Edition D: Wanderlied 1925 copied.
C. Freiheit, die ich meine
(Melodie von Karl August Groos 1825)
Text: Max von Schenkendorf (1783–1817)
Melodie: Karl August Groos (1789–1861)
1. | Freiheit, die ich meine, | |
die mein Herz erfüllt, | ||
komm mit deinem Scheine, | ||
süßes Engelsbild! | ||
Magst du nie dich zeigen | ||
der bedrängten Welt? | ||
Führest deinen Reigen | ||
nur am Sternenzelt? | ||
2. | Auch bei grünen Bäumen | |
in dem lust'gen Wald, | ||
unter Blüthenträumen | ||
ist dein Aufenthalt. | ||
Ach! das ist ein Leben, | ||
wenn es weht und klingt, | ||
wenn dein stilles Weben | ||
wonnig uns durchdringt. | ||
3. | Wenn die Blätter rauschen | |
süßen Freundesgruß, | ||
wenn wir Blicke tauschen, | ||
Liebeswort und Kuß. | ||
Aber immer weiter | ||
nimmt das Herz den Lauf, | ||
auf der Himmelsleiter | ||
steigt die Sehnsucht auf. | ||
4. | Aus den stillen Kreisen | |
kommt mein Hirtenkind, | ||
will der Welt beweisen, | ||
was es denkt und minnt. | | [S. 97] | |
Blüht ihm doch ein Garten, | ||
reift ihm doch ein Feld, | ||
auch in jener harten, | ||
steinerbauten Welt. | ||
5. | Wo sich Gottes Flamme | |
in ein Herz gesenkt, | ||
das am alten Stamme | ||
treu und liebend hängt, | ||
wo sich Männer finden, | ||
die für Ehr' und Recht | ||
muthig sich verbinden, | ||
weilt ein frei Geschlecht. | ||
6. | Hinter dunklen Wällen, | |
hinter ehrnem Thor | ||
kann das Herz noch schwellen | ||
zu dem Licht empor. | ||
Für die Kirchenhallen, | ||
für der Väter Gruft, | ||
für die Liebsten fallen, | ||
wenn die Freiheit ruft: | ||
7. | Das ist rechtes Glühen | |
frisch und rosenroth; | ||
Heldenwangen blühen | ||
schöner auf im Tod. | ||
Wollest auf uns lenken | ||
Gottes Lieb' und Lust, | ||
wollest gern dich senken | ||
in die deutsche Brust. | ||
8. | Freiheit, die ich meine, | |
die mein Herz erfüllt, | ||
komm mit deinem Scheine, | ||
süßes Engelbild; | ||
Freiheit, holdes Wesen, | ||
gläubig, kühn und zart, | ||
hast ja lang erlesen | ||
dir die deutsche Art. |
Auswahl Deutscher Lieder. Leipzig: Friedrich August Serig 1825, S. 96f. (Nr. 62).
DVA: V 3/2926
Dort folgende Herkunftsangabe: Text: "M. v. Schenkendorf. (1813)".
last modified
21.06.2012 10:45