F. Kommt sich Vogel geflogen
(Politische Parodie 1920)
Text: anonym
Briefe nach Polen | ||
1. | Kommt sich Vogel geflogen, | |
Setzt sich nieder, hält still, | ||
Hat sich Briefchen im Schnabel, | ||
Was abgeben will. | ||
2. | An Pan Polak in Posen? | |
Was ist sich für Schweinerei! | ||
Kennt sich Posen kein Mensch hier, | ||
Gibt nicht in Polakei! | ||
3. | Posen gibt nicht auf Globus, | |
Poznan allein existiert. | ||
Hat Adresse auf Brief wohl | ||
Deutsche Pfote geschmiert. | ||
4. | Hat auch Bromberg statt Bydgoszcz, | |
Gnesen und Neustadt geschreibt; | ||
Heißt sich Gniezno und Lwowek, | ||
Was sich immer so bleibt. | ||
5. | Fliege weiter, du Vogel, | |
Behalt im Schnabel den Brief; | ||
Kommst mit sowas du wieder, | ||
Geht es, Mistvieh, dir schief! | ||
6. | Komm sich Vogel noch einmal | |
Mit Brief, was deutsch adressiert, | ||
Giebt ihm Pollack gleich Fußtritt, | ||
Daß sich Vogel krepiert. |
Kladderadatsch. Humoristisch-satirisches Wochenblatt 73 (1920), Nr. 51, s. p.
DVA: B 50353
(online greifbar unter: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kla1920/0710)
Zwischen Überschrift und erster Strophe wurde zum Aktualitätsbezug der Liedparodie erklärt: "Die polnische Post schickt alle Briefe, die deutsche Aufschriften tragen, wie Posen, Bromberg, Graudenz usw. zurück mit der Anmerkung: Ort unbekannt."
Editorische Anmerkung:
Der Text ist mit "e. p." unterzeichnet
last modified
20.07.2011 09:45