B. Es war ein König in Tule
(Vertonung Carl Friedrich Zelter 1812)
Text: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Musik: Carl Friedrich Zelter (1758–1832)
Der König von Tule | ||
1. | Es war ein König in Tule, | |
gar treu bis an das Grab, | ||
dem sterbend seine Buhle | ||
einen goldnen Becker gab. | ||
2. | Es ging ihm nichts darüber, | |
Er leert ihn jeden Schmaus, | ||
Die Augen gingen ihm über, | ||
So oft er trank daraus. | ||
3. | Und als er kam zu sterben, | |
Zält er seine Städt' im Reich, | ||
Lies alles seinen Erben, | ||
Den Becher nicht zugleich. | ||
4. | Er sass beym Königsmale, | |
Die Ritter um ihn her, | ||
In hoher Väter Saale, | ||
Dort auf dem Schloss am Meer. | ||
5. | Dort stand der alte Zecher, | |
Trank letzte Lebensgluth | ||
Und warf den heilgen Becher | ||
Hinunter in die Flut. | ||
6. | Er sah ihn stürzen, trinken, | |
Und sinken tief ins Meer; | ||
Die Augen thäten ihm sinken, | ||
Trank nie einen Tropfen mehr. |
Zelters sämmtliche Lieder, Balladen und Romanzen für das Piano-Forte. 3tes Heft. Berlin o. J. [1812], S. 5 (Nr. 3). Neudruck: Hildesheim 1984.
DVA: Mg 41/296
Dort folgender Autorenhinweis: "Göthe".
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14.07.2009 12:55