Edition F: Deutsches evangelisches Gesangbuch 1915 copied.
F. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
(Deutsches evangelisches Gesangbuch 1915)
Text: Paul Gerhardt (1607–1676)
Melodie: Augustin Harder (1775–1813), bearb. von Friedrich Heinrich Eickhoff (1807–1880)
1. | Geh aus, mein Herz, und suche Freud | |
in dieser lieben Sommerzeit | ||
an deines Gottes Gaben; | ||
schau an der schönen Gärten Zier | ||
und siehe, wie sie mir und dir | ||
sich ausgeschmücket haben. | | [S. 377] | |
2. | Die Bäume stehen voller Laub, | |
das Erdreich deckt seinen Staub | ||
mit einem grünen Kleide; | ||
Narzissen und die Tulipan, | ||
die ziehen sich viel schöner an | ||
als Salomonis Seide. | ||
3. | Die Lerche schwingt sich in die Luft, | |
das Täublein fliegt aus seiner Kluft | ||
und macht sich in die Wälder; | ||
die hochbegabte Nachtigall | ||
ergötzt und füllt mit ihrem Schall | ||
Berg, Hügel, Tal und Felder. | ||
4. | Die Glucke führt ihr Völklein aus, | |
der Storch baut und bewohnt sein Haus, | ||
das Schwälblein speist die Jungen, | ||
der schnelle Hirsch, das leichte Reh | ||
ist froh und kommt aus seiner Höh | ||
ins tiefe Gras gesprungen. | ||
5. | Die Bächlein rauschen in dem Sand | |
und malen sich und ihren Rand | ||
mit schattenreichen Myrten; | ||
die Wiesen liegen hart dabei | ||
und klingen ganz vom Luftgeschrei | ||
der Schaf und ihrer Hirten. | ||
6. | Die unverdroßne Bienenschar | |
fliegt hin und her, sucht hier und dar | ||
ihr edle Honigspeise; | ||
des süßen Weinstocks starker Saft | ||
bringt täglich neue Stärk und Kraft | ||
in seinem schwachen Reise. | ||
7. | Der Weizen wächset mit Gewalt; | |
darüber jauchzet jung und alt | ||
und rühmt die große Güte | ||
des, der so überflüssig labt | ||
und mit so manchem Gut begabt | ||
das menschliche Gemüte. | ||
8. | Ich selber kann und mag nicht ruhn, | |
des großen Gottes großes Tun | ||
erweckt mir alle Sinnen; | ||
ich singe mit, wenn alles singt, | ||
und lasse, was dem Höchsten klingt, | ||
aus meinem Herzen rinnen. | ||
9. | Ach, denk ich, bist du hier so schön | |
und läßt uns so lieblich gehn | ||
auf dieser armen Erden, | ||
was will doch wohl nach dieser Welt | ||
dort in dem festen Himmelszelt | ||
und güldnen Schlosse werden! | ||
10. | Welch hohe Lust, welch heller Schein | |
wird wohl in Christi Garten sein! | ||
Wie muß es da wohl klingen, | ||
da so viel tausend Seraphim | ||
mit unverdroßnem Mund und Stimm | ||
ihr Hallelujah singen! | ||
11. | O wär ich da, o stünd ich schon, | |
ach süßer Gott, vor deinem Thron | ||
und trüge meine Palmen! | ||
So wollt ich nach der Engel Weis | ||
erhöhen deines Namens Preis | ||
mit tausend schönen Psalmen. | | [S. 378] | |
12. | Doch gleichwohl will ich, weil ich noch | |
hier trage dieses Leibes Joch, | ||
auch nicht gar stille schweigen; | ||
mein Herze soll sich fort und fort | ||
an diesem und an allem Ort | ||
zu deinem Lobe neigen. | ||
13. | Hilf mir und segne meinen Geist | |
mit Segen, der vom Himmel fleußt, | ||
daß ich dir stetig blühe; | ||
gib, daß der Sommer deiner Gnad | ||
in meiner Seele früh und spat | ||
viel Glaubensfrücht erziehe. | ||
14. | Mach in mir deinem Geiste Raum, | |
daß ich dir werd ein guter Baum, | ||
und laß mich Wurzel treiben; | ||
verleihe daß zu deinem Ruhm | ||
ich deines Gartens schöne Blum | ||
und Pflanze möge bleiben. | ||
15. | Erwähle mich zum Paradeis | |
und laß mich bis zur letzten Reis | ||
an Leib und Seele grünen; | ||
so will ich dir und deiner Ehr | ||
allein und sonsten keinem mehr | ||
hier und dort ewig dienen. |
Deutsches evangelisches Gesangbuch für die Schutzgebiete und das Ausland. Hrsg. vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuß. Berlin 1915, S. 376–378 (Nr. 377).
DVA: V 2/865, d
Dort folgende Herkunftsnachweise: [Melodie] "Augustin Harder, 1813", [Text] "Paul Gerhardt, 1607–1676".
last modified
08.07.2009 09:58