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You are here: Home Lieder Ihr Brüder, wollt ihr ziehen fort Edition B: Dobrudschadeutsche in der BRD 1950er Jahre
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B. Gebrüder wollt ihr ziehen nach dem Kaukasia

(Dobrudschadeutsche in der BRD 1950er Jahre)

 

B 1. Gebrüder wollt ihr ziehen nach dem Kaukasia


Text und Melodie: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1  2




1. Gebrüder wollt ihr ziehen
Nach dem Kaukasia?
Der Schnee fängt an zu fliegen,
Der Herbst ist nicht mehr weit.
 
2. Dort über dem Gebirge
Dort wachsen Feigenbaum.
Bockshörner und Rosainen
Sind süß wie Zuckerstein.
 
3. Ich möcht so gerne ziehen,
Wie etwas auf der Welt,
Der Schnee fängt an zu fliegen
Es fehlt mir nur an Geld.
 
4. Borg du mir hundert Rubel,
Daß ich auch ziehen kann,
Und meine Frau und Kinder
Auch mit mir nehmen kann.
 
5. Der [Daugot] quillt aus dem Boden
Wie eine Wasserquell,
D’rum ist das Land zu loben,
Frisch auf und eilet schnell!


Aufzeichnung aus mündlicher Überlieferung durch Johannes Künzig und Waltraut Werner. Gewährsperson: Paul Ruscheinski, geb. 1891 in Karamurat, Dobrudscha (Rumänien). Tonbandaufzeichnung am 8. August 1958 in Steinach bei Straubing (Bayern). Ediert in: Johannes Künzig und Waltraut Werner: Aus dem Liedgut des dobrudschadeutschen "Singers" Paul Ruscheinski. Authentische Tonaufnahmen 1956-1973. Melodie-Transkriptionen und Kommentare: Gottfried Habenicht. Freiburg: Volkskunde-Tonarchiv 1977. Schallplatte Nr. 2, Titel Nr. 12; Begleitheft S. 48, 100–103.
DVA: Pl 4354/1–3

Dort außerdem folgende Strophenvarianten:

Abbildung - Notensatz

noten_ihr_brueder_editanm_edB_nr_3.jpg

Abbildung - Notensatz 

Abbildung - Notensatz


Editorische Anmerkung:
Strophe 5, Vers 1: Zu "Daugot" vgl. die Erläuterung zu "Togot", in Edition B 2 (siehe unten).
Im Liedbeleg von Johannes Künzig und Margot Werner (JKI: 336/I-295), der oben edierter Transkription zugrunde liegt, steht an dieser Stelle "Daugot". Auch in der Tonaufnahme ist dies deutlich so zu hören. Gottfried Habenicht hat diese Textstelle in seiner Transkription ohne nähere Erläuterung in "Tau dort" abgeändert.
Dort findet sich außerdem der Hinweis auf eine zweite Tonaufnahme desselben Liedes mit Paul Ruscheinski vom 12. Oktober 1956 (Signatur im JKI: 221/II-45 bzw. 221-338). Die Melodie dieser Aufnahme weicht von der oben edierten ab, siehe Hartmut Braun: Zur Charakteristik des Volksliedsängers Paul Ruscheinski aus Karamurat. In: Jahrbuch für ostdeutsche Volkskunde 11 (1968), S. 140–151, dort S. 147.
In seinem Kommentar im Begleitheft der Schallplatte hat Habenicht die Signaturen der JKI-Tonaufnahmen zu den Auswandererliedern Nr. 11 (Brasilienlied) und Nr. 12 (Gebrüder wollt ihr ziehen) versehentlich vertauscht.
 
 
 
 
 

B 2. Gebrüder wollt ihr ziehen nach dem Kaukasia


Text und Melodie: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1




1. Ihr Brüder, wollt ihr ziegen wohl nach K[a]ukasia,
der Schnee fing an zu fließen, es fehlt mir nur an Geld.
 
2. Borg du mir hundert Taler, da[ss] ich auch ziegen kann,
und meine Frau und Kinder auch mit mir nehmen kann.
 
3. Dort hinter der Gebirge, dort wachsen Feigebäum,
Buchskörner und Rosinen sein süß wie Zuckerstein.
 
4. Der Togot kommt aus dem Boden wie ein Wasserquell,
drum ist das Land zu loben, frisch auf und eilet schnell.


Aufgezeichnet in Ludwigsfeld bei München am 9. September 1951 durch Konrad Scheierling; Gewährspersonen: Romanus Söhn (57 Jahre), Herkunftsort: Karamurat (Dobrudscha).
DVA: A 189213


Editorische Anmerkung:
Konrad Scheierling (1924–1992) war hauptberuflich Lehrer und zudem passionierter Liedsammler und -forscher. Sein Schwerpunkt war das Liedgut der Deutschen aus Südosteuropa.
Scheierling hat diesen Beleg 1955 in seiner Liedsammlung "Ich bin das ganze Jahr vergnügt. Lieder für uns alle" publiziert (Kassel, Basel: Bärenreiter, dort Nr. 35, S. 35, 108). Die Melodie ist dort transponiert nach d-moll, der Text in Orthographie und Zeichensetzung an die deutsche Rechtschreibung angepasst. In den Anmerkungen finden sich die oben genannten Informationen zur Herkunft dieses Liedbelegs. Außerdem hat Scheierling dort drei Fußnoten eingefügt:
zu Strophe 1, Vers 1: "Kaukasia = Kaukasus"
zu Strophe 3, Vers 2: "Buchskörner = Johannisbrot"
zu Strophe 4, Vers 1: "Togot = Öl".
"Buchshörner" ist sicher eine Verballhornung des regionalen Begriffes "Bockshörnle" für Karob bzw. Johannisbrot. Die Herkunft des Wortes "Togot", das Scheierling hier mit "Öl" übersetzt, konnte bislang nicht geklärt werden.
Der sudetendeutsche Komponist Friedrich Stolle griff diese Edition Scheierlings auf und schuf zu der Melodie, die Scheierling transkribiert hatte, einen vierstimmigen Chorsatz (veröffentlicht in: Der Singkreis [1.]. Volkslieder in Sätzen von Fritz Stolle. Rotenburg/F.: Iglauer Singkreis 1970, S. 40). In der Druckvorlage Stolles finden sich noch die Worterläuterungen Scheierlings zu "Buchskörner" und "Togot". In der Publikation sind sie getilgt. Zur Herkunft des Liedes findet sich bei Stolle nurmehr der Vermerk "aus der Dobrudscha" im Inhaltsverzeichnis des Liederbuchs.
last modified 27.12.2010 12:18
 

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