Edition E: Ergänzende Strophen 1924 copied.
E. Da unten im Graschdanker Wald
(Ergänzende Strophen 1924)
Text: anonym
Scan der Editionsvorlage
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1. | Da unten im Graschdanker Wald, | |
Da Kuckucks Ruf und Echo schallt, | ||
Da ging ein Knab und Mädelein | ||
Ganz traurig in den Wald hinein. | ||
2. | Er zieht sie an sein Jünglingherz | |
Und sprach zu ihr mit bittrem Schmerz: | ||
– Entschliesse dich mit mir zu Tod! | ||
Hier sind Pistolen, Blei und Schrot! | ||
3. | Es ist ja unsren Eltern gram, | |
Dass wir uns beide haben gern. | ||
Es ist ja unsern Eltern groll, | ||
Dass wir uns beide haben wohl. | ||
4. | O, grosser Gott, wer hätt's gedacht, | |
Dass wir so müssen leiden. | ||
Bei uns war schon die Lieb zu gross, | ||
Drum müssen wir jetzt scheiden. | ||
5. | – So wie du willst, so soll's geschehn! | |
Giebt’s oben nicht ein Wiedersehn? | ||
Sie sank so bleich an seine Brust. | ||
Drauf fällt schon gleich der Scheidenschuss. | ||
6. | Der zweite mit dem dritten Schrei: | |
– Es ist vollendet, Herzliebchen mein! | ||
Er (ihr) den Mund zum küssen bot. | ||
Sie liegen beide bleich und tot. | ||
7. | Man hat das Grab zu Ehren ihn | |
Und auch den Baum, den Linden Zier'n, | ||
Bis heute es noch aufbewahrt | ||
Zur Erinnerung des Schreckenstags! |
Liederheft von Ulrich (ca. 28 J.), 1924 aufgezeichnet in Kolonie Neu-Saratowka (Leningrader Kreis) durch Viktor Schirmunski.
DVA: DVL – M 34, Nr. 1 (L)
IRLI: Fond 104 – 21 – 180, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.
Dort folgende Anmerkung: "Fassung II"
Editorische Anmerkung:
Die Anmerkung: "Fassung II" bezieht sich darauf, dass dieses Liederheft das Graschdanka-Lied in zwei verschiedenen Varianten enthält: zum einen ("Fassung I" = M 34, Nr. 4) in der allgemein geläufigen Fassung mit vier Strophen (siehe Edition B) sowie in der vorliegenden, durch drei Zusatzstrophen ergänzten Fassung – möglicherweise lässt sich dies auch als Hinweis darauf deuten, dass es sich bei letzteren um später entstandene Verse handelt.
last modified
31.08.2011 01:49