Edition C: Des Knaben Wunderhorn 1806 copied.
C. Ein feste Burg ist unser Gott
(Des Knaben Wunderhorn 1806)
Text: Martin Luther (1483–1546)
| Kriegslied des Glaubens. | ||
| 1. | Ein feste Burg ist unser Gott, | |
| Ein gute Wehr und Waffen, | ||
| Er hilft uns frei aus aller Noth, | ||
| Die uns jetzt hat betroffen; | ||
| Der alte böse Feind, | ||
| Mit Ernst es jetzt meint, | ||
| Groß Macht und viel List | ||
| Sein grausam Rüstung ist; | ||
| Auf Erd ist nicht seins Gleichen. | ||
| 2. | Und wenn die Welt voll Teufel wär, | |
| Und wollten uns verschlingen, | ||
| So fürchten wir uns nimmermehr, | ||
| Es soll uns doch gelingen; | ||
| Der Feind von dieser Welt, | ||
| Wie wild er sich stellt, | ||
| Thut er uns doch nichts; | ||
| Er scheut ja das Licht, | ||
| Ein Wort das kann ihn fällen. | | [S. 112] | |
| 3. | Gott Ehr und Preis, der uns zu Gut, | |
| Den Feind durch uns will schlagen, | ||
| Und über uns hat treue Hut | ||
| Auf seinem Feuerwagen, | ||
| Sein ganz himmlisch Heer | ||
| Rondet um uns her, | ||
| Lobsingt, lobsinget ihm, | ||
| Lobsingt mit heller Stimm: | ||
| Ehr sey Gott in der Höhe! | ||
| 4. | Sein Wort sie sollen lassen stehn; | |
| Kein Dank dafür nicht haben, | ||
| Wir haben es wohl eingesehn | ||
| Mit seinem Geist und Gaben. | ||
| Nehmen sie den Leib, | ||
| Gut, Ehr, Kind und Weib, | ||
| Laß fahren dahin, | ||
| Sie haben keinen Gewinn; | ||
| Das Reich muß uns doch bleiben! | ||
| 5. | Lob, Ehr und Preis sey seiner Macht; | |
| Sein ist die ewge Veste, | ||
| Er wacht und schillert Tag und Nacht, | ||
| Daß alles geht aufs Beste; | ||
| Jesus ist sein Wort, | ||
| Ein heimlich offen Wort, | ||
| Ihn ruft Wacht zu Wacht | ||
| Zum Trost durch die Nacht, | ||
| Bis alle Vögel ihm singen. | ||
Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. Achim v. Arnim und Clemens Brentano, Bd. 1, Heidelberg 1806, S. 112f.
DVA: V 1/329, aa
Dort folgender Herkunftsnachweis: "Mündlich nach Martin Luther Lieder. Zittau 1710. S. 502. und Phil. von Sittewald II. Band. S. 691".
Zu den erwähnten Quellen und der Fassung:
Vgl. den kritischen Kommentar von Heinz Röllecke (Des Knaben Wunderhorn. Historisch-kritische Ausgabe. Lesarten und Erläuterungen zu Teil 1) in: Clemens Brentano. Sämtliche Werke und Briefe, Bd. 9,1. Stuttgart 1975, S. 241–250.
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16.07.2009 09:46