Edition D: Polen 1935 copied.
D. Nun hasset die Sorgen
(Polen 1935)
Text und Melodie: anonym
Monatslied | ||
1. | Nun hasset die Sorgen und jaget sie gar! | |
Der Himmel verspricht uns ein fröhliches Jahr. | ||
Wir wollen den neuen Kalender durchsehn | ||
und alle die Monat hauptsächlich durchgehn. | ||
2. | Der Januar von Norden die Erde zerspalt, | |
der Winter wird kräftig, das Wasser wird kalt. | ||
3. | Der Februar, der bringt uns die Fastnacht heraus, | |
dann fasten die Mönche. Wir haben ein Schmaus, | ||
gesotten, gebraten, von allerhand Sach, | ||
was Gretchen am Feuer zurechte gemacht. | | [S. 13] | |
4. | März-Monat, der Bauer die Ochsen anspannt, | |
er pflüget, er dünget, er ackert das Land. | ||
5. | April dann bekleidet dei Erde mit Klee, | |
bald gibet er Regen, bald gibet er Schnee. | ||
Dann hecken und paaren all' Vöglein zusamm', | ||
da nimmt sich die Sila den Tiral zum Mann. | ||
6. | Mai-Monat, der alles mit Blumen schmückt. | |
Tirodus sein'm Liebchen ein Sträußchen zuschickt. | ||
Er lieget und träumet in süßestem Schlaf, | ||
als wär['] er bei Sila und hütet die Schaf. | ||
7. | Im Juni, da setzt man von Stroh auf ein Hut, | |
da grünen die Felder, dann frischet der Mut. | ||
Da stehet die Sonne am höchsten Stand, | ||
dann dürsten die Menschen, das Vieh und das Land. | ||
8. | Der Juli wird wärmer, durch Sonne erhitzt, | |
darinnen entstehet viel Donner und Blitz. | ||
Schärft Sense und Sichel, die Ernte geht an! | ||
Die Felder stehn schwanger, drum haut sie der Mann. | | [S. 14] | |
9. | August nun läßt sammeln in Scheunen die Frucht. | |
Da werden die Pilze in den Büschen gesucht. | ||
10. | September durchjaget der Jäger den Wald, | |
die Rehe erhascht er, sein Horn laut erschallt. | ||
Man rüttelt und schüttelt das Obst von den Bäum, | ||
der Bauer jetzt schmieret das Rütlein mit Leim. | ||
11. | Oktober muß geben dem Wein seine Kraft, | |
daraus man erkeltert den fröhlichen Saft, | ||
der allezeit Menschen in Fröhlichkeit bringt. | ||
Drum jauchzet und singet, wenn alles so klingt! | ||
12. | November hat Gänse und Schweine gemäst, | |
dann essen und trinken wir alle aufs Best. | ||
Martinus bringt alles in Keller und Küch. | ||
Das wilde Schwein laufet dem Jäger in Stich. | ||
13. | Was bringt uns denn endlich Dezember herbei? | |
Die Jahrzahl vermehrt er, aus zwei werden drei. | ||
Die dreie vereinigt, was Liebe verpflicht, | ||
was eines dem andern von Herzen verspricht. |
Kurt Lück, Robert Klatt: Singendes Volk. Volkslieder aus Kongresspolen und Wohlhynien. Posen: Historische Gesellschaft für Posen 1935 (Ostdeutsche Heimathefte 4), S. 12f.
DVA: V 1/13000
Dort folgende Herkunftsangabe: "Drzewce, Kr. Slupca / Mittelpolen".
Editorische Anmerkung:
In der Vorlage ist nur der zweite Teil der Strophe dreistimmig notiert.
last modified
21.06.2012 11:14