Edition E: Englische Übersetzung um 1900 copied.
C. Ausgelitten, ausgerungen
(Aktualisierung Walter Moßmann 1975)
Text: Walter Moßmann (* 1941),
nach August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874)
Tendenzwende 1848/1975 | ||
1. | Ausgelitten, ausgerungen | |
Hast du endlich, deutsches Herz | ||
Gut, daß ohne Echo ist verklungen | ||
Dieser deutsche Freiheits-März | ||
2. | Gut, daß wir geworden kühler | |
Wie's zur Kälte der Geschäfte paßt | ||
Unsre freiheits-trunkenen Wühler | ||
Waren uns von Anfang an verhaßt | ||
3. | Gut, daß wir jetzt ohne Zittern | |
Nehmen jedes Zeitungsblatt zur Hand | ||
Keine Wahrheit soll uns mehr verbittern | ||
Schwarz und schweigend liegt das Vaterland | ||
4. | Große Mode ist geworden | |
Dieser damals abgeschnittne Zopf | ||
Breite Brust trägt wieder bunte Orden | ||
Eisenhut trägt man auf leerem Kopf | ||
5. | Gott sei Dank, daß alles wieder | |
Nun zur Ordnung kehrt zurück | ||
Von hoch oben träufelt auf uns nieder | ||
– Süßer Tropfen! – unser Bürgerglück | ||
6. | Weg mit allen Barrikaden! | |
Weg mit aller Bürgerwehr! | ||
Hoch der Herr von Gottesgnaden! | ||
Hoch sein sieg-gewohntes Heer! | ||
7. | Ach, so tönt die alte deutsche Leier | |
Dieser bittre Emigranten-Ton | ||
Auf dem Fuß folgt jeder Märzenfeier | ||
Doch in Deutschland eine Reaktion | ||
8. | Der letzte März war achtundsechzig | |
Hundert Blumen blühten rot | ||
Vater Staat von Geldes Gnaden rächt sich | ||
Mit Zensur und mit Berufsverbot | ||
9. | In Fabriken, Schulen und in Knästen | |
Herrscht jetzt wieder väterliche Zucht | ||
Während sich die Staatsorgane mästen | ||
Kriegt die deutsche Freiheit Magersucht | ||
10. | Der Staat wird größer und wird breiter | |
Ein Riese Goliath, dumm und ungerecht | ||
Aber David hatte eine Schleuder ... | ||
Und ich weiß: Die Bibel hat doch recht! |
Walter Moßmann: Tendenzwende 1848/1975. Auf: Konzert für Pitter. Göppingen 1976 live. Mitschnitt des Peter-Rohland-Gedächtnis-Festivals. Rüsselsheim: Edition Venceremos EV 77001 (1977), Textbeilage.
DVA: Pl 798
Dort folgende Herkunftsangabe: "Text: Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1848 / Bearbeitung: Walter Moßmann, 1975 / Musik: "Guter Mond, du gehst so stille..."
© Walter Moßmann. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
Editorische Anmerkung:
Auf der LP singt Walter Moßmann das Lied mit folgenden Abweichungen:
Strophe 1, Vers 3: "endlich" (statt "ohne Echo");
Strophe 8, Vers 2: "Tausend" (statt "Hundert").
Außer dem Beiheft zu dieser Langspielplatte gibt es keinen weiteren Abdruck des Textes. Rückblickend meinte Moßmann, es sei ein "Song für diesen einen Moment" gewesen (Telefonat mit Johanna Ziemann, August 2011).
last modified
23.05.2013 01:04