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You are here: Home Lieder Wach auf, meins Herzens Schöne Edition C: Frühester Melodiedruck 1555
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C. Merck auff merck auff du schöne du Christliche Gemein

(Frühester Melodiedruck 1555)


Text: Valentin Triller (1493–1573)
Musik: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Ein ander Gesang von Christo vnd seiner heiligen Gemeine / auff eine alte Tage weis / mit drey stimmen.

1. Merck auff merck auff du schöne [/]
du Christliche Gemein /
Auff das lieblich gethöne
des Gottes worts so rein /
Vnnd auff die gutten mehre /
von deinem Breutgam hüpsch vnd fein [/]
noch allem wunsch vnd bgere.
 
2. Der kompt zu dir gar ferre /
das er dich jhm vergleich /
wiewol er ist ein Herre /
vnd König aller reich /
vnd ist der schönst ob allen /
vnnd ob du arm vnd dürfftig seyst /
doch bist jm wolgefallen.
 
3. Er beut dir an sein liebe [/]
viel gnad vnnd freundtligkeit /
das er mit dir vertriebe /
sein zeit in ewigkeit /
mit lieblichem geberde /
welchs er dir auch mit dienst vnnd mühe [/]
erzeiget hat auff erden.
 
4. Mit hertzlichem verlangen /
wünscht er zu seiner fart /
Das er dich möchte vmbfangen /
in seine ermlein zart /
Die lieb hat ihn gebunden /
das er vmb dich gekrieget hat /
entpfieng darob sein wunden.
 
5. Nu sitzt er auff seim throne /
rufft dir zu jhm hinein /
beut dir sein schmuck vnnd krone /
welchs sol dein eigen sein /
man hört jhn zu dir sagen /
du bist mein lieb vnnd ich bin dein /
darumb las dein verzagen.
 
6. Ob dich dein sünd wolt schrecken /
vnd machen gantz verzagt /
Dein freund will sie dir decken /
wie er dir selbs zusagt /
vnd wil dich ewig segnen /
vnnd fur die traw vnd glauben dein [/]
der lieben mit dir pflegen.
 
7. Fur seine gulden ringe /
vergeust er dir sein blut /
vnnd gibt zum leib gedinge [/]
ein herrlich ewig gut /
welchs er dir wil eingeben /
da soltu stets mit freiem mut /
bey jhm in freuden leben.
 
8. Er lest dir auch zu pfande [/]
sein edlen leib vnd blut /
das dich nicht bring zu schande [/]
der stolze behemut /
der seinen fleis nicht sparet /
kreuch vnder deins liebes arm /
der dich vor jhm bewaret.
 
9. Denn er dich jm wil rauben [/]
vnd setzen dich in spot /
halt stet mit festem Glauben [/]
an deinem Herrn vnd Got /
Der sich aus trew verleibet [/]
mit dir als seiner lieben braut [/]
die trew auch ewig bleibet.
 
10. Wenn dich der Feind thut flewen [/]
mit seinem grimm vnnd neid /
So wolst dich trostlich frewen /
der trew vnd güttigkeit /
die dir dein Freund beweiset /
der sey darumm in ewigkeit /
gerümbt vnd auch gepreyset.


Ein Schlesisch singebüchlein aus Göttlicher schrifft / von den fürnemsten Festen des Jares / vnd sonst von andern gesengen und Psalmen / gestelt auff viel alte gewönliche melodien […] Durch Valentinum Triller […]. Breslau: Crispinus Scharffenberg 1555, s. p.
DVA: B 50527 (Kopie; Original: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Sign.: Yv 1129 Helmst. 8°).


Editorische Anmerkung:
Der Melodiedruck bei Triller ist die erste vollständig erhaltene Fassung der Weise zu "Wach auf meins Herzens Schöne". Ein Fragment der Melodie erschien bereits 1540 als Bestandteil eines Quodlibets von Wolfgang Schmeltzl (1500/1505–um 1564). Mit gleichem Anfang, aber kleinen rhythmischen Differenzen, bildet sie den Anfang seines Quodlibets Nr. 19; vgl. Wolfgang Schmeltzl: Guter, seltzsamer und kunstreicher teutscher Gesang. Hrsg. von Rudolf Flotzinger. Graz 1990 (Denkmäler der Tonkunst in Österreich, Bd. 147/148), Graz 1990, S. 115.
Die Intention von Trillers Text unterscheidet sich deutlich von Hans Sachs (Edition B): Steht bei Sachs die Mahnung, die Gebote Gottes zu halten, im Vordergrund, so liegt Valentin Triller daran, die Gläubigen der unbedingten Liebe Gottes zu versichern.
Str. 8/Zeile 4, behemut: Behemoth, ein Ungeheuer der jüdischen-christlichen Mythologie.
last modified 10.10.2012 12:17
 

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