Unauthorized to paste item(s).
A. Zu Naumburg lebt und that viel Gut's
(Moritatenparodie 1851)
Text: anonym
Grausige Geschichte | ||
1. | Zu Naumburg lebt und tat viel Gut's | |
Der Pfarrherr Franz Pistorius, | ||
Er war ein Mann voll Biederkeit, | ||
Mußt' doch erfahren manches Leid. | ||
2. | Es wohnt' daselbst ein Mägdelein, | |
Das wollte diesen Pfarrer frei'n; | ||
Verführt' ihn eines Abends spat: | ||
Ein Knäblein war das Resultat. | ||
3. | Doch das geziemt dem Pfarrer nicht, | |
Darum mit einem Kirchenlicht | ||
Hat er in einer düstern Nacht, | ||
Das arme Knäblein umgebracht. | ||
4. | Die Mutter sieht's und eilt ihm nach, | |
Er tödtet sie mit Einem Schlag. | ||
Dort schlummern sie nun alle Beid' | ||
Den Schlaf der ew'gen Seligkeit. | ||
5. | Die Polizei thät Verdacht schöpfen | |
Und wollte diesen Pfarrer köpfen, | ||
Hört! einen von der Geistlichkeit! | ||
Ist wahrlich keine Kleinigkeit! | ||
6. | Sie thät' in's Haus sich sachte schleichen, | |
Dort fund sie die zwei Leichen; | ||
Doch den pastorem fand sie nicht, | ||
D'rob schnitt sie ein gar grimm' Gesicht. | ||
7. | Dem Tod am Rad entging Pistor, | |
Er schifft' sich ein nach Baltimor', | ||
Und büßet dort im fernen Land | ||
Die Schuld als Tabaksfabrikant. |
Leuchtkugeln. Randzeichnungen zur Geschichte der Gegenwart Nr. 167 (= Bd. 7, Nr. 23). München: Verlag von Emil Roller [1851], S. 182. (online greifbar)
last modified
07.04.2016 05:26