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A. Nah bei Wien, im deutschen Lande

(Ludwig Würdig 1848)


Text: Ludwig Würdig (1818–1889)
 


Robert Blum

1. Nah bei Wien, im deutschen Lande, —
Habt ihr es vernommen schon? —
Ward zu Deutschlands Schmach und Schande
Hingewürgt ein deutscher Sohn!
Ketten rasseln, Hähne knacken, —
Das Kommandowort: "Schlagt an!"
Und es beugt den freien Nacken,
Robert Blum, der freie Mann!
 
2. Fragt ihr mich, was er verbrochen?!
Für die deutsche Freiheit hat
Er ein glühend Wort gesprochen
In der deutschen Kaiserstadt!
Ringend nach dem schönen Sterne,
Aus der Heimath lichten Höhn,
Wollte Deutschland er so gerne
Stark und frei und glücklich sehn!
 
3. Seht den Fürstenknecht erzittern
Vor der Wahrheit groß und nackt,
Die, gleich brausenden Gewittern,
Alle Sclavenseelen packt!
Windischgrätz, entmenschter Krieger,
Feiger Würger, würge fort!
Aber Deutschlands Freiheitssieger
Rächen blutig diesen Mord.
 
4. Laß mit Orden dich belohnen,
Und mit Ketten schmücken dich!
Suche Dank auf Deutschland's Thronen,
Deutschland's Volk verachtet dich!
In den Büchern der Geschichte
Wirst du neben Tilly stehn,
Und im ew'gen Weltgerichte
Arm in Arm mit Alba gehn!
 
5. Märtyrer der deutschen Sache,
Robert Blum, im Lichtgewand!
Dein vergossen Blut schreit Rache
Durch das große Vaterland!
War's der letzte Sieg der Hölle?
Die Erlösung, ist sie nah? —
Blutgedüngte, heil'ge Stelle,
Werde uns ein Golgatha!
 
6. Eh' auf deinem Grabeshügel
Lenzesblumen wieder blühn,
Wird der Freiheit heil'ger Flügel
Unser Vaterland umglühn.
Tief hinunter soll es schallen,
Hoch herab vom Paradies:
"Die Tyrannen sind gefallen,
Robert Blum, nun schlafe süß!"


L[udwig] Würdig: Robert Blum. In: Freikugeln. Blätter für ernste und heitere Unterhaltung. Leipzig: Literarisches Museum 7 (1848), Nr. 191 (28. November), S. 761.


Editorische Anmerkung:
Parallel zur Veröffentlichung in den "Freikugeln" brachte Würdig sein Gedicht in Dessau auch als Separatdruck heraus: Robert Blum. Gedicht von L[udwig] Würdig. Für Blum's Familie. Dessau: Julius Fritsche 1848. Ein Exemplar dieser Flugschrift befand sich in den 1920er Jahren in der Sammlung des Heimatmuseums Köthen in Anhalt. Im heutigen Bestand des Historischen Museums für Mittelanhalt im Schloss Köthen ist dieses Exemplar – vermutlich aufgrund von Kriegseinwirkungen – nicht mehr greifbar (Auskunft Juli 2012). Eine Abschrift der damals in Köthen vorhandenen Flugschrift fertigte in den 1920er Jahren der Volkskundler Alfred Wirth im Zuge seiner Recherchen zu Blum-Liedern an; sie befindet sich heute im Nachlass von Alfred Wirth (Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau, Bestand E 150), gedruckt erschien sie 1928 innerhalb seines Aufsatzes "Das Lied vom Robert Blum" in: Jahrbuch für Volksliedforschung 1 (1928), S. 178 (das Wort "knackern" bei Wirth – Str. 1, Vers 5, statt "knacken" – ist offenkundig ein Übertragungsfehler).

In den Jahren 1848/49 erschien Würdigs Gedicht noch auf weiteren Flugblatt-Drucken:
  • Robert Blum. [Anonymes Flugblatt, ohne Druckangabe]
  • Nachruf an Robert Blum. Berlin: Sala [1848], lithographiertes Flugblatt (mit gestempeltem Besitzvermerk: E. A. Bolle. Apotheker, Oranienburger Str. 87)
Die Flugschriften sind enthalten im Flugschriften-Konvolut "Revolutionsgedichte 1848" der Staatsbibliothek Berlin (Signatur: 4"Rz 8885/98), Nr. 47b; eine Reproduktion davon in Steinitz 1962, S. 234f.

 

last modified 16.01.2013 10:36
 

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