E. Geh aus, mein Herz, und suche Freud'
(Vertonung von Josef Gersbach 1833)
Text: Paul Gerhardt (1607–1676)
Musik: Josef Gersbach (1787–1830)
| Freud' im Freien. | ||
| 1. | Geh aus, mein Herz, und suche Freud' | |
| in dieser lieben Sommerzeit, | ||
| an deines Gottes Gaben. | ||
| Schau an der schönen Gärten Zier | ||
| und siehe, wie sie dir und mir | ||
| sich ausgeschmücket haben. | | [S. 15] | |
| 2. | Die Bäume stehen voller Laub, | |
| Das Erdreich decket seinen Staub | ||
| Mit einem grünen Kleide. | ||
| Narzissen und die Tulipan | ||
| Die ziehen sich viel schöner an, | ||
| Als Salomonis Seide. | ||
| 3. | Die Lerche schwingt sind in die Luft, | |
| Das Täubchen fleugt aus seiner Kluft, | ||
| Und macht sich in die Wälder. | ||
| Die hochgelobte Nachtigall | ||
| Ergötzt und füllt mit ihrem Schall | ||
| Berg, Hügel, Thal und Felder. | ||
| 4. | Die Glucke führt ihr Küchlein aus, | |
| Der Storch baut und bewohnt sein Haus, | ||
| Das Schwälblein äzt die Jungen, | ||
| Der schnelle Hrisch, das leichte Reh | ||
| Ist froh und kommt aus seiner Höh' | ||
| In's tiefe Gras gesprungen. | ||
| 5. | Die Bächlein rauschen in dem Sand, | |
| Und mahlen sich in ihrem Rand | ||
| Mit schattenreichen Myrthen; | ||
| Die Wiesen liegen hart dabei | ||
| Und klingen ganz von Lustgeschrei | ||
| Der Schaf' und ihrer Hirten. | ||
| 6. | Die unverdroß'ne Bienenschar | |
| Fleugt hin und her, sucht hier und dar | ||
| Ihr' edle Honigspeise; | ||
| Des süßen Weinstockes starker Saft | ||
| Bringt täglich neue Stärk' und Kraft | ||
| In seinem schwachen Reise. | ||
| 7. | Ich selber kann und mag nicht ruh'n: | |
| Des großen Gottes großes Thun | ||
| Erweckt mir alle Sinnen. | ||
| Ich singe mit, wenn Alles singt, | ||
| Und lasse, was dem Höchsten klingt, | ||
| Aus meinem Herzen rinnen. | ||
| 8. | Ach, denk ich, bist du hier so schön, | |
| Und lässest uns so lieblich geh'n | ||
| Auf dieser armen Erden, | ||
| Was will doch wohl nach dieser Welt | ||
| Dort in dem festen Himmelszelt | ||
| Und güldnem Schlosse werden? | ||
| 9. | O wär ich da, o stünd' ich schon, | |
| Du lieber Gott, vor deinem Thron | ||
| Und trüge meine Palmen, | ||
| So wollt' ich nach der Engel Weis' | ||
| Erhöhen deines Namens Preis | ||
| Mit tausend schönen Psalmen! | ||
Wandervögelein oder Sammlung von Reiseliedern, nebst einem Anhange von Morgen- und Abendliedern. In vierstimmigen Tonweisen von Josef Gersbach. 2. veränderte Aufl. Frankfurt 1833, S. 15f. (Nr. 7).
DVA: V 1/4675
Dort mit dem falschen Autorennachweis: "Friedrich Spee".
Anmerkungen zur Notenedition:
Takt 5, 1. und 2. Note ("deines"): in der Vorlage ist der Rhythmus fälschlich als punktierte Achtel plus Achtel notiert.
last modified
08.07.2009 08:58