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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Ich bin ein guter Untertan Edition A: Adolf Glaßbrenner 1849
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A. Ich bin ein guter Unterthan

(Adolf Glaßbrenner 1849)


Text: Adolf Glaßbrenner (1810–1876)

Scan der Editionsvorlage
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Der gute, stammelnde Unterthan.

(Nach bekannter Melodie.)

1. Ich bin ein guter Unterthan,
Das leidet keinen Zweifel;
Mein Fürst, das ist ein frommer Mann:
O wär' er doch beim theu ... theuren Volke immer,
So würd' es niemals schlimmer,
Beim theu ... theuren Volke immer,
So würd' es niemals schlimmer.
 
2. Wir haben ihn wohl oft betrübt,
Doch nimmermehr belogen;
Er sagte, daß er uns geliebt,
Und hat uns doch betro ... offen oft auf Thaten,
Die er uns nicht gerathen.
Betro ... offen oft auf Thaten,
Die er uns nicht gerathen.
 
3. Die Staatsbeamten thaten Recht:
Sie wahrten seine Rechte,
Und Der war ihm der liebste Knecht,
Der sich recht viel erfre ... eulich zu uns neigte,
Und Mitleid uns bezeugte,
Erfre ... eulich zu uns neigte,
Und Mitleid uns bezeugte.
 
4. Den Schwur, so er geleistet hat:
Erfüllung alles Dessen,
Was seine Pflicht an Gottes Statt,
Den hat er ganz verge ... ebens halten wollen,
Es hat nicht glücken sollen!
Verge ... ebens halten wollen,
Es hat nicht glücken sollen! |[S. 48]
 
5. Du, Polizei, die dazu da,
Das wilde Volk zu zügeln,
Dich möchte ich nur ein Mal, ja,
So recht von Herzen prü ... prüfen und Dich fragen:
Wer über Dich könnt' klagen?
Prü ... prüfen und Dich fragen:
Wer über Dich könnt' klagen?
 
6. Ihr Ritter des Philisterruhms,
Und ihr, gelahrte Raben
Am Friedenshof des Alterthums:
O laßt euch doch begr ... eiflich alle machen,
Wie sehr wir euch bewachen!
Begr ... eiflich alle machen,
Wie sehr wir euch bewachen!
 
7. Ihr Mönche, vornehm, schwarz und weiß:
Das Volksglück, das verpuffte,
Wird eurer steten Mühe Preis,
Denn ihr seid große schu ... ulgerechte Lehrer,
Und eifrige Bekehrer,
Ja, schu ... ulgerechte Lehrer
Und eifrige Bekehrer.
 
8. Ihr Stolzen, ihr im deutschen Land
Vom Rheine bis nach Polen,
Ihr seid mir durch und durch bekannt,
Euch soll der Kuckuck ho ... hohes Alter melden,
Euch weisen Friedenshelden,
Ja, ho ... hohes Alter melden,
Euch weisen Friedenshelden!


Komischer Volkskalender für 1849. Herausgegeben von Adolf Brennglas [Adolf Glaßbrenner]. Mit vielen Illustrationen von Th. Hosemann. Vierter Jahrgang. Berlin: Expedition des komischen Kalenders, S. 47f.
DVA: B 50291


Editorische Anmerkung:
Neben dem "Komischen Volkskalender", der seinerzeit in vergleichsweise hoher Auflage erschien, wurde Glaßbrenners Lied vom "guten, stammelnden Unterthan" damals auch über Flugschriften verbreitet, exakt in der gleichen Fassung z. B. in:
Vier neue Lieder. O. O., o. J. [1849].
DVA: Bl 9766
Die Datierung dieser Flugschrift lässt sich aufgrund von zwei anderen darin enthaltenen Liedern recht genau vornehmen. Auch diese beiden Lieder stammen von Adolf Glaßbrenner und stehen im Kontext der Ereignisse 1848/49: "Neue Berliner Hymne" ("Heil Dir, o Brandenburg" – auf die Melodie von "Heil Dir im Siegerkranz") und "Der Reichsverweser" ("Zwischen Frankfurts stolzen Mauern" – auf die Melodie von "In des Waldes tiefen Gründen"). Glaßbrenners "Neue Berliner Hymne" erschien Anfang 1849 auch in seinem in Leipzig verlegten "März-Almanach" (S. 66), sein "Reichsverweser" im ersten Heft seiner "Neuen Volkslieder nach alten Melodien" (siehe ebd. S. 95).
Sowohl im "Volkskalender" wie auch in der erwähnten Flugschrift wird Glaßbrenners "Unterthan"-Text einer "bekannten Melodie" zugeordnet. Dabei handelt es sich vermutlich um das erotische Scherzlied "Ich bin ein hochbeglückter Mann". Doch mit welcher Melodie dieses Lied damals in Berlin bekannt war, ließ sich bislang nicht rekonstruieren.
Der Text des Liedes findet sich unter der Überschrift "Der gute Untertan. Vexierlied" ebenfalls in einem handschriftlichen Liederbuch, das 1856/57 in Sachsen angelegt wurde (DVA: A 31463). Diese Quelle legte Wolfgang Steinitz 1962 seiner Edition zugrunde (W. Steinitz: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters. Band 2, Berlin 1962, S. 167–169, Nr. 202b). Steinitz druckte das Lied vom "Unterthan" zusammen mit einem anderen Lied aus derselben Handschrift ab: "Wohl dem, der für Dummheit glüht" (Nr. 202a), eine ebenfalls politische Parodie zur Melodie "Wenn mein Pfeifchen dampft und glüht".
Da beide Lieder bei Steinitz unter der gleichen Lied-Nummer erscheinen, hat man irrtümlicherweise dem Glaßbrenner-Lied gelegentlich ebenfalls die Melodie von "Wenn mein Pfeifchen dampft und glüht" zugeordnet (siehe Anmerkung zu Edition B).
last modified 10.10.2012 12:41
 

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