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Eltern mein, Eltern mein, wird ihr noch am Leben sein?


Das Rekrutenlied "Eltern mein, Eltern mein, wird ihr noch am Leben sein" wurde wahrscheinlich während des Ersten Weltkriegs von einem russlanddeutschen Soldaten verfasst. Sein Text handelt von einem jungen Mann, der in den Krieg ziehen muss und in dieser Situation Hoffnung und Trost aus dem Glauben an Gott schöpft. Der unbekannte Verfasser hat seinen Strophen die Melodie eines geistlichen Liedes unterlegt. In der Umgebung von Leningrad ist dieses Soldatenlied noch um 1930 nachgewiesen. Jüngere Belege sind bislang nicht bekannt.

I. "Eltern mein, Eltern mein, wird ihr noch am Leben sein" stammt vermutlich aus der Feder eines jungen Russlanddeutschen. Der unbekannte Autor schrieb dieses Rekrutenlied offensichtlich aus persönlicher Betroffenheit heraus, als Reaktion auf die Mobilmachung während des Ersten Weltkriegs. Über Entstehungsort und -jahr gibt es keine verbrieften Informationen. Der bislang einzige Beleg des Liedes ist eine Textabschrift aus einem handschriftlichen Liederheft, die der Philologe und Germanist Viktor Schirmunski im Jahr 1930 im Umland von Leningrad anfertigen konnte (Edition A). Seine Strophen sollen auf die Weise des geistlichen Liedes "Laßt mich gehn, daß ich Jesum möge sehn" gesungen worden sein.

II. Der Text des Liedes handelt von den Gedanken eines jungen Soldaten, der in den Krieg aufbrechen muss. Er weiß nicht, ob seine Eltern noch am Leben sind und denkt mit Sorge daran, am kommenden Tag "für das liebe Vaterland" (d.h. für Russland) in den Krieg ziehen zu müssen, ohne noch einmal Kontakt zu ihnen aufnehmen zu können. Im Geiste spricht er seinen Eltern und sich selbst Trost und Hoffnung zu: Gott wird dafür sorgen, dass Eltern und Sohn einander wieder sehen. Sollte er doch im Krieg sterben, wird die Trauer dadurch gemildert werden, dass er seine Pflicht als Bürger des russischen Reiches getan hat. Das Lied ist insgesamt recht abstrakt gehalten: im gesamten Text gibt es keinerlei konkrete Bezüge zu Personen, Orten, Regionen oder in den Krieg involvierten Staaten. Auf die Entstehung des Liedes im russlanddeutschen Milieu verweist neben dem Aufzeichnungsort einzig das Zitat eines anderen russlanddeutschen Soldatenliedes: die Worte des letzten Verses des fünften Strophe ("Wo der Krieg so wüten tut") entstammen der Kriegsklage "Wie sieht's aus im Fernen Osten". Dieses populäre russlanddeutsche Lied entstand während des russisch-japanischen Krieges und wurde bis in die 1990er Jahre in immer neuen Zusammenhängen rezipiert. Über die Rezeption von "Eltern mein, Eltern mein, wird ihr noch am Leben sein" ist hingegen bislang nichts weiter bekannt. 

INGRID BERTLEFF
(Juli 2010)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Eltern mein, Eltern mein, wird ihr noch am Leben sein? (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/eltern_mein_eltern_mein/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 16.09.2013 01:11
 

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