F. Guter Mond, du gehst so stille
(Liebeslied 1922)
                
                
Text und Melodie: anonym
| An den Mond. | ||
| 1. | Guter Mond, du gehst so stille | |
| durch die Abendwolken hin, | ||
| bist so ruhig, und ich fühle, | ||
| daß ich ohne Ruhe bin. | ||
| Traurig folgen meine Blicke | ||
| deiner stillen, heitern Bahn: | ||
| O, wie hart ist das Geschicke, | ||
| daß ich dir nicht folgen kann! | ||
| 2. | Guter Mond, dir will ich's sagen, | |
| was mein banges Herze kränkt, | ||
| und an wen mit bittern Klagen | ||
| die betrübte Seele denkt! | ||
| Guter Mond, du kannst es wissen, | ||
| weil du so verschwiegen bist, | ||
| warum meine Tränen fließen | ||
| und mein Herz so traurig ist. | ||
| 3. | Dort, bei jenem kleinen Tale, | |
| wo die dunkeln Bäume stehn, | ||
| nah bei jenem Wasserfalle, | ||
| wirst du eine Hütte sehn; | ||
| geh durch Wälder, Bäch' und Wiesen, | ||
| blicke sanft durchs Fenster hin, | ||
| so erblickest du Elisen, | ||
| aller Mädchen Königin. | ||
| 4. | Nicht in Gold und nicht in Seide | |
| wirst du dieses Mädchen sehn; | ||
| nur in schlichtem weißen Kleide | ||
| pflegt mein Mädchen stets zu gehn. | ||
| Nicht vom Adel, nicht vom Stande, | ||
| den man sonst so hoch verehrt, | ||
| nicht vom eitlen Moden-Tande | ||
| hat mein Mädchen seinen Wert. | ||
| 5. | Nur ihr Reiz, ihr gutes Herz | |
| macht sie liebenswert bei mir; | ||
| gut im Ernste, froh im Scherze, | ||
| jeder Zug ist gut an ihr; | ||
| ausdrucksvoll sind die Gebärden, | ||
| froh und heiter ist ihr Blick; | ||
| kurz, von ihr geliebt zu werden, | ||
| halt ich für das größte Glück. | ||
| 6. | Mond, du Freund der reinsten Triebe, | |
| schleich dich in ihr Kämmerlein; | ||
| sag es ihr, daß ich sie liebe, | ||
| und daß sie nur ganz allein | ||
| mein Vergnügen, meine Freude, | ||
| meine Lust, mein alles ist; | ||
| daß ich gerne mit ihr leide, | ||
| wenn ihr Aug in Tränen fließt. | ||
| 7. | Daß ich aber schon gebunden, | |
| und nur leider! zu geschwind | ||
| meine süßen Freiheitsstunden | ||
| schon für mich verschwunden sind; | ||
| und daß ich nicht ohne Sünde | ||
| lieben könne in der Welt, | ||
| lauf, und sag's dem guten Kinde, | ||
| ob ihr diese Lieb gefällt? | ||
Deutscher Liederwald. Die schönsten deutschen Volkslieder für Klavier mit Text hrsg. von Hermann Krome [...] Ausgabe für Singstimme mit leichter Lautenbegleitung. Berlin, München, Wien: Drei-Masken-Verlag o. J. (1922), S. 28f.
DVA: V 3/1900
Dort folgende Herkunftsangabe: "Karl Enslin (1819–1875). Alte Volksweise."
Editorische Anmerkung:
Die Autorzuschreibung ist falsch.
        
        last modified
        
        01.12.2010 02:14
        
        
        
        
        
        
    
    
