartburg. In: Burschenschaftliche Blätter 5 (1891), S. 82–85 (Text von Binzers Lied S. 83f.); darauf fußend (Prof. Dr.) Harzmann: "Wir hatten gebauet". In: Burschenschaftliche Blätter 41 (1927), S. 229.

Erstdruck des Textes von "Wir hatten gebauet" in: Kieler Commers- und Liederbuch. Kiel: C. F. Mohr 1821, S. 112f. (Nr. 53, ohne Autorangabe); ein weiterer Frühdruck des Textes in Ferdinand Herbst: Ideale und Irrthümer des academischen Lebens in unsrer Zeit oder der offene Bund für das Höchste im Menschenleben, zunächst für die teutsche studierende Jugend. Stuttgart 1823, S. 48 (hier als "Binzers trauliches Lied" bezeichnet).
last modified 17.10.2011 08:41
 

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