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Liederlexikon

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Vom Himmel hoch, da komm ich her


"Vom Himmel hoch, da komm ich her" ist eines der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder. Es wurde 1534 von Martin Luther verfasst und fand bereits im 16. Jahrhundert auch über den deutschen Sprachraum hinaus Verbreitung. Seitdem wurde das Lied im evangelischen Bereich breit rezipiert. In katholischen Gesangbüchern erschien es weitaus seltener und stets in Anlehnung an eine Umdichtung des Luthertextes durch den protestantischen Pastor Valentin Triller mit der Eingangsstrophe "Es kam ein Engel hell und klar" (1555). Der besondere Stellenwert des Liedes zeitigte über die Jahrhunderte zahlreiche musikalische Bearbeitungen – u. a. in Bachs "Weihnachtsoratorium" – sowie Textparodien und Kontrafakturen. Seit dem 19. Jahrhundert ist das Lied – parallel zur Etablierung des bürgerlich-häuslichen Weihnachtsfestes – zunehmend auch im außerkirchlichen Bereich präsent und wurde im 20. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Weihnachtslieder schlechthin.

I. "Vom Himmel hoch, da komm ich her" ist von Martin Luther (1483–1546) auf die Melodie des damals populären weltlichen Liedes "Ich kumm aus frembden Landen her" gedichtet worden. Dass Luther diesen Text Weihnachten 1534 zur Bescherung seiner damals noch kleinen Kinder – der älteste Sohn war 1526, die jüngste Tochter 1534 geboren – geschrieben hat, ist vermutlich eine Legende. Sie wird aber bis in die Gegenwart fortgeschrieben, auch von Liedforschern. Dies dürfte dadurch begünstigt worden sein, dass Luther für das Lied die Überschrift "Kinderlied auff die Weihenachten" wählte und es damit 1535 erstmals veröffentlichte (Edition A). Nur wenige Jahre später, 1539, wurde Luthers Lied "Vom Himmel hoch, da komm ich her" erneut publiziert: diesmal aber mit einer anderen, neuen und ihm selbst zugeschriebenen Melodie (Edition B). Diese Version des Weihnachtsliedes ist die heute allgemein bekannte.

II. Luthers Textvorlage ist die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas, 2. Kapitel, Verse 8–18. Darin erscheint den Hirten, die nachts auf dem freien Feld ihre Herde bewachen, ein Engel und verkündet ihnen die Geburt des Messias in einem Stall. Die Hirten machen sich daraufhin nach Bethlehem auf und finden alles so vor, wie es ihnen der Engel gesagt hatte. Dieses Geschehen verarbeitete Luther in seinem 15strophigen Lied, in dem verschiedene Personen (bzw. Gruppen) sprechen: der Engel, die Hirten, die Gläubigen (damals und heute). Ob Luther mit diesem Aufbau des Textes an eine szenische Aufführung dachte (das Genre des Weihnachts- oder Krippenspiels war bereits damals beliebt), ist – so Markus Jenny – "nicht belegt, aber durchaus wahrscheinlich" (Luther 1985). . Die melodische Grundlage für den Text übernahm Luther zunächst von dem weltlichen Lied "Ich kumm aus frembden Landen her", aber auch seine erste Strophe ist nahezu identisch mit dem Text dieser Vorlage. Ihr Anfang lautet: "Ich kumm aus frembden Landen her / und bring euch vil der newen mär; / der newen mär bring ich so vil, / mer dann ich euch hier sagen will." Hierbei handelte es sich um ein sogenanntes Kranzlied, das insbesondere bei der Jugend beliebt war. Junge Männer trugen beim abendlichen Tanz im Wettstreit Rätsellieder vor und der Sieger bekam von seiner Auserwählten einen Kranz. Luther brachte somit unterschiedliche Traditionen in seinem Lied zusammen: die biblische Weihnachtsgeschichte nach Lukas, das Krippenspiel, das Kindelwiegen (Str. 14) und das populäre Kranzsingen. Die Frage, weshalb Luther schon nach wenigen Jahren auf die seit dem 15. Jahrhundert bekannte weltliche Melodie verzichtete und eine neue schrieb, hat Wissenschaftler verschiedentlich beschäftigt (Korth 2010).

