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Wenn ich an die Heimat denke


"Wenn ich an die Heimat denke" ist ein russlanddeutsches Soldatenlied aus der Zeit der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Türkei (möglicherweise 1877/78). Es war noch Ende der 1920er Jahre im damaligen Transkaukasien bekannt. Seine Entstehung wie auch seine Rezeption liegen jedoch noch weitgehend im Dunkeln.

I. Der historische Kontext, in dem dieses Lied verfasst wurde, ist einer der vielen militärischen Konflikte zwischen Russland und der Türkei. Aus dem Liedtext lässt sich allerdings nicht erschließen, auf welchen dieser Kriege sich "Wenn ich an die Heimat denke" konkret bezieht. Es könnte sich um den Russisch-Osmanischen Krieg 1877/78 handeln (denn vor 1874 waren die Russlanddeutschen von der Wehrpflicht befreit). Der bislang einzige Beleg dieses Liedes wurde im Jahr 1928 von Valentina Pogorelskaja, einer Schülerin des Germanisten und Philologen Viktor Schirmunski, in der russlanddeutschen Siedlung Katharinenfeld (Kreis Tiflis) im damaligen Transkaukasien mit Text und Melodie aufgezeichnet (Edition A). Interessant dabei ist, dass es sich bei den Gewährspersonen nicht um ehemalige Soldaten, sondern um ältere Frauen handelt, wobei der Liedtext von einer 1867 Geborenen stammt (die die Kriegszeit 1877/78 also noch selbst miterlebt hat).

II. Inhaltlich sind seine sechs Strophen recht heterogen. Die Konsistenz des Textes war offenbar weniger relevant als sein Unterhaltungswert. Den roten Faden bilden verschiedene Aspekte des Soldatenlebens im Kriegsalltag. Zu Beginn, in den ersten beiden Strophen, wird die Angst vor dem Krieg und das Risiko als Soldat zu sterben artikuliert. Demgegenüber erscheint die dritte Strophe wie ein Pfeifen im dunklen Wald: die Verspottung des Kriegsgegners soll die eigene Angst bannen und Mut verbreiten. In der vierten Strophe wird wiederum die miserable Verpflegung der Soldaten kritisiert. Es folgt eine Strophe über die Zeit des Wartens auf den nächsten Befehl und zuletzt ein Resümee, das mit dem Inhalt der ersten beiden Strophen kontrastiert: der Protagonist verkündet, all die widrigen Umstände stets innerlich stark und gelassen ertragen zu haben. Über die Herkunft von "Wenn ich an die Heimat denke" ist bislang nichts weiter bekannt. Ebenso wenig Informationen gibt es derzeit zur Rezeption dieses Liedes.

INGRID BERTLEFF
(Mai 2010)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: singuläre Feldaufnahme (Wachsschallplatte)
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Wenn ich an die Heimat denke (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/wenn_ich_an_heimat_denke/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 16.09.2013 01:08
 

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