C. Es wollt' ein Vogel Hochzeit mach'n
(Erstdruck mit Melodie 1842)
Text und Melodie: unbekannt
Vogels Hochzeit. | ||
1. | Es wollt' ein Vogel Hochzeit mach'n | |
wohl in dem grunen Walde. | ||
Diderallala, didrallala, didiralla rallala! | ||
2. | Die Drossel war der Bräutigam, | |
Die Amsel war die Braute. | ||
Diderallala, etc. | ||
3. | Die Lirche, die Lirche | |
Führt' die Braut zur Kirche. etc. | ||
4. | Der Stiegilitz, der Stiegilitz, | |
Brŏcht d'r Braut a Hochzeitssitz. | ||
5. | Der Sperling, der Sperling | |
Brŏcht d'r Braut a Fingerring. | ||
6. | Die Taube, die Taube | |
Brŏcht d'r Braut die Haube. | ||
7. | Die Finke, die Finke | |
Brŏcht d'r Braut zu trinke. | ||
8. | Der Sturch mit seinem langen Schnåb'l | |
Brŏcht d'r Braut doas Mass'r und Goab'l. | ||
9. | Der Wiedehupp, der Wiedehupp | |
Brŏcht d'r Braut a Küchatupp. | ||
10. | Die Gänse und die Enten | |
Wor'n die Herrn Musikanten. |
Neue Sammlung deutscher Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien. Hrsg. von Ludwig Erk. Drittes Heft. Berlin: Bechtold und Hartje 1842, S. 70 (Nr. 60).
DVA: V 1/3137
Dort folgende Herkunftsangabe: "Mündlich, aus der Gegend zwischen Bunzlau und Haynau in Schlesien."
Editorische Anmerkung:
Indem Erk die aus mündlicher Überlieferung aufgezeichnete Fassung von "Vogels Hochzeit" (Edition B) unter Weglassung der vorgefundenen erotischen Strophen abdruckt, folgt er einem Trend seiner Zeit, die im "Volk" gesungenen anstößigen Lieder durch moralisch einwandfreie zu ersetzen. Bereits 1840 veröffentlichte der Pädagoge Friedrich Köhler unter dem Titel "Die Hochzeit von Henning, dem Hahn, und Kratzefuß, der Henne" ein von erotischen Andeutungen freies Gedicht, das Mütter ihren Kindern vortragen konnten. Es beginnt:
Die Vögel hielten Hochzeitsschmaus,
Die Hochzeit gab der Vogel Strauß.
Der schönste Hahn mit Sporn und Kamm,
Das war der stolze Bräutigam;
Und Kratzefuß, die junge Braut,
Die sollt' ihm werden angetraut.
Die Hochzeit gab der Vogel Strauß.
Der schönste Hahn mit Sporn und Kamm,
Das war der stolze Bräutigam;
Und Kratzefuß, die junge Braut,
Die sollt' ihm werden angetraut.
Nachdem die Braut zu Bett geleitet worden ist, endet das Gedicht mit einer Strophe, die auch aus späteren Fassungen der "Vogelhochzeit" bis heute bekannt ist (vgl. Edition E, Edition F, Nr. 1 und Nr. 2, Edition G):
Herr Henning krähet: gute Nacht!
Nun wird die Kammer zugemacht.
Nun wird die Kammer zugemacht.
Friedrich Köhler: Die Mutterschule. Dritter Theil: Mährchen, Sagen und andere Erzählungen. Berlin: G. Reimer 1840, S. 1f. (Nr. 1).
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11.12.2012 10:28