G. Ein Vogel wollte Hochzeit halten
(Erotisches Studentenlied um 1911)
Text: anonym
Die "Vogelhochzeit".1 | ||
1. | Ein Vogel wollte Hochzeit machen, | |
wohl in dem grünen Walde. | ||
Fidirulala, fidirulala, fidirulalalala!1 | ||
11. | Das Finkelein, das Finkelein, | |
das führt das Paar zur Kammer hinein. | ||
12. | Der Uhu, der Uhu, | |
der macht die Fensterläden zu. | ||
13. | Die Fledermaus, die Fledermaus, | |
die zieht der Braut die Strümpfe aus. | ||
14. | Der Wiedehopf, der Wiedehopf, | |
der macht der Braut die Höschen upf. | ||
15. | Die Krähe, die Krähe, | |
die sagt: Heh, was ich sehe. | ||
16. | Das Schnepfelein, das Schnepfelein, | |
das bringt der Braut das Töpfelein. | ||
17. | Der Marabu, der Marabu | |
spricht: Kinder, laßt mich auch 'mal zu! | ||
18. | Die Schwalbe, die Schwalbe, | |
die bringt die graue Salbe. | ||
19. | Die Eidergans, die Eidergans, | |
die reibt ihm ein den steifen Schwanz. | ||
20. | Der Kranich, der Kranich | |
setzt dreimal an und ka-hannicht! | ||
21. | Der Albatros, der Albatros, | |
der macht der Braut den ersten Stoß. | ||
22. | Die Elster, die Elster, | |
die fragt: Na, wie gefällt's der? | ||
23. | Frau Kratzefuß, Frau Kratzefuß | |
gibt allen einen Abschiedskuß. | ||
24. | Der Henning krähet: "Gute Nacht!" | |
Nun wird die Kammer zugemacht. |
Das Minnelied des deutschen Land- und Stadtvolkes. Hrsg. von Friedrich S. Krauss. Leipzig: Ethnologischer Verlag Dr. Friedrich S. Krauss 1929 (Beiwerke zum Studium der Anthropophyteia 9), S. 268.
DVA: V 1/10605, a
V Dort folgende Herkunftsangabe: "Aus Bonner Studentenkreisen. Mitgeteilt von F. J. W. M."; ergänzend ist vermerkt: "Von Wanderern aus Bonn zur Zupfgeige gesungen."
Editorische Anmerkung:
Die Anmerkung zur Liedüberschrift lautet: "1) Ergänzung zu 'Zupfgeigenhansl', hrsg. v. Hans Breuer, Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig, 1911." Nach der ersten Strophe findet sich der Verweis "Vers 2.–10. a. a. O." (vgl. Edition F 2). Der Druck besagten Reihenbandes "zum Studium der Anthropophyteia" ("Jahrbücher für Folkloristische Erhebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral") erfolgte in geringer Auflage, die einzelnen Exemplare wurden mit Stempeln gezählt und mit einer Gebrauchsanweisung versehen: "Nur für Freunde der Urtriebforschung bestimmt, die sich schriftlich verpflichten, das Werk keinem geistig minderwertigen Menschen vorzuzeigen."
Das derbe Studentenlied wurde 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung erneut abgedruckt in Rolf W. Brednich: Erotische Lieder aus 500 Jahren. Texte und Noten mit Begleit-Akkorden. Frankfurt a. M. 1979, S. 41f. (Nr. 15). 1983 wurde es auf Schallplatte eingespielt (Bianca Flier und Peter Welte: Erotische Volkslieder. Staufen: Aurophon LC 7709, Track 1A), in jüngster Zeit auch auf CD (Evelyn Fink-Mennel: Wib ischt Ma – Ma ischt Wib. Musikgeschichten von gestern bis heute [Buch und CD]. Andelsbuch: Edition Bahnhof 2012).
last modified
11.12.2012 11:42