Edition C: Jugendbewegung 1923 copied.
C. Auf, du junger Wandersmann!
(Jugendbewegung 1923)
Text und Melodie: anonym
Textbearbeitung: Walther Hensel (1887–1956)
Fränkisches Volkslied | ||
1. | Auf, du junger Wandersmann! | |
jetzo kommt die Zeit heran; | ||
die Wanderzeit | ||
die gibt uns Freud. | ||
Woll'n uns auf die Fahrt begeben, | ||
das ist unser schönstes Leben; | ||
große Wasser, Berg und Tal | ||
anzuschauen überall. | | [S. 3] | |
2. | An dem schönen Donaufluß | |
findet man ja seine Lust | ||
und seine Freud | ||
auf grüner Heid, | ||
wo die Vöglein lieblich singen | ||
und die Hirschlein fröhlich springen; | ||
dann kommt man vor eine Stadt, | ||
wo man gute Arbeit hat. | ||
3. | Mancher hinterm Ofen sitzt | |
und gar fein die Ohren spitzt, | ||
keine Stund fürs Haus | ||
ist kommen aus; | ||
den soll man als Gsell erkennen, | ||
oder gar ein Meister nennen, | ||
der noch nirgends ist gewest, | ||
nur gesessen in seim Nest. | ||
4. | Mancher hat auf seiner Reis' | |
ausgestanden Müh' und Schweiß | ||
und Not und Pein, | ||
das muß so sein: | ||
trägts Felleisen auf dem Rucken, | ||
trägt es über tausend Brucken, | ||
bis er kommt nach Innsbruck ein, | ||
wo man trinkt Tirolerwein | ||
5. | Morgens wenn der Tag angeht | |
und die Sonn am Himmel steht | ||
so herrlich rot | ||
wie Milch und Blut; | ||
auf ihr Brüder, laßt uns reisen, | ||
unserm Herrgott Dank erweisen | ||
für die fröhlich Wanderzeit | ||
hier und in die Ewigkeit. |
Finkensteiner Blätter. Ein lebendiges Liederbuch in monatlicher Folge hrsg. von Walther Hensel, 1. Jahrgang. Augsburg-Aumühle: Bärenreiterverlag 1923/24, S. 2f.
DVA: V 1/6646
Editorische Anmerkung:
In der vorliegenden Ausgabe des ersten Gesamtjahrgangs der "Finkensteiner Blätter" wurden die zwölf je achtseitigen einzelnen Liedhefte zusammengefasst, die 1923/24 "in monatlicher Folge" erschienen waren. "Auf, du junger Wandersmann" erschien als erstes Lied im ersten Einzelheft des Jahrgangs. Der Herausgeber Walther Hensel wurde – so Karl Vötterle, der Verleger der "Finkensteiner Blätter" im Rückblick – "nie müde, dieses Lied mit uns zu singen. Und so wie er mit uns sang, hat er uns eingefügt in den Strom der Überlieferung" (Haus unterm Stern. Über Entstehen, Zerstörung und Wiederaufbau des Bärenreiter-Werkes, 3. [erweiterte] Auflage. Kassel u. a. 1963, S. 110). Dass Hensel das Lied aus Ditfurths 1855 erschienenen "Fränkischen Volksliedern" (Edition B) übernommen hat, ist in den "Finkensteiner Blättern" (und in späteren Bärenreiter-Publikationen) nicht vermerkt, stattdessen wurde die neue, von der Vorlage jedoch keineswegs grundlegend abweichende Textfassung zu dessen "geistigem Eigentum" erklärt und im Fall von Urheberechtsverletzungen mit "gerichtlicher Verfolgung" gedroht (Finkensteiner Blätter 1923/24, S. 8).
last modified
12.10.2011 11:52