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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Der Hecker ist gekommen in den Schwarzwald hinein Edition C: Nassau um 1860
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C. Der Hecker ist gekommen in den Schwarzwald hinein

(Nassau um 1860)


Text und Melodie: anonym

Scan der Editionsvorlage
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1. Der Hecker ist gekommen in den Schwarzwald hinein;
Als Kaiser über Deutschland, das wollt er gleich sein.
 
2. Die Krone, den Scepter hätte er gern gehabt;
Da haben die Soldaten ihn drüber ertappt.
 
3. Kaum hatt' er sich gewendet zu seiner frechen Rott,
Da schossen die Schurken den Gen'ral zu todt.
 
4. Da kamen die Hessen und die Nassauer in die Wuth,
Sie kämpften wie Löwen, bis Blut fließen thut.
 
5. Da kamen die Feigen alsobald in die Flucht,
Sie warfen ihre Waffen hinein in die Schlucht.
 
6. Gelt Hecker, gelt Struve, das Blatt hat sich gewendt?
Ihr habt ja bei Freiburg den Schnurrbart verbrennt!
 
7. Den Schnurrbart verbrennet und die Sensen verlor'n;
Gelt Hecker, gelt Struve, jetzt kommen die Mohr'n?
 
8. Ihr König' und Kaiser, mit dem Hecker ist es aus;
Was bekommen die Soldaten, wenn sie kommen nach Haus? |[fol. v.]
 
9. "Ein schönes junges Mädchen, ein gutes Glas Wein,
Das soll ja, das soll ja euer Lohn dafür sein!" –


Liedaufzeichnung in Essershausen (Oberlahnkreis) durch den Lehrer Friedrich Seibert in den Jahren 1859–1864 (Nr. 131 im Manuskript von Seibert's Liedsammlung).
DVA: A 101453

Dort folgender Hinweis: "Sonst vielfach im Weilburgischen".


Editorische Anmerkung:
Friedrich Seibert war in den Jahren 1859–1864 als Lehrer in Essershausen tätig. Das zum Druck vorbereitete Manuskript seiner Liedsammlung blieb unpubliziert; siehe Otto Stückrath: Volksliedsammler unseres Gebiets. In: Otto Stückrath, August Bertsche: Unser nassauisches Volkslied. Bad Ems 1928 (Sonderheft der "Nassauischen Blätter"), S. 11–16, hier S. 12.

Die Fassung des Liedtextes in der Aufzeichnung von Seibert zeigt zu beiden vorangegangenen Quellen Übereinstimmungen und Unterschiede: Wie beim Lieddruck 1856 (Edition B)
fehlt die einleitende Bänkelsängerstrophe,
sind die beiden Strophen über die hessischen Soldaten und die Flucht der Revolutionäre (s. oben Str. 4 und 5) hier enthalten,
ebenso wie die Wendungen "freche Rott" (in Str. 3 – statt: "Freischar" s. Edition A)
und "... die Sensen verlor'n; [...], jetzt kommen die Mohr'n?" (in Str. 7 – statt "..., die Zensur verlor. [...], das ist euer Lohn!" s. Edition A)
Aber auch zur Version im handschriftlichen Liederbuch 1851 (Edition A) gibt es Überschneidungen
beide enthalten die Strophe mit Mädchen und Wein als Lohn für die Soldaten (Str. 9)
bei beiden fehlt die "Parlament"-Strophe (s. Edition B, Str. 10),
identisch ist auch die Formulierung "Gelt Hecker, gelt Struve, [...] bei Freiburg ..." (Str. 6 – statt "Gelt Hecker, gelt Hecker, [...] bei Kandern..."
s. Edition B, Str. 7)

Die oben edierte Textversion aus Nassau ist kein Einzelfall, sie lässt sich auch Jahrzehnte später noch in dieser Region nachweisen; s. DVA: A 101726 (Liedaufzeichnung von Karl Toenges, Lehrer in Liedschied, Kr. St. Goarshausen, vor 1929).
Der Variantenvergleich der drei frühen Liedaufzeichnungen (Edition A, B und C) zeigt eine relativ stabile Überlieferung der inhaltlich relevanten Bausteine des Textkorpus und zugleich eine Variantenvielfalt in etlichen Formulierungsdetails. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine starke mündliche Tradierung des Liedes in jenen Jahren.
last modified 19.06.2012 12:15
 

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