C. Es waren zwei Nachbarskinder
(Südwestdeutsche Parodie 1921)
Text: Beda Hafen (1875–1933)
| Württemberg und Baden | ||
| 1. | Es waren zwei Nachbarskinder, | |
| Die hatten sich beide lieb, | ||
| Bald etwas mehr und bald minder. – | ||
| (Ach, wenn es nur immer so blieb!) | ||
| 2. | Da sprach das eine zum andern: | |
| "Ich schlage Dir vor, mein Kind, | ||
| Gemeinsam durchs Leben zu wandern, | ||
| Weil wir ja Nachbarn sind!" | ||
| 3. | Das Mägdlein schwieg erst bedächtig | |
| Und brachte dann schüchtern hervor: | ||
| "Ich fürchte, du haust mich mächtig | ||
| Beim Ehekontrakt übers Ohr! | ||
| 4. | Auch wirst du schalten und walten, | |
| Wie dir's gerade gefällt! | ||
| Ich darf den Schnabel halten | ||
| Und werde kaltgestellt!" | ||
| 5. | "Das Leben wird dir verzuckert," | |
| Beschwor der Jüngling die Maid. – | ||
| "Ich mag einmal nicht nach Schtuckert!" | ||
| So hieß des Mädels Bescheid. | ||
| 6. | Noch heute sind beide zu schauen | |
| Als Bräutigam und als Braut: | ||
| Man kann sie leider nicht trauen, | ||
| Weil keinʼs dem anderen traut! | ||
Württemberg und Baden. In: Jugend 26 (1921), Nr. 24 (1. September), S. 646 [= im Digitalisat S.652]
Dort folgende Autorangabe: "Beda".
Editorische Anmerkung:
Bei dem Autorkürzel "Beda" handelt es sich um den Schriftsteller Beda Hafen (1875–1933), der Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Jugend" war.
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22.08.2013 07:56