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You are here: Home Lieder Tra, ri, ro (ra), der Sommer, der ist do (da) Edition B: Speyer 1775
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B. Tra, ri, ro, der Sommer, der ist da

(Speyer 1775)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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1. Tra, ri, ro,
Der Sommer, der ist da! (do, nach der Mundart)
Wir wollen naus in Garten,
Und woll'n des Sommers warten,
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer der ist da!
 
2. Tra, ri, ro,
Der Sommer der ist da!
Wir wollen hinter die Hecken,
Und wollen den Sommer wecken,
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer der ist da! | [S. 365]
 
3. Tra, ri, ro,
Der Sommer, der ist da!
Der Sommer, der Sommer!
Der Winter hat's verloren.
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer, der ist da!
 
4. Tra, ri, ro,
Der Sommer, der ist da!
Zum Biere, zum Biere,
Der Winter leit (liegt) gefangen
Und wer nicht dazu komt,
Den schlag'n wir mit der Stange, *
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer, der ist da!
 
5. Tra, ri, ro
Der Sommer, der ist da!
Zum Weine! zum Weine!
In meiner Mutter Keller
Ist guter Muskateller,
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer, der ist da!
 
6. Tra, ri, ro,
Der Sommer, der ist da!
Wir wünschen dem Herrn ein'n goldnen Tisch,
Auf jedem Eck' ein'n g'backenen Fisch,
Und mitten drein h'nein
Drei Wannen voll Wein,
Daß Er dabei kan frölich seyn!
Jo, Jo, Jo,
Der Sommer, der ist da!

* Darauf haben vielleicht die Gabeln Rücksicht.


[David Christoph] Seybold: Ein Beitrag zu den Volksliedern aus der Pfalz. In: Deutsches Museum 1778, Bd. 2, S. 362–368, hier S. 364 und S. 365.
DVA: F 11512

Zum Kontext des Liedes gibt Seybold die folgenden Erläuterungen: "Wir besizen seit der letzten Messe einen Band von Volksliedern [(Johann Gottfried Herder): Volkslieder. Erster Theil. Leipzig 1778], und es ist nichts mehr zu wünschen, als daß jeder Liebhaber der Nazionalpoesie durch den Anfang dieser Samlung aufgemuntert werden möge, zur Rettung der theuren Ueberreste derselben das Seinige beizutragen. […] Gewis habe ich selbst in jüngeren Jahren mehrere Volkslieder singen hören, und nicht darauf geachtet, weil ichs nicht zu schäzen wußte. Wie vieles geht auf diesem Wege verloren.
Als ich den ersten Sonntag Okuli in der Pfalz, damals noch in Speier, (1775) erlebte, wurde ich auf einmal durch einen Gesang der Kinder von vier bis zwölf oder mehrern Jahren in allen Gassen und Häusern her überrascht. […] Es war gerade ein schöner Frühlingstag; von allen Seiten her ertönte Freude über die Rückkehr des Frühlings, Alt und Jung nahm Theil daran, auf allen Gassen liefen Kinder umher mit hölzernen Gabeln, die mit Bändern und einer quer durchgezogenen Brezel geziert waren. Zwei größere Personen gingen verkleidet umher; der eine stellte den Winter, der andere den Sommer vor, sie kämpfen, und der Winter verliert. […] Das ist nun in der That Vorrede genug zu einem einzigen Liede! Nun zu diesem.
Anfangs vernahm ich nichts von demselben, als Tra ri ro, und achtete daher nicht sehr darauf. In der Folge aber bemerkte ich einzelne Gedanken, sie fielen mir auf, ich stellte mich mit dem Bleistifte ans Fenster, schrieb bei dem ersten nach, was ich konnte, und verstund, und füllte beim zweiten, dritten etc. meine Lücken aus. Aber ich bemerkte eine sehr verschiedene Ordnung der Strophen, und Zusäze, die gar nicht paßten. Andere Gedanken hatten weder Anfang noch Ende. Die korrupteste Stelle in einem alten Schriftsteller kann nicht so viele Varianten haben, als ich hier hörte. Wie alles vorbei war, verglich ich mein Nachgeschriebenes, und emendirte, conjekturirte, redigirte in ordinem, troz Benteleyen, und ich glaube nun, daß das Volkslied, das ich gehört habe, folgenden Gang hat: [folgt Liedtext]." (S. 362–364)
Seybold korrigierte und ergänzte seine Angaben im Folgejahr (Auszug eines Briefes an den Herausgeber. In: Deutsches Museum 1779, Bd. 2): "In dem Beitrage zu den Volksliedern sagte ich S. 363 an dem Sonntage Okuli werde das Frühlingslied gesungen; es geschieht aber acht Tage später, an Lätare. – Auf der folgenden Seite wunderte ich mich, warum die Kinder hier [in Grünstadt] und in andern Städten am Rheine dies Frühlingsfest nicht begehen, und konnte die Ursache nicht angeben. J[e]zt kann ich's. – Es ist hier ehemals eben so gefeiert, aber um des Unfugs willen abgeschaft worden. Vermutlich ist dies auch die Ursache der Abschaffung an andern Orten". (S. 79)

last modified 04.10.2011 01:03
 

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