III. Theologische Aspekte des Textes zeigen sich im dargestellten Gegensatz zwischen der Hoheit Christi und der Niedrigkeit Jesu: Auf der einen Seite wird "der Herr Christ, unser Gott" genannt, welcher Heiland für alle Menschen sein und mit ihnen im Himmelreich leben möchte (Str. 3 und 4), auf der anderen Seite ist die Geburt in ärmlichsten Umständen (Str. 9–11) beschrieben. Ein weiterer Aspekt ist das mystische Bild des göttlichen Kindes, das der Gläubige in seinem Herzen trägt (Str. 13). Die lateinische Weihnachtsliturgie scheint bei der 2. Strophe durch ("Euch ist ein Kindlein heut geborn"), deren theologische Aussage dem Introitus der Weihnachtsmesse am Tag "Puer natus est" entspricht (Liederkunde 2005). Die 15. Strophe beschließt das Lied mit der Doxologie, wie es beim Singen von Psalmen und Hymnen üblich ist. Mit den Worten vom "neuen Jahr" am Ende dieser Strophe meinte Luther weniger das neue Kalenderjahr als den Anbruch einer neuen, friedvollen Zeit, die mit der Geburt des Heilandes begonnen hat. Als Versmaß bzw. Strophenschema hatte Luther ein sehr gängiges gewählt – vier Zeilen aus vierhebigen Jamben –, so dass die Melodie zu verschiedenen anderen Liedtexten gesungen werden konnte (sog. Lutherstrophe).

IV. Von etwa 1541 an gehörte "Vom Himmel hoch, da komm ich her" als Weihnachtslied zum festen Bestand in evangelischen Gesangbüchern (z. B. Straßburg 1541, Leipzig 1543). Luthers Titel "Kinderlied" wurde in den ersten Jahrzehnten noch gelegentlich übernommen, etwa im Babstschen Gesangbuch 1545 und in den "Geistlichen Ringeltenzen" (Magdeburg 1550). In späteren evangelischen Gesangbüchern findet sich diese Überschrift nicht mehr. Auch auf Flugblättern wurde das Lied seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts verbreitet, beispielsweise von dem Drucker Valentin Neuber in Nürnberg (Abb. 1). Seine Tonangabe "Wie man vmb die Brenz singt" lässt zwar keine Rückschlüsse auf die konkrete Melodie zu, deutet aber darauf hin, dass "Vom Himmel hoch, da komm ich her" im Brenztal zwischen Schwäbischer Alp und Donau recht bekannt gewesen ist. Im 16. Jahrhundert wurde neben Luthers eigener Melodie für "Vom Himmel hoch, da komm ich her" weiterhin auch die Melodie des weltlichen Kranzliedes verwendet. Das spiegelt sich auch in Lied-Bearbeitungen und Umdichtungen: Georg Rhau veröffentlichte etwa 1544 den fünfstimmigen Gesang "Vom Himmel hoch da komm ich her" von Georg Forster in "Newe Deudsche Geistliche Gesenge für die gemeinen Schulen", in dem dieser beide Melodien des Lutherliedes verarbeitet hatte. 1555 veröffentlichte der protestantische Pfarrer Valentin Triller (1493–1573) eine Umdichtung des Liedes in seinem "Schlesichen Singebüchlein" mit der ursprünglichen Melodie "Ich kumm aus frembden Landen her". Triller stellte dem Lied eine neue Eingangsstrophe ("Es kam ein Engel hell und klar") voran und formulierte Luthers Liedtext komplett um – abgesehen von der nun 2. Strophe "Vom Himmel hoch, da komm ich her". Triller hielt sich bei jeder Strophe an deren Inhalt, kleidete ihn jedoch in ein anderes sprachliches Gewand und dichtete drei neue Strophen hinzu (Edition C). – Trillers Umdichtung "Es kam ein Engel hell und klar" fand im 16. Jahrhundert vor allem in katholischen Gesangbüchern Resonanz, wurde dort aber wiederum mit Luthers Melodie zu "Vom Himmel hoch, da komm ich her" abgedruckt, beispielsweise in "Geistliche Lieder und Psalmen" von Johann Leisentrit (1567). Während Leisentrit noch alle 18 Strophen Trillers wiedergab, hat man ab dem Ende des 16. Jahrhunderts auf einige Strophen verzichtet. Arnoldt Quentells "Alte Catholische Geistliche Kirchengeseng" (Köln 1599) enthielten den um die Strophen 12, 14–17 gekürzten Text Trillers (wiederum mit Luthers Melodie). In dieser Fassung mit nunmehr 13 Strophen wurde "Es kam ein Engel hell und klar" in katholischen Gesangbüchern gelegentlich gedruckt, zum Beispiel auch in Johannes Degen, "Catholisches Gesangbuch" (Bamberg 1628).

