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Gute Nacht, ihr harten Sinnen


Das Liebeslied "Gute Nacht, ihr harten Sinnen" stammt aus dem Roman "Die asiatische Banise" (1689) von Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen. Das an eine unerbittliche Geliebte gerichtete Klagelied hat im 18. Jahrhundert auch unabhängig vom Roman eine gewisse Verbreitung gefunden und ist in vier Handschriften überliefert. Die Melodie dazu ist jedoch unbekannt.

I. Das 1689 erstmals erschienene Buch "Die asiatische Banise" von Heinrich Anshelm von Zigler und Kliphausen (1663–1697) war ein Erfolgsroman der Barockzeit, der bis 1764 elfmal aufgelegt wurde. In Ziglers Roman wird das Lied "Gute Nacht, ihr harten Sinnen" von Prinz Xemin von Pegu gesungen, der unglücklich in die am Hof seines Vaters lebende Prinzessin von Saavady verliebt ist. Xemin beklagt darin die alles überbietende Unerbittlichkeit der Geliebten, die Adressatin hört das Lied allerdings nicht (Edition A). Außerhalb des Romans war die Wirkung des Liedes jedoch erfolgreicher und so findet man den Text in einigen handschriftlichen Liederbüchern des 18. Jahrhunderts. Ob parallel dazu auch eine gedruckte Überlieferung als eigenständiges Lied existierte, ist nicht bekannt. Nur eine zeitgenössische Poetik, die eine fehlerhafte Version des Liedtextes enthält (Edition B), deutet auf diese Möglichkeit hin. Ansonsten haben sich über die verschiedenen Auflagen des Romans hinaus keine weiteren gedruckten Zeugnisse erhalten.

II. Den frühesten handschriftlichen Beleg bietet die vermutlich zwischen 1743 und 1747 entstandene Liederhandschrift "Horae Kilonienses Canonicae" von Friedrich Reyher, einem Kieler Studenten (vgl. Arthur Kopp 1899), die heute jedoch verschollen ist. Die älteste erhaltene Abschrift findet sich in der so genannten Crailsheimschen Liederhandschrift, die in den Jahren 1747-1749 im fränkischen Raum entstanden ist (Edition C). Während als Vorlage der Abschrift hier vermutlich ein Nachdruck des Romans diente, weist ein weiterer Beleg aus dem Jahr 1754 deutlicher darauf hin, dass "Gute Nacht, ihr harten Sinnen" im 18. Jahrhundert tatsächlich gesungen wurde: das Lied findet sich nämlich auch im Liederbuch einer "Bergsängerbande" aus dem Harz (Edition D). Die jüngste Quelle ist die – vermutlich als Gebrauchsliederheft eines aus Baden stammenden Studenten konzipierte – "Rastatter Liederhandschrift" mit dem Titel "Weltliche Lieder / nach Belieben in dem / Register aufzusuchen / 1769" (Edition E). Die Abweichungen des Liedtextes vom Originaltext im Roman lassen hier ebenfalls eine heute verlorene Vorlage und somit auch eine eigenständige Rezeption als Lied vermuten.

III. Über Bekanntheitsgrad, Funktion und Bedeutung des Liedes "Gute Nacht, ihr harten Sinnen" lässt sich einstweilen nur wenig eruieren. Offenkundig ist, dass sich seine Verbreitung auf das 18. Jahrhundert beschränkte – im Gegensatz zu einem anderen, aus demselben Roman stammenden Lied ("Sollen nun die grünen Jahre"). Auffällig ist zudem die Häufigkeit, in der das Lied in studentischen Liedersammlungen auftaucht. Ob es seinerzeit primär als Studentenlied galt oder lediglich Teil des studentischen Liedrepertoires war, lässt sich freilich nicht mehr feststellen, auch nicht die zum Text benutzte Melodie.

KARIN VORDERSTEMANN
(Juni 2008)



Editionen und Referenzwerke
ab

Die historisch-kritische Edition von Ziglers Barockroman "Asiatische Banise" wird derzeit an der Universität Freiburg im Rahmen eines DFG-Projektes erarbeitet. Zu den Ausgaben und der Rezeptionsgeschichte der "Asiatischen Banise" siehe die Homepage des Projektes:


Weiterführende Literatur
  • Rolf Wilhelm Brednich: Die Rastatter Liederhandschrift von 1769. In: Jahrbuch für Volksliedforschung 13 (1968), S. 26–58.
  • Arthur Kopp: Deutsches Volks- und Studentenlied in vorklassischer Zeit. Im Anschluß an die bisher ungedruckte von-Crailsheimsche Liederhandschrift der Königlichen Bibliothek quellenmäßig dargestellt. Berlin 1899 (im Anhang: Reyhers "Horae Kilonienses caninocae", S. 271–280).


Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: gelegentlich in handschriftlichen Liederbüchern (nur 18. Jahrhundert)
  • Gedruckte Quellen: zeitgenössische Ausgaben des Romans "Asiatische Banise" (1689–1764)
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Karin Vorderstemann: Gute Nacht, ihr harten Sinnen (2008). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/gute_nacht_ihr_harten_sinnen/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 11:57
 

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