B. Guter Mond! du gehst so stille
(Erstdruck mit Melodie 1838)
                
                
Text und Melodie: anonym
 
| An den Mond. | ||
| 1. | Guter Mond! du gehst so stille | |
| in den Abendwolken hin; | ||
| bist so ruhig, und ich fühle, | ||
| daß ich ohne Ruhe bin. | ||
| Traurig folgen meine Blicke | ||
| deiner stillen, heitern Bahn. | ||
| O, wie hart ist das Geschicke, | ||
| daß ich dir nicht folgen kann! | ||
| 2. | Guter Mond! dir darf ich's klagen, | |
| was mein banges Herze kränkt, | ||
| und an wen, mit bittern Klagen, | ||
| die betrübte Seele denkt! | ||
| Guter Mond! du sollst es wissen, | ||
| weil du so verschwiegen bist, | ||
| warum meine Thränen fließen, | ||
| und mein Herz so traurig ist. | ||
| 3. | Dort in jenem kleinen Thale, | |
| wo die dunklen Bäume stehn, | ||
| nah bei jenem Wasserfalle, | ||
| wirst du eine Hütte sehn; | ||
| geh' durch Wälder, Bäch' und Wiesen, | ||
| blicke sanft durch's Fenster hin: | ||
| so erblickest du Elisen, | ||
| aller Mädchen Königin. | ||
| 4. | Nicht in Gold und nicht in Seide | |
| wirst du dieses Mädchen sehn; | ||
| in gemeinem netten Kleide | ||
| pflegt mein Mädchen stets zu gehn. | ||
| Nicht vom Adel, nicht vom Stande, | ||
| was man sonst so hoch verehrt, – | ||
| nicht von einem Ordensbande | ||
| hat mein Mädchen ihren Werth. | ||
| 5. | Nur ihr reizend gutes Herze | |
| macht sie liebenswerth bei mir; | ||
| gut im Ernste, froh im Scherze, | ||
| jeder Zug ist gut an ihr; | ||
| ausdrucksvoll sind die Geberden, | ||
| froh und heiter ist ihr Blick; | ||
| kurz, – von ihr geliebt zu werden, | ||
| scheinet mir das größte Glück. | | [S. 27] | |
| 6. | Mond, du Freund der reinsten Triebe, | |
| schleich' dich in ihr Kämmerlein! | ||
| sage ihr: daß ich sie liebe, | ||
| daß sie einzig und allein | ||
| mein Vergnügen, meine Freude, | ||
| meine Lust, mein Alles ist; | ||
| daß ich gerne mit ihr leide, | ||
| wenn ihr Aug' in Thränen fließt. | ||
| 7. | Daß ich aber schon gebunden, | |
| und nur leider! zu geschwind | ||
| meine süßen Freiheitsstunden | ||
| schon für mich verschwunden sind; | ||
| und daß ich nicht ohne Sünde | ||
| lieben könne in der Welt: | ||
| lauf', und sag's dem guten Kinde, | ||
| ob ihr diese Lieb' gefällt! | ||
Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen, gesammelt und herausgegeben von Ludwig Erk und Wilhelm Irmer. Zweites Heft. Berlin: Plahn'sche Buchhandlung (Louis Nitze) 1838, S. 26f. (Nr. 30).
DVA: V 1/3136
Dort folgende Herkunftsangabe: "Mündlich. – In ganz Deutschland bekannt."
        
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        01.12.2010 02:10
        
        
        
        
        
        
    
    