V. Die rasche Verbreitung von Luthers Lied zeigt sich auch an seiner Resonanz in anderen Sprachen. Schon seit den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts ist "Vom Himmel hoch, da komm ich her" in den Niederlanden rezipiert worden. Zum einen erschienen dort die Übersetzungen "Van hoochde des Hemels coem ick hier" (Hantboecxken 1565) und "Ik koom van Hoogen Hemels Sael" (Sonnema 1662), die Luthers Lied stets mit allen 15 Strophen übertrugen. Zum anderen diente die Melodie von der Mitte des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts als Tonangabe für die verschiedensten niederländischen Kirchenlieder. – Nahezu zeitgleich kam "Vom Himmel hoch, da komm ich her" auch auf die britischen Inseln. Der schottische Dichter und Theologe John Wedderburn (1505–1556), der sich 1540–1542 bei Luther in Wittenberg aufgehalten hatte, publizierte Luthers Weihnachtslied 1567 in schottischer Übersetzung als "I come from heuin to tell" in "Ane Compendious Buik of Godly and Spirituall Sangis" (Edition D). Auch in anderen Ländern wurde "Vom Himmel hoch, da komm ich her" rezipiert, in Dänemark ebenso wie in den USA. Dort erschien das Weihnachtslied auch mit dem Incipit "Good news from heaven the angels bring", z. B. im "Common Service Book of the Lutheran Church" (Philadelphia 1917), wobei die sechs Strophen den lutherschen Strophen 1, 3, 8, 10, 13 und 15 entsprechen.

VI. Die Popularität des Liedes "Vom Himmel hoch, da komm ich her" spiegelt sich frühzeitig auch in der Instrumentalmusik. Von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an gibt es zahlreiche Choralbearbeitungen für Orgel, u. a. von Johann Eccard (1553–1611), Adam Gumpelzhaimer (1559–1625), Hans Leo Haßler (1564–1612), Michael Praetorius (1571–1621), Heinrich Scheidemann (1596–1663). Johann Sebastian Bach komponierte 1746/47 seine "Canonischen Veränderungen über ein Weihnachtslied" (BWV 769) in fünf Sätzen für Orgel. Besonders bekannt ist die mehrfache Verwendung der Melodie für verschiedene Choräle in seinem "Weihnachts-Oratorium" (1734; BWV 248). Im 19. und 20. Jahrhundert ließ die kompositorische Bearbeitung des Lutherliedes stark nach; erwähnt seien die Choralkantate "Vom Himmel hoch" von Felix Mendelssohn Bartholdy (1831, MWV A 10), die Kanzone "Vom Himmel hoch" für Sopran, gemischten Chor, Knabenchor, Violine und Orgel (op. 82,1, 1912) von Sigfrid Karg-Elert sowie Igor Strawinskys "Choral-Variationen über das Weihnachtslied 'Vom Himmel hoch, da komm ich her' von Johann Sebastian Bach" für Chor und Orchester (1955/56).

