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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Ich liebe das Denken Edition C: Umdichtung Ende 18. Jahrhundert
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C. Ich liebe das Denken

(Umdichtung Ende 18. Jahrhundert)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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1.Ich liebe das Denken, und rede nicht viel,
Vernunft muß mich lenken, und führen zum Ziel:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, und jederzeit frey.
 
2.Man redet von Lieben, und schöner Gestalt,
man spricht von den Trieben der Liebesgewalt:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, und jederzeit frey.
 
3.Man fraget was dieser und jener jetzt thut,
man spricht von Florindo, und von seiner Huth:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, etc.
 
4.Jetzt kommt ein Verliebter, und redet mit mir,
von Scherzen und Küssen, den Liebesbegier:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, etc.
 
5.Dort ist ein Gelehrter, und plaudert etwas
von Versen, und zierlicher Schreibart für d'Nas:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, etc. |[S. 8]
 
6.Ein andrer von Mode verblendter Amant,
macht Schares, er schmeichelt, und küßt mir die Hand:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, und jederzeit frey.
 
7.Dort steht ein kurzweilig und munterer Mann,
man hört seine Sachen, und rühmet sie an:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, und etc.
 
8.Der reicht mir aus goldener Dose Taback,
er greift nach den Uhren, und kleppert im Sack:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen, etc.
 
9.Dort steigt ein recht schöner Narcissus daher,
vor Liebe schwört Treu, und brichts ohngefähr:
ich lache zur Sache, und denke dabey,
Gedanken sind allen etc.
 
10.Mein Damon ein Schäfer, ist zwar nicht sehr schön,
nicht reich, noch zu freche zum Küssen gewöhnt:
der ist mir der liebste, warum? er ist treu,
und zeiget wie lieb ihm die Gegenlieb sey


Drey schöne Weltliche Lieder. Das erste: Soll ich das Lieben dann lassen? [...] Das dritte: Ich liebe das Denken / und rede nicht viel / Vernunft muß mich lenken, etc. Gedruckt in dem Jahr, da es gut Taback trinken war. No. 70. Flugschriftendruck o. O., o. J., S. 7f..
DVA: Bl 13175


Editorische Anmerkung:
Die Strophen 1–3 des Flugschriftendrucks entsprechen dem ursprünglichen Liedtext (vgl. Edition A, Str. 1, 2 und 6), die Strophen 4–10 sind neu verfasst.
Illustriert ist der Druck auf dem Titelblatt mit einem Holzschnitt, der – korrespondierend zur Druckangabe – einen Raucher mit Tabakspfeife zwischen Ballen und Blättern der Tabakspflanze zeigt.
Der humoristische Druckvermerk "Gedruckt in dem Jahr, da es gut Taback trinken war" ließ sich bislang nicht näher zuordnen. Es ist daher auch nicht bekannt, wann diese Flugschrift publiziert wurde. Ihre Datierung auf den Zeitraum "Ende 18. Jahrhundert" bleibt ungewiss, sie ist lediglich eine Annahme im Kontext der gesamten Liedgeschichte.
Die Flugschrift stammt aus der Sammlung des Innsbrucker Bibliothekars und Heimatforschers Hans Hochenegg (1894–1993) – möglicherweise ein Indiz dafür, dass die Provenienz des Drucks regional ebenfalls im österreichischen oder süddeutschen Raum zu verorten sein könnte.

Eine weitere Auflage dieser Flugschrift (DVA: Bl 13240) ist mit anderem Titelbild versehen: statt dem Raucher mit Pfeife ist dort eine reich verzierte Rosette mit Sonne und Gesicht abgebildet. Der Flugschriftentitel, die darin enthaltenen Lieder und Texte sind jedoch identisch – ebenso der Druckvermerk "Gedruckt in dem Jahr, da es gut Taback trinken war. No. 70".
last modified 15.03.2016 07:06
 

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