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C. Gute Nacht ihr harten Sinnen
(Liederhandschrift Franken um 1747-1749)
Text: Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen (1663–1697)
1. | Gute Nacht ihr harten Sinnen | |
gute Nacht du felßen Hertz | ||
Soll mein Hofnungswachs zerinnen | | [S. 549] | |
Ist mein lieben nur dein Schertz | ||
ey so will ich dir bey zeiten | ||
Eine gute nacht andeuten | ||
2. | Diamanten müssen springen | |
wenn sie schlechtes bockblut kühlt | ||
und ein tieger läst sich zwingen | ||
wenn er mit den Menschen spielt | ||
Hier muß Diamant und Tieger | ||
Dich erkennen als besieger | ||
3. | Stahl muß weichen Gold muß fließen | |
Wen es nur die Glut beselt | ||
und durch öfteres begießen | ||
wird der stein leicht aus gehölt | ||
aber du willst dich erweißen | ||
mehr zu seyn als stahl und Eißen | ||
4. | Du verlachest meine Tränen | |
du verachtest meine Treu | ||
ich darf niemal fast erwähnen | ||
wie mein geist entzündet sey | ||
Also können selbst die zeiten | ||
Nicht den harten Stein bestreiten | | [S. 550] | |
5. | Wider das verhängniß leben | |
Ist dem menschen nicht erlaubt | ||
Harte Eychen wider streben | ||
Bis der blitz die Stärke raubt | ||
Darum hüte dich o Schöne, | ||
daß die Reue dich nicht Cröne. | ||
6. | Zwar ich will dich gerne gönnen | |
Dem, dem du dich zugedacht | ||
Wirst du dich verbeßern können | ||
Sag ich willig gute nacht | ||
doch wenn es dich wird gereuen | ||
wird der Himmel mich erfreuen |
Handschriftliches Liederbuch von Christiane Wilhelmina Carolina Louisa, Barone de Crailsheim ("Anno 1774 zu Rügland"), S. 548–550.
DVA: M fol 33
Editorische Anmerkung:
Der Liedtext entspricht der Version, die ab der 2. Auflage des Romans von 1700 tradiert wurde. Als Vorlage der Abschrift diente vermutlich ein nicht näher identifizierbarer Nachdruck des Romans, denn einige Seiten nach "Gute Nacht, ihr harten Sinnen", folgt die Abschrift eines weiteren im Roman enthaltenen Liedes, in dem es ebenfalls um Liebesleid geht: "Mein Hoffen stirbt, mein Kummer lebt". Dass dem Schreiber ein Exemplar des Romans zur Verfügung stand, ist auch deswegen wahrscheinlich, weil das zweite aus der "Asiatischen Banise" stammende Lied nur in den verschiedenen Ausgaben des Romans überliefert ist und keine eigenständige Rezeption als Lied erfahren hat.
Als Urheber der Liederhandschrift gilt Albert Ernst Friedrich von Crailsheim (1727–1794), der sie vermutlich in den Jahren 1747 bis 1749 während seiner Studienzeit anlegte. 1774 schenkte der in Rügland bei Ansbach beheimatete Freiherr das handschriftliche Liederbuch seiner dreizehnjährigen Tochter Christiane Wilhelmine (1761–1796); näher dazu Arthur Kopp: Deutsches Volks- und Studentenlied in vorklassischer Zeit. Im Anschluß an die bisher ungedruckte von-Crailsheimsche Liederhandschrift der Königlichen Bibliothek quellenmäßig dargestellt. Berlin 1899, S. 6ff und S. 26. Das Lied "Gute Nacht ihr harten Sinnen" wurde in Kopps Edition nur erwähnt, jedoch nicht gedruckt (vgl. S. 247).
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19.06.2012 11:58