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A. Wo mag denn wohl mein Christian sein
(Liedflugschrift ca. 1818–1829)
Text: anonym
1. | Wo mag denn wohl mein Christian seyn, | |
in Spanien oder Portugal? | ||
o könnt ich nur das liebe Kind | ||
mit meinem Seufzer holen; | ||
o seh ich nur den Weg wohl an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
2. | Es sind schon längst drei Jahr vorbei, | |
seit er dem König geschworen, | ||
freiwillig in das Feld zu ziehn, | ||
und keinen Muth verloren, | ||
und kommt der liebe Tag wol an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
3. | Das erste Jahr da schrieb er mir, | |
daß er zum Schlachtfeld marschierte, | ||
wo er gleich zwei gefangen nahm, | ||
worauf er gleich avancirte; | ||
o seh ich nur den Brief wol an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
4. | Am letzten Abend da denk ich noch, | |
da er mich so küßte, | ||
und dabei gleich von mir Abschied nahm, | ||
und mir die Hände so drückte; | ||
und kommt der liebe Abend heran, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
5. | Auf Nachbars Klotz da saßen wir | |
oft Arm in Arm geschlungen, | ||
da gab er mir einen süssen Kuß, | ||
dabei ward auch gesungen; | ||
o seh ich nur den Klotz wol an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
6. | Sein Leibgericht, das wußte ich, | |
das war ein großer Topf voll Klümpfe, | ||
das aß er zu seinem Frühstück auf, | ||
und zog sich an die Strümpfe; | ||
o seh ich nur den Topf wol an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
7. | Wenn ich des Morgens früh aufsteh, | |
und dacht an keine Sorgen, | ||
da kam mein Christian auf’m Esel her, | ||
und both mir guten Morgen; | ||
o seh ich nur den Esel an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
8. | Es hängt ein Flägel an der Wand, | |
den er zu führen wußte, | ||
mit seiner starken Drescherhand, | ||
da droscht er hin mit lusten; | ||
o seh ich nur den Flägel an, | ||
so denk ich an mein Christian. :,: | ||
9. | Auf seinen Schimmel nahm er mich | |
wenn er zur Mühle mußte, | ||
in seinen Arm geschlungen war, | ||
da ritt er hin mit lusten; | ||
o seh ich nur den Schimmel an. | ||
So denk ich an mein Christian. :,: | ||
10. | Er schwur mir Herz und Liebe zu, | |
auf ewig mich nicht zu verlassen; | ||
ich wollt, daß ich gleich bei ihm wär, | ||
so mögt ich ihn umfassen, | ||
o Himmel! wenn ich denk daran, | ||
so wünsch ich mich bei meinem Christian. :,: |
Fünf neue Lieder [Nr.] 39. Das Erste: Wo mag denn wohl mein Christian seyn. Das Zweite: Nu, Moder, schwieg ick nich mehr still. Das Dritte: Meine kleine Gartenlaube. Das Vierte: Es wohnt ein König an etc. Das Fünfte: Hört zu ihr lieben Mädchen. Ganz neu gedruckt. [Hamburg]: J. M. Brauer, Dammthorwall No. 430 o. J. [1818–1829].
DVA: Bl 6477 (Kopie; Original: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Scrin A56, Nr. 39 [49])
Editorische Anmerkung:
Datierung nach der Adressangabe „Dammthorwall No. 430“, wo die Firma J. M. Brauer zwischen 1818 und 1829 ansässig war; vgl. Friedrich August Cropp: Die Drucker der Hamburger Drehorgellieder. In: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte 2 (1878/79), S. 128. Im Deutschen Volksliedarchiv ist das Lied in dieser Fassung noch ein zweites Mal belegt; vgl. Auswahl einiger Gesellschaftslieder für frohe Zirkel. Hamburg: Brauer, Dammthorwall o. J. [1818–1829], S. 27–29 (Nr. 18) [Sign.: V 3/90].
last modified
20.04.2011 10:39