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You are here: Home Lieder Seht, da steht der große Hecker Edition D: Melodieaufzeichnung 1926
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D. Seht, da steht der große Hecker

(Melodieaufzeichnung 1926)


Text: Karl Christian Gottfried Nadler (1809–1849)
Melodie: nach "Oh du Deutschland, ich muss marschieren"

Scan der Editionsvorlage
 1




1. Seht dort steht der grosse Hecker,
Eine Feder auf dem Hut.
Seht dort steht der Volkserwecker,
Lechzend nach Tiroler Blut.
Wasserstiefel, dicke Sohlen,
Säbel trägt er und Pistolen
Und zu Peter sagt er:
"Peter sei du Statthalter."
 
2. "Peter", sprach er, "du regierest
Konstanz und den Bodensee,
Ich zieh aus und kommandiere
Unsere tapfere Armee."
Handwerksburschen, Litteranen (!) [1]
Bauern alles Avokaten
Alles folgte Rastatt um,
Als er seine Trommel schlug.
 
3. Rumbedebum – so hört man schlagen,
Rumbedebumbede rumbede bum.
Und zur Straf liess Weisshardt sagen
Rings im ganzen Land herum:
"Tut doch schnell zusammenraffen,
Gebt mir Mannschaft, Pferde Waffen,
Oder ich bring alles um!"
Rumbede bumbede, rumbede bum!


Aufzeichnung in Gresgen bei Schopfheim am 26. September 1926 von Erich Seemann (DVA); Gewährsperson: Fritz Grether.
DVA: A 76547

Dort folgende Information zur Gewährsperson: "Als Vertreter einer älteren Generation sang mir Fritz Grether vor; er ist Landwirt und dürfte in der zweiten Hälfte der 70-er Jahre geboren sein. Der Text mancher, von ihm wohl teilweise lange nicht mehr gesungener Lieder, ist ihm bis auf wenige Strophen entschwunden." (Vorblatt zu den A-Nummern der Grether-Aufzeichungen von E. Seemann)

[1] Ausrufungszeichen wurde vom Aufzeichner so gesetzt.


Editorische Anmerkungen:

Noch im erinnerten Liedtext zeigen sich (die von Erich Seemann festgehaltenen) Gedächtnislücken der Gewährsperson; ihre Überbrückung lässt sich an sinnfreien Wendungen wie "lechzend nach Tiroler Blut" (statt: "Tyrannenblut" in Str. 1) oder "alles folgte Rastatt um" (statt: "alles folgte rasch dem Zug" in Str. 2) ablesen.
Die hier aufgezeichnete Melodie verbindet man heute primär mit dem bekannten Kinderlied "Weißt du, wieviel Sternlein stehen", dessen Text 1837 von Wilhelm Hey geschrieben wurde. Damals gehörte die Weise jedoch zu dem Lied "Oh du Deutschland, ich muss marschieren", das bereits 1818 mit dieser Melodie gedruckt worden ist.
Ob Nadlers "Guckkastenlied" bereits um 1848 zu dieser Melodie gedacht war, ist nicht bekannt. Es ist denkbar, dass sich der damalige Vermerk "nach bekannter Melodei zu singen" (s. Edition A) tatsächlich auf das seinerzeit sehr bekannte (Soldaten-)Abschiedslied bezieht, zumal sich damit eine besondere intertextuelle Ironie verbinden würde –  historisch belegen lässt sich dies hingegen bislang nicht.

Dass sich Aufnahmen des Liedes aus jüngerer Zeit an dieser Melodieaufzeichnung orientieren, geht auf den Hinweis der Liedforscherin und Bibliothekarin des Deutschen Volksliedarchivs Barbara Boock zurück. Erstmals findet sich eine solche Aufnahme in einer Publikation der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg für den Schulunterricht zum Thema "Historische Lieder" (1987); weitere Einspielungen mit dieser Version stammen von den Gruppen "D'Gälfiäßler" (1998) und "Passepartout" (2010); s. Diskographie.
last modified 31.08.2011 05:28
 

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