A. NVn ruhen alle wälder
(Paul Gerhardt 1653)
Text: Paul Gerhardt (1607–1676)
Mel. O welt / ich muß dich lassen. | ||
1. | NVn ruhen alle wälder / | |
Vieh / menschen / städt und felder / | ||
Es schläft die gantze welt: | ||
Ihr aber / meine sinnen / | ||
Auf / auf / ihr sollt beginnen / | ||
Was eurem Schöpffer wol gefällt. | ||
2. | Wo bist du / Sonne / blieben? | |
Die nacht hat dich vertrieben / | ||
Die nacht des tages feind: | ||
Fahr hin / ein andre Sonne / | ||
mein Jesus / meine wonne | ||
Gar hell in meinem hertzen scheint. | ||
3. | Der tag ist nu vergangen / | |
Die güld- | ne sternen prangen | [S. 34] | |
Am blauen himmelssaal: | ||
Also werd ich auch stehen / | ||
Wann mich wird heissen gehen | ||
Mein Gott aus diesem jammerthal. | ||
4. | Der leib eilt nun zur ruhe / | |
Legt ab das kleid und schuhe / | ||
Das bild der sterblichkeit / | ||
Die zieh ich aus: dagegen | ||
Wird Christus mir anlegen | ||
Den rock der ehr und herrlichkeit. | ||
5. | Das haupt / die füß und hände | |
Sind fro / daß nun zum ende | ||
Die arbeit kommen sey. | ||
Hertz / freu dich/ du solt werden[1] | ||
Vom elend dieser erden / | ||
Vnd von der sünden arbeit frey. | ||
6. | Nun geht ihr matten glieder / | |
Geht hin und legt euch nider / | ||
Der betten ihr begehrt: | ||
es kommen stund und zeiten / | ||
Da man euch wird bereiten | ||
Zur ruh ein bettlein in der erd. | ||
7. | Mein Augen stehn verdrossen / | |
Im huy sind sie geschlossen / | ||
Wo bleibt dann leib und seel? | ||
Nim sie zu deinen gnaden / | ||
Sey gut für allem schaden / | ||
Du aug und wächter Israel. | ||
8. | Breit aus die flügel beyde / | |
O Jesu meine freude / | ||
Vnd nim dein küchlein ein / | ||
Wil satan mich verschlingen / | ||
So laß die Englein singen: | ||
Dis kind sol unverletzet seyn. | | [S. 35] | |
9. | Auch euch ihr meine lieben / | |
Sol heinte nit betrüben | ||
Ein unfall noch gefar / | ||
Gott laß euch selig schlafen / | ||
Stell euch die güldne waffen | ||
Vmbs bett und seiner Engel schaar. |
Praxis Pietatis Melica. Das ist: Ubung der Gottseligkeit in Christlichen und trostreichen Gesängen […] Von Johann Crügern. Edition V. Berlin 1653, S. 33 (Nr. 19).
GBA: 1653 Berlin
Dort folgende Herkunftsangabe: Text: "Paul. Gerh."
Editorische Anmerkung:
[1] Im Original: "werdem".
Der Text der frühesten Ausgabe (Berlin 1647) ist ediert bei: Albert Friedrich Wilhelm Fischer, Wilhelm Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des siebzehnten Jahrhunderts. Bd. 3, Gütersloh 1906, S. 298 (Nr. 381).
last modified
08.07.2009 08:58