VII. Der Bekanntheitsgrad von Luthers Weihnachtslied führte seit dem 17. Jahrhundert auch dazu, dass seine Melodie für Kontrafakturen verwendet wurde, wie entsprechende Tonangaben auf Flugschriften um 1700 zeigen: etwa für das geistliche Lied "Wem Gott ein ehlich Weib beschert". Auch für religionspolitische Parodien wurde Luthers Lied benutzt. Mit deutlichen Anklängen an seinen Text erschien beispielsweise 1614 in Basel ein Lied in zwanzig Strophen über den Herzog im Gülcherland (Rheinfranken), Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm, der sich vom Protestantismus ab- und dem Katholizismus zugewandt hatte (Edition E). In den evangelischen Kirchengesangbüchern des 18. und 19. Jahrhunderts, in denen "Vom Himmel hoch, da komm ich her" häufig vertreten ist, wurde die Melodie ebenfalls als Ton für verschiedene andere weihnachtliche Liedtexte verwendet, beispielsweise für "Wir singen dir Immanuel" (Paul Gerhardt 1563), "Christum wir sollen loben schon" ("Das vermehrte Sangerhäusische Gesang-Buch" 1766) und "Frohlockt ihm, die ihr Christen seyd" (Zwickauer Gesangbuch 1875). Auch das Weihnachtslied "Dies ist der Tag, den Gott gemacht" des Dichters und Moralphilosophen Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) ist zu Luthers Melodie von "Vom Himmel hoch, da komm ich her" verfasst worden. Gellert hat es 1757 erstmals veröffentlicht, und von Anfang des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Lied auch in den Niederlanden mehrfach gedruckt. (z. B. "Evangelische Gezangen", Den Haag 1813, und "Psalmen en gezangen voor den eredienst der Nederlandsche Hervormde Kerk", Amsterdam 1938). Wegen des gängigen Vers- und Strophenschemas von Luthers Lied eignete sich die Melodie auch für andere geistliche Liedtexte, wie "Dich, Herr und Vater aller Welt" (Johann Christian Dolz um 1800), oder für "Du Wittenberger Nachtigall" (Karl Gerok um 1880), eine Lobeshymne auf den Reformator.

