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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Auf, auf zum fröhlichen Jagen Edition A: Gottfried Benjamin Hancke 1723
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A. Auff auff! auff auff zum Jagen!

(Gottfried Benjamin Hancke 1723)


Text: Gottfried Benjamin Hancke (1693–um 1750)
Melodie: nach der Weise des französischen Jagdliedes "Pour aller à la chasse"

Scan der Editionsvorlage
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Jäger-Lied.
 
Nach bevorstehender Melodie:
 
1. Auff auff! auff auff zum Jagen!
    Auff in die grüne Heyd!
Es fängt schon an zu tagen,
    Es ist die höchste Zeit;
Auff bey den frühen Stunden!
    Mein Hertz ermuntre dich,
Die Nacht ist schon verschwunden,
    Und Phöbus zeiget sich.
 
2. Schau, wie das Heer der Sternen
    Den schönen Glantz verliehrt,
Und wie sie sich entfernen,
    Wenn sich Aurora rührt.
Die Vögel in den Wäldern
    Sind schon vom Schlaff erwacht,
Und haben auf den Feldern
    Ihr Morgen-Lied gebracht.
 
3. Drumb auff zum frohen Hetzen,
    Fort in das grüne Feld!
Wo man mit Tuch und Netzen
    Das Wild gefangen hält.
Auff! ladet eure Röhre
    Mit Pulver und mit Bley,
Und macht der Jagd zu Ehre
    Ein freudiges Geschrey.
 
4. Ein Weibisches Gemütte
    Hüllt sich in Federn ein,
Doch tapfferes Geblütte
    Kan nicht so träge seyn.
Drum laßt die Faulen liegen,
    Gönnt ihnen ihre Ruh,
Wir rennen mit Vergnügen
    Dem dicken Holtze zu.
 
5. Wenn andre sich beklagen,
    Daß Phillis sie nicht hört,
So bleibt bey unsrem Jagen
    Die Freyheit ungestört.
Drum weicht ihr Amouretten!
    Cupido trifft uns nicht,
Weil Cynthia die Ketten
    Der geilen Venus bricht.
 
6. Das Gras ist unser Bette,
    Der Wald ist unser Hauß.
Wir trincken umb die Wette
    Das klare Wasser aus.
Will Morpheus uns erschleichen,
    So schläfft man auf dem Klee;
Das Laub der hohen Eichen
    Ist unser Canape.
 
7. Sind unsre müden Glieder
    Durch Sonnen-Glutt erhitzt,
So legen wir uns nieder,
    Wo frisches Wasser spritzt.
Wenn Eols sanfftes Blasen
    Der Sonnen Macht besiegt,
So wird man auf dem Rasen
    Mit Anmut eingewiegt.
 
8. Und wenn zu manchen Zeiten
    Blitz, Wetter, Sturm und Wind
Fast mit einander streiten,
    Und uns zuwider sind,
So sind wir ohne Schrecken
    Bey allem Ungemach,
Und jagen durch die Hecken
    Den schnellen Hirschen nach.
 
9. Wir rüsten uns zum Streite,
    Wir jagen Haar mit Haar.
Die Hoffnung reicher Beute
    Verkleinert die Gefahr.
Wir weichen nicht zurücke,
    Wenn gleich ein raucher Bär,
Und sonst ein grosses Stücke
    Von uns nicht ferne wär.
 
10. Will gleich ein wilder Hauer
    Mit seinen Waffen dräun,
So pflegt man ohne Schauer
    Huy Sau! huy Sau zu schreyn;
Biß daß das Ungeheuer,
    Wenn es die Kugel brennt,
Nach schon empfangnem Feuer
    In sein Verderben rennt.
 
11. Das edle Jäger-Leben
    Vergnüget meine Brust:
Den kühnen Fang zu geben
    Ist meine gröste Lust.
Wo Reh und Hirsche springen,
    Wo Rohr und Büchse knallt,
Wo Jäger-Hörner klingen,
    Da ist mein Auffenthalt.
 
12. Drumb auff, ihr lieben Brüder!
    Ergreiffet das Geschoß.
Auff, laßt die Wände nieder,
    Geht auf das Wildprät loß!
Auff! frischt die starcken Hunde
    Durch frohen Zuruff an,
Und singt aus vollem Munde,
    So viel als jeder kan:
 
Auf, auf, Guttmann! nur frisch heran, Ihr Hunde greiffet an! Sultan,
Cortsan, Compan, nur frisch heran! Auf, auf, was jagen kan.


[Gottfried Benjamin Hancke]: Jäger-Lied [Rückseite des Einblattdruckes "Kurtzer Begriff Derer fürnehmsten Schuldigkeiten, Welche die Mit-Glieder aus der Hoch-Adelichen Gesellschaft der Verehrung des heiligen Huberti, und alle rechtschaffenen Liebhaber
Chiens courrants oder parforce-Jagd zu beobachten haben"]. O. O. u. o. J. [1723].
DVA: Bl fol 916b (Kopie; Original: Národní archive/Nationalarchiv der Tschechischen Republik, Prag, Sammlung Wunschwitz Nr. 52, Inv. Nr. 168)


Editorische Anmerkung:
Das "reizende Blatt" ließ Franz Anton Graf von Sporck als Großmeister des von ihm gestifteten Hubertus-Ordens 1723 anlässlich der in und bei seinen böhmischen Besitzungen veranstalteten "Kaiserjagden" drucken; vgl. Heinrich Benedikt: Franz Anton Graf von Sporck (1662–1738). Zur Kultur der Barockzeit in Böhmen. Wien 1923, S. 103 u. S. 437. Der Autor des "Jäger-Liedes", Gottfried Benjamin Hancke, wird in diesem Druck nicht genannt; mit geringfügigen Abweichungen erschien es anschließend in dessen Sammlung "Weltliche Gedichte. Nebst des berühmten Poetens, Herrn Benjamin Neukirchs, noch niemahls gedruckten Satyren" (Dresden u. Leipzig 1727, S. 144–147).

 

last modified 31.05.2012 02:49
 

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