Edition A: Krim 1928 copied.
A. Ihr Brüder, wollt ihr ziehen fort
(Krim 1928)
Text: anonym
Scan der Editionsvorlage
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In die Ferne. | ||
1. | Ihr Brüder, wollt ihr ziehen fort aus Bessarabia, | |
So lasst getrost uns ziehen fort nach Kaukasia. | ||
2. | Dort wachsen alle Pflanzen, der Wein der wächst dort wild, | |
Sogar die Pomeranzen, der Chachet1) hat sein Quell. | ||
3. | Der Chachet1) fliesst aus dem Boden wie eine Wasserquell, | |
Drum ist das Land zu loben. Frisch auf und eilet schnell. | ||
4. | Die Äpfel und die Birnen, die wachsen dort im Wald, | |
Und oben auf den Bergen wird es auch manchmal kalt. | ||
5. | Dort unten an den Bergen, dort wachsen Feigenbäum, | |
Bockshörnle und Rosinen sind süss wie Zuckerseim. | ||
6. | Ihr Brüder, wollt ihr ziehen, so habt ihr höchste Zeit, | |
Der Schnee kommt angeflogen, der Winter ist nicht weit. | ||
7. | Wir möchten so gern ziehen, wie ebes auf der Welt. | |
Der Schnee fängt an zu fliegen. Es fehlt uns nur noch Geld. |
Aufgezeichnet in der Kolonie Samao, Halbinsel Krim (Ukraine) im Winter 1928 durch Ellinor Johannson; Gewährsperson: Jul. Eisenbraun, geb. 1879, Abschrift aus dessen bzw. deren handschriftlichem Liederheft.
DVA: DVL – M 4, Nr. 1
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 12 – 7, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.
Dort folgende handschriftliche Anmerkung Viktor Schirmunskis (im Original mischt Schirmunski hier russische und deutsche Wörtern): "1) Var[iante], umgeschrieben von Stud[entin] Seltenreich: Djocht – Djacht."
Editorische Anmerkung:
Strophe 2, Vers 2:
Pomeranze: Bitterorange
Chachet: Bedeutung konnte nicht geklärt werden; unklar ist auch die Bedeutung der Varianten mit Djocht bzw. Djacht; eventuell bezieht sich "Chachet" auf Kacheti, ein bekanntes Weinbaugebiet in Georgien. Demnach würde hier also sinngemäß der Wein sprudeln wie eine Quelle.
Strophe 5, Vers 2:
Bockshörnle: Früchte des Johannisbrotbaums; auch Carob, Johannisbrot
Seim: klebrige, zähe Flüssigkeit (veraltet)
Strophe 7, Vers 1:
ebes: etwas (schwäbisch)
Irma bzw. Irina Seltenreich (geb. 1907) war wahrscheinlich eine Studentin Viktor Schirmunskis.
last modified
31.08.2011 04:21