VIII. Im 18. und 19. Jahrhunderts ist Jahrhunderts ist "Vom Himmel hoch, da komm ich her" in evangelischen Gesangbüchern häufig vertreten. Ganz im Gegensatz zum katholischen Bereich: 1865 erschien dort zwar eine weitere Textversion der Umdichtung Trillers, welche die Fassung von 1599 (s. o. IV.) leicht variierte (Edition F). Gleichwohl war die Triller-Fassung in der katholischen Kirche damals nur vereinzelt verbreitet, etwa in Gesangbüchern aus Köln oder Mainz. Das änderte sich erst im 20. Jahrhundert. Anfang des 19. Jahrhunderts begann jedoch die Rezeption von "Vom Himmel hoch, da komm ich her" außerhalb des kirchlichen Bereichs. Ein frühes Beispiel für seine Aufnahme in allgemeine Gebrauchs- und Schulliederbücher ist "Deutsche Lieder für Jung und Alt" (Berlin 1818). Stets wird dabei die luthersche Textfassung und Melodie gedruckt, Anzahl und Auswahl der Strophen variieren jedoch. Meist umfasst der Text zwischen drei und sieben Strophen. Dabei stehen stets die zwei ersten und die 15. Strophe fest. Sie bilden das Grundgerüst mit den wichtigsten Aussagen des Liedes, die durch weitere Strophen – in der Regel Str. 3, 4, 6 oder 8 – ergänzt werden können. Nur selten sind alle 15 Strophen übernommen. Das Weihnachtslied wird so Bestandteil bekannter Liedsammlungen wie das "Liederbuch des deutschen Volkes" (Leipzig 1834), zum anderen ist es damals auch wieder dezidiert als Kinderlied geführt worden (Abb. 2). In diesem Bereich kam es zu weiteren Kontrafakturen, wie ein Liederbuch für Kinder, das 1845 in Basel erschien, zeigt: Dessen Anhang enthält ein Weihnachtslied in Basler Mundart ("Am goldige Sternehimmel dört") auf die Melodie "Vom Himmel hoch, da komm ich her" (Burckhardt 1845). Dass "Vom Himmel hoch, da komm ich her" als eines der wichtigsten Weihnachtslieder und als Symbol des Weihnachtsfests galt, illustriert auch seine literarische Rezeption, etwa in Theodor Fontanes "Roman aus dem Winter 1812 auf 13" (1878) oder Johannes Gillhoffs "Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer" (1917). Sogar die Entstehung des Liedes fand Resonanz in einem kleinen Theaterstück: Bruno Garlepp (1845–1916), ein Autor historischer Romane, verfasste einen erbaulichen "Einakter aus Luthers Leben" mit dem Titel "Vom Himmel hoch da komm' ich her" und veröffentlichte diesen 1917 in der Reihe "Zum Vortrag an evangelischen Volks- und Familienabenden".

IX. Seit dem 20. Jahrhundert gehört das Weihnachtslied mit Luthers Melodie zum Standardrepertoire evangelischer Gesangbücher (Edition G) und zahlreicher anderer Gebrauchsliederbücher. In Kinderliederbüchern wird "Vom Himmel hoch, da komm ich her" häufig mit ansprechenden, farbigen Illustrationen versehen (Abb. 3). In Liederbüchern der Jugendbewegung und des "Dritten Reiches" fand Luthers Weihnachtslied wenig Resonanz. Singulär ist in den 1930er Jahren der Versuch unternommen worden, Luthers Text umzudichten, um dessen christliche Elemente zu entfernen. Betty von Podevils machte daraus eine Art Winterlied (Edition H). Dabei wurde Luthers erste Strophe – die ja nicht per se einen christlichen Inhalt impliziert (wie schon in der ursprünglichen Liedvorlage "Ich kumm aus frembden Landen her") – belassen und zwei neue Strophen hinzugedichtet. Weihnachten sollte demnach seines christlichen Inhalts beraubt und, in Anlehnung an vorgeblich germanische Traditionen, als heidnische Wintersonnenwendfeier verstanden werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Verbreitung von "Vom Himmel hoch, da komm ich her" sehr stark zu. In Weihnachtsliederbüchern ist es seitdem unverzichtbarer Bestandteil. Ebenso ist es in Liederbüchern für konfessionelle Jugendgruppen, Chöre, Schulen und viele andere Zielgruppen sowie auf Tonträgern zahlreich vertreten. Vor diesem Hintergrund – und im Zuge der sogenannten "Liedökumene" – findet das Lied zunehmend Aufnahme auch in katholischen Gesangbüchern: Zunächst wurde dort noch eine weitere Textversion verbreitet, die mit nunmehr zehn Strophen verschiedene Teile von Trillers Version (Edition C) wie auch von Luthers Text enthält (Edition I). Erst mit dem für alle deutschsprachigen Bistümer einheitlichen katholischen Gesangbuch "Gotteslob" wurde 1975 schließlich Luthers Text mit den Strophen 1–6 und 15 übernommen, jedoch weiterhin mit der vorangestellten Triller-Strophe "Es kam ein Engel hell und klar". – Angesichts der anhaltenden Omnipräsenz dieses Liedes ist auch der Spaß an seiner Parodierung ungebrochen. Auf Liedpostkarten wird beispielsweise gern der Titel des Weihnachtsliedes für scherzhafte Umdichtungen oder satirische Cartoons benutzt (Abb. 4).

