B. Wir hatten gebauet ein stattliches Haus
(Erstdruck mit Melodie 1825)
Text: August Daniel von Binzer (1793–1868)
Melodie: anonym
1. | Wir hatten gebauet | |
ein stattliches Haus, | ||
und drin auf Gott vertrauet | ||
trotz Wetter, Sturm und Graus. | | [S. 53] | |
2. | Wir lebten so traulich, | |
so innig, so frei, | ||
den Schlechten ward es graulich, | ||
wir lebten gar zu treu. | ||
3. | Sie lugten, sie suchten | |
nach Trug und Verrath, | ||
verleumdeten, verfluchten | ||
die junge, grüne Saat. | ||
4. | Was Gott in uns legte, | |
die Welt hat's veracht't, | ||
die Einigkeit erregte | ||
bei Guten selbst Verdacht. | ||
5. | Man schalt es Verbrechen, | |
man täuschte sich sehr; | ||
Die Form kann man zerbrechen, | ||
Die Liebe nimmermehr. | ||
6. | Die Form ist zerbrochen, | |
von außen herein, | ||
doch, was man drin gerochen | ||
war eitel Dunst und Schein. | ||
7. | Das Band ist zerschnitten, | |
war ― ― u. ― | ||
und Gott hat es gelitten, | ||
wer weiß, was er gewollt. | ||
8. | Das Haus mag zerfallen. ― | |
Was hat's dann für Noth? | ||
der Geist lebt in uns Allen, | ||
und unsre Burg ist Gott! |
Auswahl deutscher Lieder. Leipzig: Friedrich August Serig 1825, S. 52f. (Nr. 34).
DVA: V 3/2926
Dort folgende Verfasserangabe: "A. Binzer."
Editorische Anmerkung:
Die Farben der "deutschen Trikolore" Schwarz-Rot-Gold (Str. 7) wurden im Vormärz aus Zensurgründen meist durch Gedankenstriche ersetzt; vgl. u. a.
- Allgemeines deutsches Liederbuch oder vollständige Sammlung der bekannten und beliebten deutschen Lieder und Volksgesänge. Gesammelt [u.] planmäßig zusammengestellt […] von Guido Reinhold. Leipzig: Eduard Eisenach 1838, S. 134 (Rubrik "Commers- und Turnlieder" Nr. 40);
- Musikalischer Hausschatz der Deutschen. Eine Sammlung von 1000 Liedern und Gesängen mit Singweisen und Klavierbegleitung. Gesammelt und hrsg. von G. W. Fink. Leipzig: Mayer und Wigand 1843, S. 297 (Nr. 484);
- Alte und neue Studenten-, Soldaten- und Volks-Lieder. Mit Bildern und Singweisen. Hrsg. von L. Richter, A. E. Marschner, F. Pocci und A. Jürgens. Leipzig: Gustav Mayer 1847, S. 40f. (Nr. 30).
last modified
13.10.2011 10:37