Edition B: Kanton Aargau 1902 copied.
A. GEh aus mein Hertz und suche Freud
(Paul Gerhardt / Johann Ebeling 1667)
Text: Paul Gerhardt (1607–1676)
Musik: Johann Georg Ebeling (1637–1676)
Sommer-Gesang | ||
Mel. Den Herren meine Seel erhebt. | ||
Oder wie folget. | ||
[Noten] | ||
1. | GEh aus mein Hertz und suche Freud / | |
In dieser lieben Sommerzeit | ||
An deines gottes Gaben: | ||
Schau an der schönen Garten-Zier / | ||
Und siehe wie sie mir und dir | ||
Sich außgeschmücket haben. | ||
2. | Die Bäume stehen voller Laub / | |
Das Erdreich decket seinen Staub / | ||
Mit einem grünen Kleide: | ||
Narcissus und die Tulipan | ||
Die ziehen sich viel schöner an | ||
Als Salomonis Seyde. | ||
3. | Die Lerche schwingt sich in die Lufft / | |
Das Täublein fleucht aus seiner kluft | ||
Und macht sich in die Wälder: | ||
Die hochbegabte Nachtigall | ||
Ergötzt und füllt mir ihrem Schall | ||
Berg / Hügel / Thal und Felder. | ||
4. | Die Glukke führt ihr Völcklein aus / | |
Der Storch baut und bewohnt sein Haus / | ||
Das Schwälblein speißt ihr Jungen | ||
Der schnelle Hirsch / das leichte Reh' | ||
Ist froh und kommt aus seiner Höh | ||
Ins tieffe Graß gesprungen. | ||
5. | Die Bächlein rauschen in dem Sand | |
Und mahlen sich und ihren Rand | ||
Mit schatten reichen Myrten: | ||
Die Wiesen ligen hart dabey | ||
Und klingen gantz von Lust-Geschrey | ||
Der Schaff und ihrer Hirten. | ||
6. | Die unverdroßne Bienenschaar | |
Zeucht hin und her / sucht hier und dar | ||
Ihr edle Honigspeise: | ||
Des süssen Weinstocks starcker safft | ||
Kriegt täglich neue stärck und krafft | ||
In seinem schwachen Reise. | ||
7. | Der Weitzen wächset mit Gewalt | |
Darüber jauchtzet Jung und Alt / | ||
Und rühmt die grosse Güte | ||
Deß / der so überflüssig labt' | ||
Und mit so manchem Gut begabt | ||
Das menschliche Gemüthe. | ||
8. | Ich selbsten kan und mag nicht ruhn: | |
Des grossen Gottes grosses Thun | ||
Erweckt mir alle Sinnen: | ||
Ich singe mit / wenn alles singt / | ||
Und lasse was dem höchsten klingt | ||
Aus meinem Hertzen rinnen. | | [S. 109] | |
9. | Ach denck ich / bist du hier so schön / | |
Und läßst dus uns so lieblich gehn | ||
Auf dieser armen Erden: | ||
Was wil doch wol nach dies[e]r Welt | ||
Dort in dem reichen Himmelszelt | ||
Und güldnem Schlosse werden? | ||
10. | Welch hohe Lust / welch heller Schein | |
Wird wol in Christi Garten seyn? | ||
Wie muß es da wol klingen / | ||
Da so viel tausent Seraphim / | ||
Mit eingestimmtem Mund und Stim | ||
Ihr Alleluja singen. | ||
11. | O wär ich da! o stünd ich schon / | |
Ach süsser Gott / für deinem Thron | ||
Und trüge meine Palmen; | ||
So wolt' ich nach der Engel Weis | ||
Erhöhen deines Namens Preis | ||
Mit tausent schönen Psalmen. | ||
12. | Doch wil ich gleichwol / weil ich noch | |
Hier trage dieses Leibes-Joch / | ||
Auch nicht gar stille schweigen: | ||
Mein Hertze sol sich fort und fort / | ||
An diesem und an allem Ort / | ||
Zu deinem Lobe neigen. | ||
13. | Hilf nur / und segne meinen Geist | |
Mit Segen / der von Himmel fleußt / | ||
Daß ich dir stetig blühe: | ||
Gib / daß der Sommer deiner Gnad' | ||
In meiner Seelen früh und spat | ||
Viel Glaubensfrüchte erziehe. | ||
14. | Mach in mir deinem Geiste Raum / | |
Daß ich dir werd' ein guter Baum / | ||
Und laß mich wol bekleiben: | ||
Verleihe / daß zu deinem Ruhm | ||
Ich deines Gartens schöne Blum | ||
Und Pflanze möge bleiben. | ||
15. | Erwehle mich zum Paradeis / | |
Und laß mich bis zur letzten Reis | ||
An Leib und Seele grünen: | ||
So wil ich dir und deiner Ehr | ||
Allein / und sonsten keinem mehr / | ||
Hier und dort Ewig dienen. |
Pauli Gerhardi: Geistliche Andachten Bestehend in hundert und zwantzig Liedern […] hervor gegeben und verlegt Von Johan Georg Ebeling. Berlin 1667 (Neudruck: Paul Gerhard: Geistliche Andachten [1667]. Samt den übrigen Liedern und den lateinischen Gedichten hrsg. von Friedhelm Kemp. Mit einem Beitrag von Walter Blankenburg. Bern, München 1975), S. 108f. (Nr. 40).
DVA: B 50178
Dort folgender Autorennachweis: "J.G.E.".
Anmerkungen zur Notenedition:
Takt 1–2: in allen Stimmen steht der erste Taktstrich ein Viertel zu früh. Die richtige Stellung wurde mit einem kurzen Taktstrich unter den Systemen angedeutet.
Takt 3, Tenor: der 2. Bogen ("Gaben") ist in der Vorlage undeutlich platziert (von a' zu b').
Takt 4, Tenor: g ("schönen") ist in der Vorlage koloriert.
Takt 5, Bass, vorletzte Note: das G wurde in der Vorlage handschriftlich zu g korrigiert. Diese Änderung wurde hier nicht übernommen. G ist in der Vorlage koloriert.
Takt 6, Alt, vorletzte Note: f ("haben") ist in der Vorlage koloriert.
last modified
08.07.2009 09:58