FRAUKE SCHMITZ-GROPENGIESSER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(November 2011)



Literatur
  • Hans-Otto Korth: Martin Luthers Lied "Vom Himmel hoch". Zur Herkunft der beiden jüngeren Melodien. In: Das deutsche Kirchenlied. Bilanz und Perspektiven einer Edition. Bericht über die internationale Tagung in Mainz November 2008, hrsg. von Wolfgang Hirschmann und Hans-Otto Korth. Kassel: Bärenreiter 2010, S. 40–51.
  • Hans-Otto Korth: Zur Entstehung von Martin Luthers Lied "Vom Himmel hoch, da komm' ich her". In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 44 (2005), S. 139–154.
  • Gerhard Hahn: Evangelium als literarische Anweisung. Zu Luthers Stellung in der Geschichte des deutschen kirchlichen Liedes. München: Artemis Verlag München und Zürich 1981, S. 133–143.

Editionen und Referenzwerke
Weiterführende Literatur
  • Claudia Vincis: Stravinskij ricompone Bach: Le "Choral-Variationen über das Weihnachtslied 'Vom Himmel hoch, da komm' ich her'". In: Album amicorum Albert Dunning. In occasione del suo LXV compleanno. Hrsg. Giacomo Fornari. Turnhout: Brepols 2002, S. 689–712.
  • Hans-Bernhard Schönborn: Das Weihnachtslied in evangelischen Gesangbüchern des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 26 (1982), S. 20–66.
  • Fritz Markmiller: Der Tag der ist so freudenreich. Advent und Weihnachten. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1981 (darin Abschnitt "Das Kindelwiegen", S. 250–259).
  • Johannes Gillhoff: Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer. Berlin 1917, S. 228 und S. 238 (Zitat).
  • Theodor Fontane: Roman aus dem Winter 1812 auf 13 (1878). In: Theodor Fontane. Romane und Erzählungen. Band 1: Vor dem Sturm. Berlin, Weimar 1969 (Zitat S. 73).
  • Abel Burckhardt: Kinder-Lieder. Eine Weihnachtsgabe für Kinder und Mütter der Heimat. Basel: Adolf Geering 1845 (darin "Am goldige Sternehimmel dört" S. 9f., Nr. 4).
  • T. Sonnema: Basuin-klank, vervatende eenige uitgelesen psalmen davids, lof en feest-gesangen, en geestelike liedekens. Amsterdam: P. Matthysz 1662 (darin "Ik koom van Hoogen Hemels Sael": fol. 72v, Nr. 53).
  • Een Hantboecxken inhoudende den heelen Psalter des H. propheete Dauid. Eensamelijck den Catechismus, met noch veel schoon Hymnen oft Lofsanghen, ende Gheestelycke Liedekens. Frankfurt: Hans de Braeker 1565 (darin "Van hoochde des Hemels coem ick hier": fol. 27r, Nr. 180).


Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: kaum Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: sehr häufig in Gebrauchsliederbüchern, häufig in Kirchengesangbüchern, verschiedentlich auf Flugschriften, etliche sonstige Rezeptionsbelege
  • Bild-Quellen: oft auf Liedpostkarten, zahlreiche Illustrationen in Kinderliederbüchern
  • Tondokumente: viele Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Darüber hinaus wurden auch die Bestände des Gesangbucharchivs Mainz sowie (hinsichtlich der Tonträger) des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Frauke Schmitz-Gropengiesser: Vom Himmel hoch, da komm ich her (2011). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/vom_himmel_hoch_da_komm_ich_her/>.


© Deutsches Volksliedarchiv

 

last modified 28.10.2013 11:16
 

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