Skip to content. Skip to navigation

Liederlexikon

Personal tools
You are here: Home Lieder Vom Himmel hoch, da komm ich her Edition B: Melodie Martin Luther 1539
Document Actions

B. VOm Himel hoch da kom ich her

(Melodie Martin Luther 1539)


Text und Melodie: Martin Luther (1483–1546)
 





Ein kinder Lied / Auff die Weinacht Christi.
Mart. Luth.

1. Vom Himel hoch da kom ich her /
ich bring euch gute newe mehr /
der guten mehr bring ich so viel /
dauon ich singen vnd sagen will.
 
2. Euch ist ein Kindlin heut geborn /
von einer Jungfrawen auserkorn /
Ein Kindelin so zart vnd fein /
Das sol ewer frewd vnd wonne sein.
 
3. Es ist der Herr Christ vnser Got /
Der will euch fürn aus aller noth /
Er will ewr Heiland selber sein /
Von allen sunden machen rein.
 
4. Er bringt euch alle seligkeit /
Die Gott der Vater hat bereit /
Das yr mit vns im himelreich /
Solt leben nu vnd ewiglich.
 
5. So mercket nu das Zeichen recht / |[fol. 4 r]
Die Krippen/ Windelin so schlecht /
da findet yr das kind gelegt /
das alle welt erhelt vnd tregt.
 
6. Des lasst vns alle fröhlich sein /
Vnd mit den Hirten gehn hinein /
Zu sehn was Gott hat beschert /
Mit seinem lieben Son verehrt.
 
7. Merck auff mein hertz vnd sihe dort hin /
Was ligt doch in dem Krippelin
Wes ist das schöne Kindlin?
Es ist das liebe Jhesulin.
 
8. Bis wilkom du edler Gast /
Dem Sünder nicht verschmehet hast /
vnd kompst ins elend her zu mir /
Wie sol ich ymer dancken dir?
 
9. Ach HERR du Schöpffer aller ding /
Wie bistu worden so gering /
Das du da ligst auff dürrem gras /
Dauon ein Rindt vnd Esel ass.
 
10. Vnd wer die welt viel mal so weit /
Von edelstein vnd gold bereit /
So wer sie doch dir viel zu klein /
zu sein ein enges Wigelin.
 
11. Der Sammat vnd die Seiden | dein /[fol. 4 v]
Das ist grob hew vnd windelein /
Darauff du König so gros vnd reich /
Her prangst als wers dein himelreich.
 
12. Das hat also gefallen dir /
Die warheit anzuzeigen mir /
Wie aller welt/ macht ehr vnd gut /
für dir nichts gilt/ nichts hilfft noch thut.
 
13. Ach mein hertzliebes Jhesulin /
Mach dir ein rein sanfft bettelin /
zu rugen inn meins hertzen schrein /
das ich nimer vergesse dein.
 
14. Dauon ich allzeit frölich sey /
Zu springen/ singen ymer frey /
Das rechte Susaninne schon /
Mit hertzenlust den sussen thon.
 
15. Lob/ ehr/ sey Gott im höchsten thron /
der vns schenckt seinen einigen Son /
des frewen sich der Engel schar
vnd singen vns solchs Newes iar.


Geistliche lieder / auffs new gebessert vnd gemehrt /zu Witteberg. D. Marti. Luther. Viel Geistliche gesenge / von andern frommen Christen gemacht. Gedruckt zu Leyptzick durch Valten Schumann. 1539, fol. 3v– 4v.
DVA: B 50390

Dort folgende Herkunftsangabe: "Mart. Luth."


Editorische Anmerkung:
Markus Jenny, der Autor der Neuedition von "Luthers Geistliche Lieder und Kirchengesänge" (Köln 1985), geht davon aus, dass die neue Melodie in diesem Gesangbuch "ihrer ganzen Art nach von Luther stammen muß" (S. 110).
Warum Martin Luther schon nach wenigen Jahren auf die seit dem 15. Jahrhundert bekannte weltliche Melodie "Ich kumm aus frembden Landen her" verzichtete und eine neue Weise verwendete, ist eine Frage, die Wissenschaftler verschiedentlich beschäftigt hat. Denn die Verknüpfung von seinem Weihnachtsliedtext mit der Melodie des verbreiteten Kranzliedes "Ich kumm aus frembden Landen her" hatte schließlich dazu beigetragen, dass "Vom Himmel hoch, da komm ich her" rasch populär wurde. (Hans-Otto Korth nennt dies eine "Initialkontrafaktur", s. Martin Luthers Lied "Vom Himmel hoch". Zur Herkunft der beiden jüngeren Melodien. In: Das deutsche Kirchenlied. Bilanz und Perspektiven einer Edition. Kassel 2010, S. 40–51.). Solche Indienstnahmen weltlicher Melodien für geistliche Lieder waren damals gang und gäbe. Korth vermutet aber, dass Martin Luther, als inzwischen angesehener Theologe und bekannte Persönlichkeit, diese weltliche Melodie aus moralischen Gründen nicht mehr für sein geistliches Kinderlied geeignet hielt: erinnerte sie doch unmittelbar an die Lebenswelt des Kranzsingens, bei dem es offenbar recht freizügig zuging; s. Hans-Otto Korth: Zur Entstehung von Martin Luthers Lied "Vom Himmel hoch, da komm' ich her". In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 44 (2005), S. 139–154. Gegen diese These spricht jedoch, dass Luther wenige Jahre später erneut auf die Melodie "Ich kumm aus frembden Landen her" zurückgriff und sie wiederum einem Weihnachtslied unterlegte: "Vom Himmel kam der Engel Schaar", das er 1543 publizierte.
Nach Luther gab es auch noch weitere Neuvertonungen seines Weihnachtsliedes: Der mit Luther befreundete Komponist Johann Walter komponierte 1542 zu "Vom Himmel hoch, da komm ich her" eine eigene Melodie, die 1545 wiederum mit dem von Johannes Zwick (1496–1542) verfassten Liedtext "All Morgen ist ganz frisch und neu" (1541) verbunden wurde. – Vorwiegend aus dem 16. Jahrhundert stammen weitere Melodien und Melodievarianten von anonymen Verfassern.
last modified 26.04.2012 01:50
 

nach oben | Impressum